100 Jahre Waldorf – mit Wildbienenretten!
Mittwoch, 3. Juli 2019 | Text: Judith Levold | Bild: Oliver Köhler
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
1919 gründete Unternehmer Emil Molt die erste „Schule für jeden“ in Stuttgart. Hier sollte nach pädagogischen Ideen von Rudolf Steiner Kindern nicht nur das Einmaleins der Allgemeinbildung beigebracht, sondern eine ganzheitliche Erziehung gelebt werden. Nicht unumstritten, was Rudolf Steiner betrifft, wächst die Waldorf-Bewegung seitdem stetig: Allein in Deutschland lernen inzwischen Kinder und Jugendliche vom Kita-Alter bis zum Abi oder anderen Abschlüssen an 244 Waldorfschulen und 550 Kindergärten oder anderen Einrichtungen. Besonderen Wert wird dabei darauf auf die ganzheitliche Bildung von „Kopf, Herz und Hand“ gelegt. Neben künstlerisch-musischen und sozialen Anteilen, spielt die praktische und handwerkliche Ausbildung eine große Rolle. In Werkstatt und Schulgarten der Michaeli-Schule am Vorgebirgswall im Volksgarten ist das deutlich spürbar.
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Das Musikhaus Süd – lebendiges Kulturzentrum für alleAn diesem Morgen sind Franka, Samuel und die anderen ViertklässlerInnen dabei, ihr Wildbienenhotel fertig zu bauen und im Garten den Boden für die Aussaat entsprechender Futterpflanzen vorzubereiten. „Wir brauchen die Wildbienen, damit wir was zu essen haben.“ kommentiert Franka, 10 Jahre alt, knapp ihre Aktion. Für das Projekt zur Wildbienenrettung von BUND und Stadt Köln hatte sich die Michaeli-Schule neben vielen anderen beworben und wurde ausgewählt: Den großen Nistkasten spendierte das Umweltamt, Saatgut und Anleitung bringen die BUND-Mitarbeiterinnen mit und die Bruthilfen bauen die Kinder.
In der Werkstatt wird gesägt, kleine Röhrchen aus Totholz sollen Wildbienen ein Nest bieten. Der Umgang mit Säge und anderem Werkzeug wirkt bei den Kids total selbstverständlich, besonders „gelernt“ hätten sie das nicht, „Wir können das eben“, so Franka selbstbewusst.
Alle Arbeitsschritte für alle
Eine Unterrichtsreihe sei dem schon vorausgegangen, erzählt dann aber Klassenlehrerin Eleanor Gibb, die die Arbeit der Kinder koordiniert: Jedes gehe abwechselnd in die Werkstatt und in den Garten, es gebe vier Stationen bis zum Abschluss der Aktion. So müssten die Kinder z.B. auch trockene, dicke Brombeer-Äste schneiden, deren Hohlräume später für Wildbienen Unterschlupf böten, und weitere Arbeitsschritte.
Besonderheiten der Waldorfpädagogik
Schon Rudolf Steiner habe sich explizit zur Bedeutung von Bienen geäußert, weiß Nele Auschra, Geschäftsführerin der Michaeli-Waldorfschule. „Wir nehmen an dem Wildbienenprojekt zum 100 Jahre-Waldorf-Jubiläum teil, weil es ja nicht nur um die Imkerei geht. Die Honigbienen stehen meist im Vordergrund, doch die Bedrohung der Wildbienen wird oft vernachlässigt.“ Man wolle nach nun hundert Jahren Waldorfpädagogik mehr Vernetzung mit anderen Waldorf-Einrichtungen, um die Bewegung noch mehr in die Gesellschaft zu tragen, sich noch mehr zu öffnen und auch die Besonderheiten zu zeigen. Zum Beispiel das Unterrichtsfach Gartenbau.
Dazu habe man sich mit den Schulen, Kitas und Stadtteilwerkstätten aus Köln und Umgebung jüngst zusammengeschlossen zu: Waldorf Köln+ – alle Einrichtungen, ob Kitas in Esch oder Refrath, die Schulen oder der Canyon in Chorweiler (Kletterhalle und Jugendtreff, Anm. der Redaktion), bieten zum 100jährigen besondere Aktionen an.
Kennenlernen-Party
In der Südstadt ist es das „Fest für Köln“, das am Samstag, 6. Juli im Volksgarten zwischen Waldorfkindergarten am Vorgebirgswall 29, und Michael-Schule am Vorgebirgswall 4-8 steigt: Hier kann man die Arbeit der Einrichtungen kennenlernen. Zahlreiche Mitmachaktionen und ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm zeigen, was Waldorf „kann“ – für Essen und Trinken ist gesorgt und bis dahin haben die SchülerInnen den Nistkasten schon zu befüllen begonnen.
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