Immer mittwochs im NeuLand-Garten: Kochen mit Geflüchteten
Mittwoch, 17. Juli 2019 | Text: Jeannette Fentroß | Bild: Jeannette Fentroß
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Zusammen mit Elisabeth, die neu in Köln ist und sich neben ihrer Arbeit im Gemeinwesen auch für Geflüchtete engagieren möchte, warte ich kurz vor 17 Uhr vor dem Tor des NeuLand-Gartens an der Alteburger Straße auf Andrea Harrenkamp, die bald auf ihrem Fahrrad herannaht. Andrea leitet ehrenamtlich eine Projektgruppe im Garten, die jede Woche gemeinsam mit Geflüchteten der gegenüberliegenden Unterkunft ein Abendessen zubereitet. Bis zu 15 Personen erhalten hier immer mittwochs die Möglichkeit, selbst nach eigenem Geschmack und Tradition zu kochen. Die Zutaten für das Kochprojekt kommen durch Spenden eines Bio-Supermarktes zusammen, allerdings lässt sich damit wenig vorplanen und so liegen dieses Mal nur Kartoffeln bereit. Aber mit schnell dazu gekauftem Quark lässt sich bestimmt etwas Leckeres zubereiten.
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ODEON – das SüdstadtkinoDie Teilnehmer stellen Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zusammen, die ansonsten in der Erstaufnahmeeinrichtungen in der Schönhauser Straße arbeiten. Mulham ist auch dabei, er kommt aus Syrien und arbeitet seit drei Monaten ehrenamtlich für das DRK als arabischer Begleiter und soll bei Verständigungsproblemen helfen. Nach und nach kommen insgesamt 17 Menschen in den NeuLand-Garten. Die Gruppe ist bunt gemischt und ausgesprochen fröhlich. Heute gibt es zu Beginn eine Kräuter-Führung mit einer zweiten Andrea, die auch Mitglied der NeuLand-Gartencommunity ist.
Beim Sammeln der Kräuter für den Quark lernen die Geflüchteten gleich ein paar neue Vokabeln aus der Kräuterkunde kennen. Schnell stellt sich heraus, dass die meisten der Anwesenden nur persisch sprechen und kein Arabisch und kaum Englisch verstehen. Da sich alle noch nicht lange in Deutschland aufhalten, sind auch deutsche Sprachkenntnisse wenig vorhanden. Doch das trübt die Stimmung der geflüchteten Menschen nicht, sie sind allesamt sehr froh über die Abwechslung im Garten und sammeln die Kräuter fleißig mit. Als beide Andreas feststellen, dass Jede und Jeder ausgiebig Obst, Früchte und bekannte Kräuter geerntet und mitgepflückt hat, sind sie kurz aus Ihrem Konzept gebracht.
Nicht alle glücklich mit dem Essen
Gleichzeitig fangen drei der geflüchteten Frauen an, die Kartoffeln zu schälen und zu schneiden. Auch das ist so nicht eingeplant, denn die Gruppe soll eigentlich zusammen agieren. „Das macht doch gar nichts“, findet Sabine, die sich hier seit einem Monat engagiert. „Schwieriger ist stattdessen die Planung der Gerichte, wenn wir in einer Woche 10 Kilo Karotten und 20 Brokkolis haben oder wie heute eigentlich nur ein paar Kartoffeln“, erzählt sie, die schon andere interkulturelle Kochprojekte unterstützt hat.
Von einem jungen Mann aus dem Iran lerne ich mein erstes Wort auf Persisch: „kalam“ – das bedeutet „Kohl“. Kambiz spricht ganz gut Englisch und berichtet, dass die Menschen in der Unterkunft mit Fertiggerichten versorgt werden, die leider nicht gut schmeckten. Die zuliefernden Caterer müssen sich den vielen unterschiedlichen Geschmäckern und Vorlieben der Kulturen stellen. Halal müssen die Gerichte sein, Schweinefleisch ist verboten, ebenso blutiges Fleisch. Die geschmacklichen Anforderungen sind ganz anders als in Europa. Trotz aller Bemühungen bleibt eine gewisse Unzufriedenheit bei den Menschen, die dieses Essen bekommen.
Für die Familie kochen ist Teil der Lebensphilosophie
Selbst kochen dürfen die Bewohner*innen der Flüchtlingsunterkunft nicht, daher ist das Kochprojekt eine willkommene Alternative. Oft ist nämlich gemeinsames Kochen in den Herkunftsländern ein fester Bestandteil des familiären Tagesablaufs.
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BagatelleMohammed ist ebenfalls zum ersten Mal beim Kochprojekt im NeuLand-Garten. Er stammt aus Syrien, er ist schon seit drei Jahren in Deutschland und arbeitet inzwischen für das DRK. Er weiß: „Die Menschen sind eigentlich nur 10 bis 15 Tage in dieser Erstaufnahmeeinrichtung, manchmal dauert es aber auch einen Monat, bis sie umverteilt werden können. Ahmed ist mit seiner Frau Soraya aus Afghanistan geflüchtet, er freut sich über die Aufmerksamkeit und lässt sich gerne fotografieren. Arezoo hat eine ganze Schüssel dicker Bohnen gefunden, die sie nach iranischer Art zubereiten möchte.
Genug Zeit zum Essen
Farhanas arbeitete in Afghanistan in einem Restaurant mit internationaler Küche. Sie war schon einmal vor zwei Wochen beim Kochprojekt und berichtet, „Wir haben zu lange mit der Vorbereitung verbracht und das Gemüse war anschließend nicht gargekocht. Ich fange jetzt an, damit wir genug Zeit zum Essen haben.“
Na dann, guten Appetit! – oder wie man auf Persisch sagt: „Nuš-e ğān!“
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