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Bildung & Erziehung

Absolut verschwiegen – und humorvoll

Dienstag, 23. August 2016 | Text: Lisa Stiemer | Bild: Meine Südstadt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Seelsorge – das klingt nach zuhören, helfen, Gutes tun, aber auch nach Schwermut, Belastung und Trauer. Telefonseelsorge  für Kinder und Jugendliche nimmt sich da nicht aus, zeichnet wohl eher noch ein dramatischeres Bild im Kopf. So die erste Annahme. Im Gespräch mit Michaela Lippmann, Koordinatorin für ehrenamtliches Engagement beim Kinderschutzbund in der Bonner Straße, tritt jedoch Überraschendes zu Tage und zeigt, dass Telefonberatung für Kinder und Jugendliche weit mehr ist.
 
Seit 1970 bietet der Kinderschutzbund Köln in der Bonner Straße solch ein Kinder- und Jugendtelefon an. Es startete zunächst als Notruf. In Zusammenarbeit mit „Nummer gegen Kummer e.V.“, dem Dachverband der Kinder- und Jugendtelefone in Deutschland, ist es heute das älteste telefonische Beratungsangebot Deutschlands mit fast 90 Kinder- und Jugendtelefonen bundesweit.

 

Weder Eltern noch Freunde erfahren von dem Anruf

 

Im Vordergrund stehen absolute Vertraulichkeit und Anonymität. Anrufer müssen weder ihren Namen nennen, noch erscheinen die Gespräche auf der Telefonabrechnung. Egal um welches Thema es sich handelt, das Kinder- und Jugendtelefon bietet absolute Verschwiegenheit und meldet den besprochenen Inhalt in keinem Fall an Behörden oder andere außenstehende Personen. So kann sichergestellt werden, dass weder Eltern, Verwandte, Freunde oder andere Institutionen vom Anruf und dessen Inhalt erfahren.

In Köln arbeiten etwa 16 ehrenamtliche Berater und Beraterinnen. In unregelmäßigen Abständen bildet der Kinderschutzbund zusätzliche Telefonberater und Telefonberaterinnen aus. So auch in diesem Jahr. In intensiven, kostenlosen Schulungen werden die Grundlagen der Gesprächsführung sowohl theoretisch als auch praktisch vermittelt, z. B. durch Rollenspiele. Darüber hinaus gibt es Themenabende zu Spezialthemen wie sexuellem Missbrauch, Trauer, Mobbing, Liebe und Sexualität u. a. Zu einigen Themen werden auch externe Referenten eingeladen.

 

Von der Studentin bis zur Rentnerin
 
Die Schulungen finden von Oktober 2016 bis April 2017 jeweils donnerstags 16.30 – 19.00 Uhr statt. Nach der Ausbildung sollten Ehrenamtliche mindestens einmal in der Woche zwei Stunden – das entspricht einem Dienst – für das Kinder- und Jugendtelefon arbeiten. Insgesamt sollten 80 Dienste abgeleistet werden. Bei zwei Stunden in der Woche entspricht das einer Mitgliedschaft von etwa zwei Jahren.

 

Wer öfter als Berater oder Beraterin tätig werden möchte, darf natürlich weitere Dienste übernehmen. Der älteste Ehrenamtler ist schon seit 17 Jahren dabei; die meisten bleiben etwa vier Jahre. „Von der Studentin, über die Sekretärin, bis zur Rentnerin ist alles vertreten“, erzählt Michaela Lippmann, die Koordinatorin für ehrenamtliches Engagement.

 

Humor? Genau!
 
Was müssen Interessierte mitbringen, um als Telefonberater und Telefonberaterin arbeiten zu können? Zunächst einmal Zeit für die Schulungen und Zeit für die Mitarbeit. „Einer mittelfristigen Tätigkeit sollte man schon zusagen können“, sagt Michaela Lippmann. Denn Dienste werden geplant, und es hängt viel dran. Daneben braucht es aber vor allem eine Überdosis Humor und Geduld.

Humor? Genau! Hier eröffnet sich der interessante Aspekt der Beratungen für Kinder und Jugendliche. „In allererster Linie ist man Kontaktperson und nicht ‚Der Berater/ Die Beraterin‘. Das ist ein Unterschied“, erklärt Michaela Lippmann. Tatsächliche Beratungen fallen nur in 22 Prozent der Fälle an. 15 Prozent der Anrufer legen direkt wieder auf, sechs Prozent schweigen und 48 Prozent laufen unter der Überschrift „Alternative Kontaktversuche“. Dahinter verbergen sich Jugendliche, die konstruierte Geschichten aus dem Hut zaubern und sich einen Spaß machen wollen.

 

Oftmals rufen auch Gruppen von Jugendlichen an. Für den Berater/ die Beraterin heißt es dann Geduld haben, nachfragen, herausfinden, inwiefern die Thematik glaubwürdig ist: „Wichtig ist, die Selbstschutzstrategien der Kinder und Jugendlichen auszuhalten und in ein Gespräch zu überführen“, zeigt sich Michaela Lippmann überzeugt. Wenn Berater und Beraterinnen mit Verständnis auf die Anrufer eingingen, dann lernten die Anrufer, dass sie sich bei echten Problemen an das Kinder- und Jugendtelefon wenden können, weil da jemand sei und zuhöre.

 

Jeder Anruf eine Chance

 

Falsch wäre es in so einem Fall, die Scherz-Anrufer bloßzustellen und einfach aufzulegen. Auch bedeutet das nicht, dass es nicht lohnt, über konstruierte Geschichten, wie z. B. eine Schwangerschaft unter Minderjährigen, zu sprechen. Meist lernen die Anrufer aus solch einem Gespräch doch noch eine ganze Menge – oder es steckt doch mehr dahinter als vorher angenommen. Jeder Anruf birgt eine Chance.
 
Viele Kinder und Jugendliche suchen aber auch einfach Kontakt, eine Person zum Reden – ganz ohne dass tiefgreifende Probleme dahinterstehen. Der Großteil der Gespräche dauert dann auch nur fünf bis zehn Minuten. Beratungen und Gespräche von mehr als 30 Minuten kommen eher selten vor.

 

Dauerbrenner Sexualität

Hauptsächlich sind es die 12 bis 15-Jährigen, die das Gespräch suchen. Dauerbrenner ist das Thema Sexualität, erst danach kommen psychosoziale Probleme und die Gesundheit. Das dritte Hauptthema ist Liebe und Partnerschaft. Viel seltener rufen Kinder und Jugendliche wegen Problemen in der Familie, der Schule oder dem Beruf an.

 

Jungen und Mädchen wenden sich übrigens in etwa zu gleichen Teilen an die Telefonberatung, und auch die angesprochen Themen unterscheiden sich nicht nach Geschlecht. Die großen Themen des Lebens sind überall die Gleichen – auch unter den Jugendlichen. Frau Lippmann jedenfalls erzählt das alles mit einem Lächeln: „Wenn man den Hörer abnimmt, weiß man nie, was sich dahinter verbirgt“.

 

Eine Stunde statt fünf Minuten

 
So erfüllt die Arbeit der Berater und Beraterinnen des Kinder- und Jugendtelefon wohl nicht die üblichen Klischees einer Seelsorge und kann dadurch sehr vielfältig sein. Frau Lippmann nennt es das „unerschöpfliche Potpourri der Themen“. Natürlich gibt es auch die schweren Fälle, bei denen dann eine Stunde statt fünf Minuten geredet wird und in denen es um Mobbing, Missbrauch, Gewalt, Vernachlässigung, Sucht oder Suizidgedanken geht. Vor allem nicht zu wissen, wie es den Kindern und Jugendlichen nach dem Gespräch ergeht, kann die Telefonberater und Telefonberaterinnen sehr belasten. Dafür steht ihnen einmal im Monat ein Supervisor zur Seite, um darüber zu sprechen.
 
„Wichtig ist, geduldig, wertfrei und anspruchslos an das Gespräch heranzugehen“, fasst Michaela Lippmann zusammen. Auch bei Scherzanrufen: Es gibt keine unwichtigen Anrufe. „Es ist unheimlich faszinierend, was dann manchmal da rauskommt“, so Lippmann.

 

100 Ehrenamtliche, 50 haupt- und nebenamtliche Mitarbeiter

Der Kinderschutzbund bietet neben dem Kinder- und Jugendtelefon weitere Projekte, wie z. B. Familienberatungen, Elternkurse, Stadtteiltreffs, Krankenhausbesuchsdienste oder das Elterntelefon. Der Bund wurde 1953 in Hamburg gegründet, und schon 1954 entstand die „Ortsgruppe Köln“. Der Verein engagiert sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen für Kinder und Jugendliche, Eltern und Familien. Über 100 ehrenamtliche und ca. 50 haupt- und nebenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen helfen mit.
 
Wer Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit beim Kinder- und Jugendtelefon hat, kann sich in einem persönlichen Gespräch informieren.

 

Ansprechpartner Kinder- und Jugendtelefon:

Claudia Reindl, Tel.: 0221/5 77 77 – 15
 
Zeitraum der Schulung:
Oktober 2016 bis April 2017
 
Mehr im Netz:
www.kinderschutzbund-koeln.de

Text: Lisa Stiemer

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