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Südstadt

100 Jahre Geburtshilfe im Klösterchen

Mittwoch, 25. Januar 2023 | Text: Judith Levold | Bild: Krankenhaus der Augustinerinnen – Severinsklösterchen/Judith Levold

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Im kommenden Februar ist es genau hundert Jahre her, dass das Krankenhaus der Augustinerinnen im Severinsviertel eine Geburts- und Wöchnerinnen-Station hat. Im Gegensatz zum allgemeinen Trend der Geburtenrückgänge, verzeichnet das so genannte „Klösterchen“ auch im letzten Jahr wieder einen Geburtenrekord.

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Zur Zeit der Gründung der Geburtsklinik am Klösterchen bekam die überwiegende Zahl der Frauen ihre Kinder noch zu Hause, die Einrichtung eines Kreißsaals mit Hebammen war damals eine Neuheit – und ganz allein von Hebammen geleitet; bei Komplikationen mussten Chirurgen des Klösterchens zu Hilfe eilen. Erst in den 60er Jahren dann nahm die Klinikentbindung in Deutschland Fahrt auf und auch die Zusammenarbeit dort von Ärztinnen und Hebammen.

Geburtenstärkste Klinik

1990 Geburten verzeichnete der Kreißsaal im vergangenen Jahr 2022. Dies ist die zweithöchste Geburtenrate seit Bestehen der Geburtshilfe im Severinsklösterchen, das damit die geburtenstärkste klassische Geburtsklinik in Köln und der Region war, sagt der Leiter der Abteilung, Prof. Dr. Jan Schmolling nicht ohne Stolz. Anna Grabeck, die junge Hebamme, die mit ihm in unser Gespräch kommt, wirft wie aus der Pistole geschossen ein, dass sie sich wegen des „besonderen Konzepts des Bondings, entschieden habe, sich hier zu bewerben.“ Seit anderthalb Jahren arbeitet sie auf der Station der Geburtshilfe und zeigt mir begeistert einen der sechs neu konzipierten Kreißsäle.

Anna Grabeck, Hebamme und Prof. Dr. Schmolling, Chef von´t Janze, haben Spaß an ihrer Arbeit im Klösterchen. (Foto: Judith Levold)

Grafik aus dem Info-Flyer der Geburtshilfe am Klösterchen: Haut auf Haut – das Wichtigste! (Bild:Krankenhaus der Augustinerinnen – Severinsklösterchen)

Sicherheitsbedürfnis und Begleitung

„Da sagen manche bei der Vorbesichtigung, wow, das ist ja wie ein Spa, total zum Wohlfühlen.“ Und genau das solle es sein, da habe die Geschäftsleitung viel investiert und im Februar, pünktlich zum Jubiläum, kommen noch 16 weitere Zimmer auf der hochmodernem Wöchnerinnen-Station dazu. Sein Kind gebären, genau wie es für einen gerade am besten passt, ob in der Wanne, auf dem Gebär-Hocker oder am Fenster an der Sprossenwand hängend mit Blick auf den Dom – und immer drei Hebammen pro Schicht 24/7 verfügbar: „Das sucht seinesgleichen“, ist Schmolling überzeugt.

Sein Baby zur Welt bringen mit Blick auf den Dom – wenn das nicht kernkölsch ist – was dann? (Foto: Judith Levold)

Vor allem: „Wir haben ja nicht nur ein wirklich tolles Team, viel Zuwendung und individuelle Begleitung, wir leisten ja auch einfach echt gute Medizin“, erklärt er. Allein die Tatsache, dass räumlich versteckt im Inneren der kreisförmig angeordneten Station zwei Operationssäle jederzeit für jeden Notfall technisch optimal ausgestattet bereit stünden, bediene das hohe Sicherheitsbedürfnis von Schwangeren, die hier zur Entbindung kämen.

Verborgen liegender, aber top ausgestatteter OP – kurze Wege in der Geburtshilfe.(Foto: Judith Levold)

Bindung durch Hautkontakt: Konsequent

Die Beliebtheit des Klösterchens unter werdenden Eltern als Entbindungsklinik ist auf mehrere Besonderheiten zurückzuführen, die Hebamme Anna schon eingangs hervorhob. „Bonding ist bei uns schon sehr lange Thema, wir haben das mit als Erste etabliert“, sagt Professor Schmolling. „Na klar, das gibt es jetzt auch an vielen anderen Kliniken“, wirft Anna Grabeck ein, „aber wir machen das ja nicht nur direkt nach der Geburt eines Babys, wir ziehen die Kinder ja gar nicht erst an, die bleiben ja komplett bei der Mama oder den Eltern, am Körper, Haut auf Haut“, erklärt sie. Und da ließen sich wissenschaftlich untersuchte Effekte sehen, schließt sich Schmolling seiner jungen Kollegin an: Es gebe weniger Stillprobleme und eine sinkende Zahl von Neugeborenen-Gelbsucht oder schwankenden Blutzuckerwerten.

Anna Grabeck, Hebamme, in einem der sechs Kreißsäle auf der Station für Geburtshilfe und Wochenbett (Foto: Judith Levold)

Persönliche Begleitung vor und während der Entbindung (Bild:Krankenhaus der Augustinerinnen – Severinsklösterchen)

Insgesamt gebe es hier eine Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen und Hebammen, die auf Augenhöhe laufe und eine enorme Durchdringung im Team mit ständiger Weiterqualifikation sicherstelle. Die Anregungen zu dem heutigen Prinzip und dem extrem hohen Personalschlüssel seien von den Hebammen gekommen, die teilweise auch heute noch an der im Gebäudekomplex ansässigen „Elternschule – Neue Kölner e.V.“ mitwirkten, erzählt Prof. Jan Schmolling. Auf jede Frau, die entbindet, mit viel Zuwendung, Zeit und individuellen Angeboten einzugehen, mache das Klösterchen aus, findet Anna Grabeck. „Und eben die Mischung – aus Tradition und Moderne“.

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Früher Vogel: Das Neujahrsbaby

Vier von 14 „Weihnachts“-Babys bescherten ihren Eltern im letzten Jahr ein ganz besonderes Fest und kamen an Heilig Abend zur Welt. Und auch an Neujahr war es im Kreißsaal des Severinsklösterchens keineswegs still: Um 4:00 Uhr erschien das Neujahrsbaby. Neben dem kleinen Jungen machten sich noch zwei weitere Babys am ersten Tag des neuen Jahres auf den Weg. Und wie es aussieht, werden ihnen auch im weiteren Verlauf von 2023 noch viele, viele „Neue Kölner“ folgen.

Text: Judith Levold

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