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Südstadt

Немного мира

Montag, 24. Oktober 2022 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Vor ein paar Tagen wäre es fast passiert. Da konnte ein Autofahrer auf der Severinstraße so gerade noch eine Vollbremsung hinlegen, bevor er eine Frau angefahren hätte, die auf die andere Seite wollte.

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Sowas kommt auf dieser Meile nahezu täglich vor, aber hier war womöglich die Sonne schuld. Die stand zur Mittagszeit genau über der Straße und könnte den Wagenlenker so massiv geblendet haben, dass er quasi im Blindflug unterwegs war. Zur Lösung dieses Problems wurde vor ein paar Jahrhunderten ein Objekt namens Sonnenbrille erfunden. Aber die werden hierzulande ja vor allem im Sommer getragen. Wenn es heiß ist. Dabei bringen die Dinger gegen Hitze überhaupt nix. Im Winter behilft sich der deutsche Autofahrer gegen die tiefstehende Sonne gern mit angewinkeltem Unterarm in Stirnhöhe. Sonnenbrillen werden die meisten dieser Chauffeure durchaus in ihrem Besitz haben. Aber die liegen um diese Jahreszeit vermutlich daheim bei den Badesachen.

Mindeststandart verfehlt

Ach ja, der leidige Fehlerteufel beim Verfassen von Texten. Bin ich ja auch nicht gegen gefeit. Vor zwei Wochen habe ich von 90-Min.-Werbespots geschwärmt. Die würde natürlich selbst ich mir nicht anschauen. 90 Sekunden sind völlig ausreichend. Bisweilen wird es jedoch recht peinlich, wenn es um die deutsche Rechtschreibung geht. In den „heute“-Nachrichten ging es am 17. Oktober um eine Studie, die deutschen Grundschulen mal wieder ein miserables Zeugnis ausstellt. Vor allem in den Fächern Mathe und Deutsch seien die Leistungen der Eleven gänzlich ungenügend, heißt es da. Um darzulegen, wo genau es hapert, hatte man Moderatorin Jana Pareigis eine große Schaustafel ins Studio gestellt, auf der in großen Lettern prangte: „Mindeststandart verfehlt“. Sinnfälliger kann man die Misere kaum zum Ausdruck bringen.

Alles scheiße!

Ich bin ja immer interessiert, wenn sich Künstler der volksnahen Unterhaltung zu politischen Themen äußern. Neulich hat Dieter Bohlen in einem kryptischen Video seine Sicht der Dinge in Sachen Ukraine dargelegt: „Ich bin der Meinung, wenn die diese Sanktionen nicht gemacht hätten und man sich stattdessen vernünftig an einen Tisch gesetzt hätte, dann bräuchten die Leute jetzt nicht diesen ganzen Firlefanz machen. Jetzt müssen wir frieren und dies und das. Das ist doch alles scheiße.“ Was genau der Dieter jetzt mit „Firlefanz“ meint, hat sich mir nicht ganz erschlossen, aber auf „alles Scheiße“ kann man sich womöglich noch einigen.

Schlager auf Russisch

Nun hielt es auch Schlagersängerin Nicole für angebracht, sich mal zur Lage zu äußern. Weshalb sie ihren 40 Jahre alten Grand-Prix-Erfolg noch einmal rausgebracht hat. Diesmal erklingt der Refrain allerdings auf Russisch. Der Titel lautet dann -wenn ich meinem Google-Übersetzer glauben darf- Немного мира. Und natürlich hat sich die Nicole etwas dabei gedacht: „Es ist eine Botschaft, sage ich mal, an Herrn Putin, sich das Lied mal anzuhören, weil es genau das ausdrückt, was alle sich wünschen. Endlich dem Krieg ein Ende zu bereiten und die Waffen niederzulegen!“

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Indianer in der Bagatelle

Wie stellt die Frau sich das vor? Dass der Wladimir sich in einer stillen Stunde das Liedchen anhört, daraufhin schwer ins Grübeln kommt und am nächsten Tag den Rückzug befiehlt? So wird’s vermutlich kommen und Nicole erhält im nächsten Jahr den Friedensnobelpreis. Wenn „Ein bisschen Frieden“ wider Erwarten doch nicht helfen sollte, könnte ja Bob Dylan vielleicht noch „Blowing in the Wind“ auf Russisch rausbringen. Das müsste den Mann im Kreml aber doch wirklich erweichen. Bis es soweit ist, versuche ich mal die Frage zu klären, ob ich am 11.11. jetzt als Indianer in die Bagatelle gehen darf oder nicht. Wenn ja, mit welchem Bewusstsein? Wie wird das gegebenenfalls kontrolliert? So ganz verstanden habe ich die Debatte jedenfalls (noch) nicht. Aber sind ja auch noch ein paar Tage hin.

Text: Reinhard Lüke

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