500 Galgos auf der Severinstraße
Dienstag, 30. Januar 2018 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann
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„Galgos machen süchtig. Einmal Galgo, immer Galgo.“ Julia Reinhardt ist durch und durch Fan ihrer beiden spanischen Jagdhunde. Und Organisatorin des „3. Galgo-Marschs“ vom Stollwerck durch die Südstadt bis zum Heumarkt. Circa 600 Hunde, darunter Galgos, Podencos, Greyhound, Setter und andere Rassen, sowie 400 Herrchen, Frauchen oder Sympathisanten sorgten für Aufsehen auf der Severinstraße. Wie schon in den vergangenen beiden Jahren machten die Demonstranten am letzten Samstag im Januar aufmerksam auf das Schicksal der Windhunde in Spanien. Wenn dort am 1. Februar die Jagdsaison vorbei ist, werden laut offiziellen Zahlen 50.000 Galgos und andere Jagdhunde traditionell getötet oder ausgesetzt. „Wir hier machen uns keine Vorstellungen von den Grausamkeiten, denen die Hunde teilweise ausgesetzt sind. Sie werden wie ein Werkzeug benutzt, das – wenn ,nicht mehr tauglich‘ – einfach entsorgt wird“, berichtet Julia Reinhardt.
Die Jagd mit Galgos hat Tradion
Galgos werden hauptsächlich für die Jagd und zum Hetzen von Hasen verwandt. Während der Jagdsaison von Oktober bis Januar leben viele von ihnen in überfüllten, dunklen Schuppen, wenn sie nicht gerade arbeiten müssen. Die meiste Zeit verbringen die Hunde eingesperrt und vernachlässigt. Das Training der Hunde geschieht unter anderem, indem sie an Autos, Lastwagen und Motorrädern festgebunden werden, hinter denen die Tiere in hohem Tempo herlaufen müssen. „Arbeitet“ der Galgo nicht zur Zufriedenheit seines Herrchens, hat er ihm „Schande“ gemacht, wird er entsorgt. Das heißt umgebracht oder ausgesetzt. Eine Methode ist, den Hund mit einen Strick um den Hals an einen Baum zu binden, sodass er gerade noch mit den Pfoten den Boden erreicht. Um nicht stranguliert zu werden, „tanzt“ er auf den Hinterbeinen hin und her – es gibt einen Begriff dafür: man nennt es „Klavierspielen“.
„Galgos sind Hochleistungssportler“
Tierschutzvereine in vielen europäischen Ländern versuchen, so viele Hunde wie möglich zu retten und an neue Besitzer zu vermitteln. Viele der Galgos, die durch Köln marschierten, waren Tiere aus Spanien. „Wir marschieren auch, um die Bevölkerung darauf hinzuweisen, dass diese Grausamkeiten in einem Land geschehen, in dem viele von uns Urlaub machen. Mitten in Europa. Selbst in Spanien wissen viele nicht, was sich da abspielt“, empört sich Reinhardt, die selbst zwei Galgos hält und von ihnen schwärmt: „Das sind meist sehr sanfte Tiere, die miteinander sehr liebevoll umgehen. Sie sind ausgesprochen gesellig. Deshalb haben viele Besitzer auch mehrere Tiere. Und sie sind meist keine ,wilden Kläffer‘.“ Ihren Jagdtrieb behalten die Galgos ihr Leben lang. Deshalb sind es auch keine Hunde, die man einfach bedenkenlos ableinen kann. Das Risiko, dass sie plötzlich hinter Jagdbarem herrennen und etwa mit einem Auto kollidieesren, ist zu bedenken. Die Hunde können schließlich ein Tempo von 70 Stundenkilometern erreichen. Galgos sind Hochleistungs-Sportler. Und warum tragen sie fast alle Mäntel? Sie haben kein Winterfell.
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