20 Jahre Südsterne
Montag, 28. November 2022 | Text: Judith Levold | Bild: Judith Levold/privat
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
„Im Verein ist Sport am schönsten“, so das Motto des Deutschen Olympischen Sportbundes. Von wegen! Ganz ohne Vereinsgedöns und systemimmanente Behinderungen, feiern sich jugendliche KickerInnen des FC Südsterne seit 20 (!) Jahren sonntagmorgens im Friedenspark.
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Die Wagenhalle – außergewöhnliches Gasthauserlebnis in historischem AmbienteIn mir kommen Erinnerungen hoch. An viele Stunden an eben jenen Sonntagmorgen, gerne bei garstigstem Wetter, als treue Spielermutter und mit Baby im Kinderwagen. Ans Fingerwärmen an dünnem Büdchenkaffee und lustige Talks mit anderen SpielerInneneltern.
Gute Stimmung bei jedem Wetter
Auch pünktlich zum 20. ist für die Fußball-Kids der Südsterne das Wetter ungemütlich, die Stimmung dafür topp. Schon im Anflug auf den Oberländer Wall,bringen mich die Rufe von den abgesteckten kleineren Spielfeldern, das Kaltfeuchte der Luft, die Grüppchen dick eingemummelter Eltern am Spielfeldrand und die in hellblauen Trikots über den Rasen flitzenden Jungs und Mädels zurück in die Zeit vor mehr als zehn Jahren. Mein Ältester war natürlich auch ein Südstern.
Ungebrochene Freude am Spiel
Mit einem Turnierchen gegen die Kicker vom Blücherpark in Orange, mit Grillwürstchen & Getränken gedenken die Südsterne ihrer 20jährigen Geschichte, an deren Beginn die meisten der heute Aktiven auf dem Rasen noch nur theoretisch existierten.
Schon damals waren die Mannschaften alters- und gendergemischt. Alfred Geinzer, aktueller Trainervater, also Vater, der trainiert, kann zwar mit mir sprechen, wendet mir aber nur das Profil zu: Sein Blick richtet sich aufs Feld, wo die Mannschaft seines Sohnes gerade spielt. „Ja, hol Dir den noch!“, feuert er einen der Spieler an, sehr angenehmerweise ohne den Sound von „DuMusstDenHolenSonstBistDuNeNiete“.
„Ja, es geht wieder los Gottseidank, es hat sich gefangen“, sagt er. Die Coronazeit habe den FC Südsterne beinahe zum Erliegen gebracht. „Aber wir haben dann wieder angefangen, erst nur mit 4-5 Kindern. Jetzt kommen wieder immer mehr.“ Und die Freude ist offenbar unbeschädigt geblieben, sieht man in die Gesichter und hört die lockeren „Reden“ im offiziellen Teil dieses 20-Jahre-Südsterne Sonntagmorgen.
Das Sportliche soll überwiegen
Martin Schneider, der vor 20 Jahren die Südsterne aus der Taufe hob, ist auch da und wird als „Legende“ des alternativen Kinderfußballs gewürdigt. 2002 hatten er und sein damals fünfjähriger Sohn einfach voll Bock auf Kicken. Ohne Zwang und Regularien, denn „Fußball ist ja ein so schöner Sport mit so schönem Regelwerk, da braucht man das nicht, Verein und so“, sagt Martin Schneider und fügt hinzu: „Und das ist heute, gerade angesichts der WM, ja wieder total aktuell, dieses Verbandswesen infrage zu stellen.“
2002 fing er einfach an, mit seinem Sohn und ein paar Nachbarskindern sonntagmorgens zu trainieren. Und dann kamen eben immer mehr, es wurde ein bisschen organisierter, mit verschiedenen Altersgruppen, Vätern, die trainierten und ganzen Familien, die auf Sommerfesten leckeres Essen und gute Stimmung machten. „Es soll einfach das Sportliche überwiegen, der Spaß am Fußball“, so Schneider.
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Bambule’s Chilistube – Keine Angst vor SchärfeAllwetter-Spielspaß
Und dann zeigt er mir noch etwas: „Guckmal, dieses Fotobuch, hat mir der Cornelis bei meinem Abschied als Trainer 2010 geschenkt“, sagt er und blättert durch die schwarzweiß-Fotografien bis zu einem Porträt meines Sohnes – meine Güte, wie rührend und wie lang her.
Eine Anekdote hat er auch am Start. „Ich hab mal an so nem schneematschigen Sonntag mit eiskalten Fingern die Tore aufgebaut, kein Kind zu sehen. Dann kam Dein Sohn um die Ecke, meinte: ‚Oh, keiner da, dann geh ich wohl auch wieder heim.‘ Und ich so: ‚Nee, Du bist gekommen, jetzt trainieren wir 1:1, los'“. Auch mein Sohn erinnert sich daran, wie er da eine Stunde allein mit seinem Trainer gekickt hat und anschließend froh nach Hause kam. Darum geht’s bei den Südsternen noch heute: Fokus auf Spielspaß, bei jedem Wetter.
Kostengünstiges Vergnügen
Die Südsterne können gut noch Unterstützung gebrauchen: Alle die Lust haben, Fußball zu spielen – ohne überzogenen Leistungsdruck, aber trotzdem verbindlich – können einfach dazu kommen und mitmachen. Dreißig Euro im Jahr kostet das wöchentliche Vergnügen, Tore und Hütchen & Co müssen schließlich bezahlt werden.
Die Trikots sind seit jeher hellblau und tragen, von Gründer Martin Schneider persönlich gestaltet, auf der Brust das Sternbild des Südens.
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