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Kultur

Der vergessene Schatz

Mittwoch, 12. August 2015 | Text: Jörg-Christian Schillmöller | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Den Vater Rhein übersieht man leicht. Obwohl man dauernd an ihm vorbeifährt. Seit mehr als 100 Jahren steht er da, in Stein gemeißelt, mit wallendem Haar. Er bewacht die Südbrücke. Wer die Rheinuferstraße stadtauswärts nimmt, sieht ihn gleich links von der Fahrbahn am Brückenpfeiler stehen. In der Hand hält der Flussgott einen Fisch und ein Zahnrad – Symbole für Industrie und Fischerei. 

 

Ich bin jahrelang vorbeigefahren. Und Vater Rhein ist nicht der einzige Schatz, der an dem Brückenkopf aus rotem Sandstein zu finden ist. Ich verrate gleich mehr.

 

Der Brückenkopf der Südbrücke war im Juli zum zweiten Mal „Denkmal des Monats“, ausgewählt vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege. 30 Menschen sind zum Ortstermin gekommen, mitten in den Ferien. Auch CDU-Ratsfrau Monika Roß-Belkner zum Beispiel. Alle hier sind hin- und her gerissen: Tolles Bauwerk, schlechter Zustand. Was tun?

 

Würdiger Abschluss der Innenstadt

 

Zwei Menschen, denen die Brücke am Herzen liegt, sind dabei: Stephan von Wahl und Dr. Alexander Kierdorf. Der zweite erzählt uns die Brückengeschichte, er berichtet von den Bauarbeiten, damals, kurz nach der Jahrhundertwende. Er berichtet, dass die Stadt ein repräsentatives Gebäude wollte, einen würdigen architektonischen Abschluss der Innenstadt – und ein Bauwerk, das jeder sofort sehen kann, der von Süden kommt.

 

Stephan von Wahl verbindet eine persönliche Geschichte mit dem Brückenkopf, mit diesem Trumm von Doppelturm, der seine Spitzen im Krieg eingebüßt hat. Stephan von Wahl hat hier seine Pfadfindertreffen gehabt. Im Turm. Denn da drinnen gibt es sechs Räume, drei pro Turm, übereinander. „Es war ein bisschen die Romantik einer Ritterburg“, sagt er. Einmal die Woche kamen die Jungs zusammen, und drinnen im Turm haben sie geredet, geschnitzt, gebastelt. Ewigkeiten ist das her.

 

Deutsche Bahn und Stadt sind beide verantwortlich

 

Das Problem der Südbrücke ist ein rechtliches. Denn es stecken die Deutsche Bahn und die Stadt Köln gleichermaßen mit drin. Das war von Anfang an so. Denn – etwas verkürzt: Die Bahn wollte eine Brücke, um die Hohenzollernbrücke vom Güterverkehr zu entlasten. Die Stadt Köln wollte ein repräsentatives Gebäude (darum die vielen Verzierungen) – ist darum aber auch finanziell für den Unterhalt dieser Teile zuständig.

 

Nun sind die Türme seit Jahren gesperrt. Beide. Die Treppenhäuser sind verschlossen. Wer hinauf will, muss über die neuen Freitreppen auf der anderen Seite der Rheinuferstraße. Wie ist heute der Stand der Dinge? Was passiert mit den Türmen?

 

Besuch beim Amt für Brücken und Stadtbahnbau

 

Wir besuchen Ulrike Willms im Stadthaus in Deutz. Sie ist die stellvertretende Leiterin des Amtes für Brücken. Sie kennt sich aus mit Technik, und sie hat sich vorbereitet. Sie hat den allerersten Vertrag zwischen Stadt und Bahn von 1907 herausgesucht, zwischen der „Königlich Preussischen Staatseisenbahnverwaltung“ und der „Stadtgemeinde Cöln“. Darin steht auch, dass die Stadt „keinerlei Eigentums- oder sonstige dringliche Rechte an der Brücke“ erwirbt. So viel zu 1907.

 

Dass die Treppen im Turm im Jahr 2015 gesperrt sind, hat zwei Gründe. Der erste ist der Zustand der Bausubstanz. Ein Beispiel: Die Zwischendecke im südlichen Turm ist so marode, dass sie aufwändig saniert werden müsste. Der zweite Grund ist schnöde: Der Finanzbedarf für die Sanierung des Brückenkopfes beträgt 300.000 Euro. Nur ist nicht klar, wer sie bezahlen soll.

 

Die Stadt argumentiert so: Die Bahn sei technisch für den Unterhalt der Türme verantwortlich, auch wenn die Stadt die Arbeiten bezahle. Weil die Bahn aber diese Aufgabe nicht hinreichend wahrgenommen habe, seien die Gebäude nun in so einem schlechten Zustand, dass sich die Bahn eigentlich an den Kosten beteiligen müsste. Die Bahn sieht das anders. Eine Einigung steht bis heute aus.

 

Ulrike Willms merkt man eines an: Sie wünscht sich, dass diese Brücke mit ihrem schönen Brückenkopf so bald wie möglich wieder instand gesetzt wird. 2011 gab es das letzte Treffen mit der Bahn, bei dem grundsätzlich über die Zukunft des Bauwerkes geredet wurde. Danach wurde immerhin vereinbart, dass die Bahn jedes Jahr eine vierstellige Pauschale bekommt, um den „Unterhalt“ zu gewährleisten, also kleinere Arbeiten zu machen. Mehr nicht. Sonst ist seit 2011 nichts passiert.

 

 

Ulrike Willms will jetzt nachhaken bei der Bahn

 

Ulrike Willms sagt offen: Ich nehme Ihren Anruf zum Anlass, mich wieder mit der Bahn in Verbindung zu setzen. Und nachzuhaken. Wir haben die Bahn auch gefragt. Sehr schnell kam per Mail die Antwort: Wir könnten für unseren Bericht nicht hinein in die Türme (das hätten wir spannend gefunden, aber das ist „aus Gründen der Unfallgefahren derzeit leider nicht möglich.“) Weiter heißt es in der Stellungnahme des Bahnsprechers: „Die DB hat  ein Planungsbüro mit der Begutachtung und Vorplanung der Brücke beauftragt. Wenn die Ergebnisse (…) vorliegen,  werden die Ergebnisse mit der Stadt besprochen und das weitere Vorgehen abgestimmt.“ 

 

Okay, warten wir also ab. Ulrike Willms ist noch eins wichtig: Grundsätzlich, sagt sie, könnte das Bauwerk einmal in die Planung für die „Parkstadt Süd“ eingehen. Dorthin gehört auch die Überlegung, vielleicht eine dritte Freitreppe zu bauen – und zwar unten vom Rheinufer hinauf auf die Brücke. Hier lauten die Probleme: Hochwasserschutz und Barrierefreiheit. Eine politische Entscheidung wäre nötig.

 

Ein Sponsor wäre fein – vielleicht ein Karnevalsverein?

 

Stephan von Wahl vom Verein für Denkmalpflege hat einen Traum für die Zukunft der Brücke: Er wünscht sich, dass die Räume genutzt werden. Dass sie nicht länger verfallen, verborgen bleiben, dahindämmern. Er könnte sich Sponsoren vorstellen: Vereine, Organisationen. Ganz konkret: Karnevalsvereine. 

 

Vorbilder gibt es in Köln genug: 1970 haben die Blauen Funken den Sachsenturm am Sachsenring eingenommen, „er ist eines der Vorzeige-Denkmäler in Köln“, schreiben sie auf ihrer Internetseite. Freundlich nennen sie ihn dort den „Funkenturm“. Genau so etwas könnte sich Stephan von Wahl für den Brückenkopf der Südbrücke vorstellen. Es muss nur jemand wissen, am besten jemand mit Geld und Ansporn. CDU-Ratsfrau Monika Roß-Belkner findet die Idee gut. Sponsoren, sagt sie: Genau, damit könnte man den Brückenkopf sicher retten.

 

Zum Schluss noch die Schätze. Schaut euch die Treppenaufgänge am Brückenkopf an. Richtung Norden seht ihr Motive aus der Nibelungen-Saga. Ihr seht Siegfried, den Helden und ihr seht die Töchter des Rheins, die den Schatz bewachen.

 

Die Versöhnung der Ufer

 

Noch schöner ist das Fresko am nördlichen Treppenaufgang. Über dem verschlossenen Tor zur gesperrten Treppe seht ihr die Südbrücke, unter der ein niedlicher Schaufelraddampfer durchfährt. Links und rechts auf der Brücke lehnen zwei Frauen, in der Mitte noch eine. Die in der Mitte, das ist unschwer zu erraten: Das ist Mutter Colonia. Und die anderen, das sind die Ufer: linksrheinisch und schäl sick. Das Fresko zeigt nichts weniger als die Verbindung, die Annäherung, die Aussöhnung beider Ufer.

 

Eine prominente Stimme wünscht sich, dass diese Bauwerke nicht weiter verfallen. Es ist Barbara Schock-Werner, die langjährige Dombaumeisterin, die heute Vorsitzende des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege ist. „Die Brückenköpfe der Hohenzollernbrücke sind zerstört. Damit sind die Brückenköpfe der Südbrücke das einzige Zeugnis dieser Art in Köln: Sie zeigen, wie wichtig diese Brücken für Köln und für die damalige preußische Regierung waren. Die Südbrücke ist ein Symbol für Gewerbefleiß, für Vater Rhein, für die Schifffahrt, die Industrie. Und darum ist es umso bedauerlicher, dass dieses wichtige Monument so verwahrlost ist.“

 

Wer sich noch weiter interessiert: Hier gibt es einen schönen Artikel über die Brücke zu lesen.

 

Text: Jörg-Christian Schillmöller

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