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Kolumne

Magische Momente?

Montag, 24. Juni 2013 | Text: Wassily Nemitz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Wie so viele meiner Geschichten fängt auch diese im Taxi an. Vollbesetzt wie immer geht es von Ohrigstad zurück nach Kgautšwane. Ich sitze ganz hinten, neben mir ein junger Mann im Casual-Business-Outfit, er spielt an seinem Blackberry, kommt gerade von der Arbeit aus Mashishing: Ein moderner junger Mann.

Einfahrt in Kgautšwane. Wir halten das erste Mal, jemand möchte aussteigen. Am Fenster rechts taucht ein alter Mann auf, er winkt uns grinsend zu. Auf unsere Begrüßung hin antwortet er nicht, sondern grinst einfach weiter. „He was banned by a witch“, behauptet der junge Mann neben mir. Er habe sich schlecht verhalten und sei deswegen jetzt verhext. Ich warte, dass er anfängt zu lachen. Dann merke ich: Der junge Business-Mann meint das wirklich ernst. Eine Einzelmeinung?

Wie so viele meiner Geschichten fängt auch diese im Taxi an. Vollbesetzt wie immer geht es von Ohrigstad zurück nach Kgautšwane. Ich sitze ganz hinten, neben mir ein junger Mann im Casual-Business-Outfit, er spielt an seinem Blackberry, kommt gerade von der Arbeit aus Mashishing: Ein moderner junger Mann.

Einfahrt in Kgautšwane. Wir halten das erste Mal, jemand möchte aussteigen. Am Fenster rechts taucht ein alter Mann auf, er winkt uns grinsend zu. Auf unsere Begrüßung hin antwortet er nicht, sondern grinst einfach weiter. „He was banned by a witch“, behauptet der junge Mann neben mir. Er habe sich schlecht verhalten und sei deswegen jetzt verhext. Ich warte, dass er anfängt zu lachen. Dann merke ich: Der junge Business-Mann meint das wirklich ernst. Eine Einzelmeinung?

Unser SAP-Kollege Jonas betreut ein Projekt, das es Besitzern von so genannten „Spaza-Shops“ (einer Art Kiosk) ermöglicht, bei einem Großhandel über eine Smartphone-App zu vergünstigten Konditionen ihre Produkte zu bestellen. Einige der Shops liegen sehr entlegen, stundenlang ist er einmal pro Woche unterwegs. So fährt er auch nach Marfarerfarer, etwa 10 Kilometer von uns entfernt. Dort verschwand letzte Woche ein Kind.

 

Seitdem darf keiner mehr aus dem Dorf rein, keiner mehr raus. Nicht etwa, um einen möglichen Kindesentführer zu stoppen, sondern weil böse Geister abgehalten werden sollen. Die können –nach Ansicht der Dorfbewohner- auch Menschengestalt annehmen. Jonas‘ Kunde blieb unversorgt, angeblich soll die Sperre aufrecht erhalten bleiben, bis das Kind wieder da ist.

Zusammen mit Jonas arbeitet Ishmael, er betreibt ein kleines Unternehmen und bietet Computerdienstleistungen und alles Mögliche andere hier im Center an. Jonas spricht ihn auf die vermeintliche Rückständigkeit des Bergdorfes an und will mehr darüber wissen. Doch Ishmael wundert sich weniger über die Sperre dort als über Jonas‘ Verwunderung darüber.

 

Er erzählt uns, eines Nachts sei er nach Hause gegangen und habe zwei Hühner und eine Ziege nebeneinander hergehen und dann auf ein Haus zusteuern sehen. Seiner Meinung nach seien die drei verhexte Menschen gewesen, die Böses im Schilde führten. „Passt auf!“, rät er mir in einem anderen Gespräch, „die Geister wissen, was du tust!“.

Auch der Schulleiter meiner Schule ist von der Existenz von Zauberern und Hexen überzeugt. Als uns einmal ein betrunkener, orientierungsloser Mann anspricht, erklärt er ihn schnell für ebenfalls verhext.

Wieso herrscht dieser Glaube an Magie in einem Dorf, das zwar ab der Zivilisation liegt, dessen Bewohner aber gleichzeitig Auto fahren und Smartphones benutzen, vor?

Ganz einfach zu beantworten ist diese Frage nicht. Fest steht: Kgautšwane war bis zum Ende der Apartheid Teil eines so genannten „Homeland“, eines Gebietes also, in dem die weiße südafrikanische Regierung die schwarze Bevölkerung zwangsweise ansiedelte und in dem quasi keinerlei Investitionen getätigt wurden. Damals gab es hier keinen Strom, kaum Telefon-Anschlüsse und keinen öffentlichen Nahverkehr – Transporte zu Arbeitsstellen auf den Farmen ausgenommen.

 

Während sich der Entwicklungsstand in den „weißen“ Gebieten stetig fort entwickelte, wurden Gebiete wie Kgautšwane gezielt nicht gefördert. Kein Wunder also, dass die Bevölkerung dort Erklärungen für Dinge suchte, die sie nicht verstand. So im Falle des alten Mannes aus dem Taxi-Beispiel vom Anfang: Verändert sich jemand im Alter, Krankheiten wie Alzheimer sind aber unbekannt – dann können es schließlich nur Geister gewesen sein, die ihn verändert haben.

Es ist ein Mix an Meinungen und Auffassungen, der hier vorherrscht, ganz widerspruchsfrei geht es dabei nicht zu. Zwar sind nahezu alle Menschen tiefchristlich, auch die Schule ist von christlichen Elementen geprägt, andererseits hängen sie den „Naturreligionen“ an, deren Bestandteil häufig der Glaube an Magie ist. Verständlich ist das vor dem Hintergrund, dass das Christentum durch die weißen Siedler überhaupt erst nach Südafrika „importiert“ wurde, vorher aber schon andere Religionen bestanden.

So kommt es, dass es in Kgautšwane nach wie vor spukt. Ich selbst habe noch keine Geister sichten können – obwohl es mich eher treffen könnte als einen Großteil der Bevölkerung: Viele tragen eine Art Band um den Bauch  – um die bösen Geister von ihnen und ihrer Familie fernzuhalten.

Text: Wassily Nemitz

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