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Auf ein Kölsch mit...

Domschweizerin aus der Südstadt

Montag, 27. Mai 2019 | Text: Antje Kosubek | Bild: Marc Loecke

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Auf einen Kaffee mit… der Südstädterin Claudia Drolshagen. Sie ist seit Mitte April eine der ersten Domschweizerinnen im Kölner Dom. Diese Aufgabe war Jahrhunderte lang ausschließlich Männern vorbehalten. Die neuen Stellen wurden 2018 ausgeschrieben, was zunächst unbeachtet blieb.Im Januar 2019 wurde erneut eine Anzeige geschaltet und das Projekt öffentlichkeitswirksam beworben. Die Idee dazu hatte Dompropst Gerd Bachner. Pro Tag kommen 20.000 Besucher*innen im Dom. Domschweizer*innen prägen unter anderem auch die Willkommenskultur in Kölner Dom. So wie Claudia Drolshagen – die kurzen roten Haare und runde Brille unterstreichen ihre positive Ausstrahlung. Ihre gute Laune wirkt in jedem Fall ansteckend. Wir haben mit ihr gesprochen.

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Du hattest heute Deinen ersten Dienst als Domschweizerin gehabt, wie war es?
Spannend! Seit Mitte April bin ich ja schon inkognito dabei. Mein Dienst begann heute um 5:40 Uhr morgens, dazu gehörte als erste Amtshandlung, den Dom aufzuschließen. Danach wird alles vorbereitet, denn um 6:30 Uhr gibt es die erste Messe im Dom. Zu dieser waren dann heute ungefähr 20 Menschen – viele kommen vor der Arbeit zur ersten Messe.“

Wie sieht ein normaler Dienst aus?
Wir bereiten vieles vor: für die Messen oder den Beichtstuhl und schließen die Kapelle auf. Mein Aufgabenbereich unterscheidet sich nicht von dem der männlichen Kollegen: dazu gehört auch, Schriftenstände aufzufüllen und abgebrannte Kerzen zu entsorgen. Dann geht es aber auch um die Ordnung im Dom. Es gibt ja bestimmte Regeln, was man im Dom darf und was nicht. Dazu gehört auch eine Kleiderordnung. Außerdem sind wir dafür da, die Fragen der Besucher zu beantworten oder vorn an Pforte mit der Holzspendenbox für den Dom zu stehen. Das spannendste Erlebnis heute war für mich das Glockenläuten. Das ist zwar nur ein kleiner Elektroschalter, aber ich fühlte mich ganz wichtig, dass ich das Glockenläuten ausgelöst hatte.

Gehen die Arbeiten ineinander über oder gibt es auch stressige Situationen?
Also morgens ist es absolut still im Dom. Man hat den Dom dann ganz für sich. Übrigens ist der Dom nie allein, auch wenn nachts abgeschlossen ist, es sind immer noch zwei Nachtwächter da. Ab 10 Uhr wird der Chorumgang aufgemacht, dann strömen die Massen hinein. Trotz des Trubels drum herum findet um 12 Uhr das Mittagsgebet statt. Die Domschweizer müssen im Dom immer wachsam sein. Bei der großen Masse an Besuchern sind immer mal welche dabei, die den Dom als Projektionsfläche für Eigendarstellung benutzen wollen. Aber wir sind alle über Funk verbunden, damit wir uns verständigen können. Das gibt dann ein Gefühl der Sicherheit, falls uns ein Besucher merkwürdig vorkommt.

Warst Du bei Deinem ersten offiziellen Dienst als Selfie-Motiv gefragt?
Ich wurde viel fotografiert und auch angesprochen: ‚Sie sind eine der ersten‘ oder ‚Ich bin wegen Ihnen extra aus Koblenz gekommen‘ oder ‚Wir kommen aus Holland und haben sie bei uns in der Zeitung gesehen‘ – Das war schon ein gewisser Hype.

Hattest Du damit gerechnet, als Du Dich beworben hast?
Nein, auf keinen Fall. Beim Bewerbungsgespräch wurde ich gefragt, ob ich mit Medien umgehen könnte. Ich antwortete: na klar, wenn da ein Kamerateam in den Dom kommt, kann ich damit umgehen. Darauf sagte man mir: nein, die kommen dann nur wegen Ihnen. Sie sind dann im Mittelpunkt. Ich konnte das damals gar nicht glauben. Als wir dann bei der Pressekonferenz vorgestellt wurden, kam ich mir vor wie ein B-Promi im Rampenlicht. Der Dompropst strahlte mit uns um die Wette und von allen Seiten gab es ein Blitzlichtgewitter.

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Wie kam es zu der Bewerbung?
Ich hatte den Artikel dazu in der Zeitung gelesen. Dann habe ich mich vor Karneval beworben, aber gar nicht mit einer Einladung gerechnet. Mein Bewerbungsgespräch war an Aschermittwoch und zwei Wochen später kam die Zusage. Seit 15. April bin ich fest angestellt im Dom. So schnell kann es gehen.

Du arbeitest in Voll- oder Teilzeit?
In Teilzeit, ich arbeite an 15 Wochenstunden und wollte ab kommenden Jahr auf 19 Wochenstunden aufstocken. Momentan arbeite ich noch im Ingenieurbüro meines Mannes und muss mich erst mal organisieren. Wir haben im Dom eine gewisse Anzahl an Vollzeitkräften, aber auch Teilzeitkräfte, die dann nebenbei – wie ich – noch einen anderen Job machen. Da muss man viel jonglieren, denn wir haben verschiedene Schichten wie Früh- oder Spätdienste. Der Dom ist ja bis 21 Uhr geöffnet, also endet der Spätdienst erst um 21.10 Uhr.

Es hatten sich 50 Menschen beworben, davon 40 Frauen und 10 Männer. Eingestellt wurden vier Frauen und zwei Männer. Was meinst Du, warum wurdest Du ausgewählt?
Natürlich weil ich eine so taffe Frau bin (lacht)! – Aber mal Spaß beiseite. Ich habe ein Motivationsschreiben meiner Bewerbung beigefügt. Mit der katholischen Kirche bin ich lange verbunden. Ich habe in St. Severin Kommunionen und Firmungen als Katechetin begleitet. Anmerkung: Meine aktive Zeit in St. Severin ist bestimmt schon 5 Jahre vorbei! Ich bin examinierte Altenpflegerin und Mutter von drei erwachsenen Kindern. Sie suchten Leute mit Lebenserfahrung und Ausstrahlung – da dachte ich mir: so eine lustige Person wie mich, können die im Dom bestimmt gebrauchen.

Was ist das für ein Gefühl, wenn man den Talar trägt?
Ein sehr weihevolles Gefühl. Man kann damit auch nur angemessenen Schrittes gehen, weil der bis unten zugeknöpft wird.

Ist das der Anfang einer größeren Öffnung der katholischen Kirche?
Es ist sicherlich ein kleiner und wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Die Aktion „Maria.2.0“ aus Münster will Reformen anstoßen, vor allem die Gleichberechtigung der Geschlechter. Vom 11. bis 18. Mai sollten Frauen keine Gottesdienste besuchen und keinen Dienst in der katholischen Kirche tun. Gleichzeitig werden in Köln die ersten Domschweizerinnen präsentiert. Widerspricht sich das?
Es trifft zufällig zusammen. Die Einführung der Domschweizerinnen war schon seit Wochen für den Mai vorgesehen. Ich finde, es ist vielleicht gerade in dieser Streikwoche ein gutes Zeichen gewesen. Schaut her, zumindest im Dom geht eine Tür auf, warum nicht auch bald woanders.

Ist das denn jetzt eine Lebensaufgabe für Dich?
Ob eine Lebensaufgabe, weiß ich nicht. Ich möchte das schon noch ein paar Jahre weitermachen, Ende des Jahres höre ich definitiv auf im Büro meines Mannes. Und dann hätte ich nur noch den Job, das wäre ja toll.

Und dann bei Wind und Wetter im und vor dem Dom?
Da muss man dann durch als Domschweizerin. Nicht nur bei schönem Wetter – sondern in guten wie in schlechten Zeiten.

Text: Antje Kosubek

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