Nachbarn für Nachbarn: Sülzer Initiative als Vorbild für die Südstadt?
Montag, 25. November 2019 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann
Geschätzte Lesezeit: eine Minute
Der Start ist schonmal ziemlich verheißungsvoll. Fünf Nachbarn haben beim ersten kostenlosen Werkzeugverleih der Nachbarschaftsinitiative „Hins+Kunzt“ im Hinterhof des Hauses Berrenrather Straße 182 Interesse angemeldet. Zu ihnen gehört Sabine. Sie, aber vor allem ihr Mann, braucht einen Bolzenschneider. Und der, den Pavao Kumir im Angebot hat, kann sich wahrlich sehen lassen. Sabine füllt ein Formular aus und kann nun eine Woche lang nach Herzenslust Bolzen schneiden.
Ob sich ihr, die mit geschultertem Werkzeug den Hinterhof verlässt, auf der Berrenrather umgehend eine Zivilstreife an die Fersen heftet, ist nicht bekannt. Aber ehrenwerter als die von Sabine könnten Absichten nicht sein.
Wie auch die der Aktivisten von „Hins+Kunzt“. 25 Nachbarn haben sich zusammengeschlossen, um dieses Projekt auf die Beine zu stellen, erzählt Mitgründer Michael Schmitt. Sie haben Schuppen in dem Hinterhof gemietet und dort ein Atelier, einen Veranstaltungsraum und eben den Werkzeugverleih untergebracht.
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SchokoladenmuseumEntstanden ist „Hins+Kunzt“ bei dem Versuch einiger Kunstschaffender, in Sülz bezahlbare Räume für ihre Arbeit zu finden. Kein leichtes Unterfangen in einem Stadtteil, in dem die Mieten rasant gestiegen sind und steigen. Bei dem Vermieter der Berrenrather 182 stieß man auf offene Ohren und zivile Mieten.
Nun wird das Projekt Schritt für Schritt größer. Zunächst wurden die Schuppen renoviert. In dem Veranstaltungsraum trifft sich nun zum Beispiel ein Literaturkreis. Auch Konzerte und Kleinkunstauftritte gab es schon. „Man glaubt es kaum, aber wir können in dem Raum tatsächlich 35 Leute als Publikum unterbringen“, berichtet Schmitt. Ein Schauspieler gibt Sprechunterricht, eine Lehrerin gibt Nachhilfe in Englisch und Mathematik.
Aber es geht noch mehr. Ein Lastenrad und ein E-Bike kann man kostenlos ausleihen, erste Nachbarn stellen ihre Autos leihweise zur Verfügung. Sogar ein VW-Camper ist im Angebot. Und für das nächste Jahr plant man den Bau von Hochbeeten. Pavao Kumir steht ab sofort jeden Freitag von 15.30 Uhr bis 16.30 Uhr im Hinterhofschuppen und verleiht Werkzeug. Wer etwas braucht, erreicht ihn unter werkzeug@hinsundkunzt.de. Dort können sich auch Leute melden, die ihr Werkzeug anderen vorübergehend überlassen wollen. Man kennt das ja: Fast jeder hat eine Bohrmaschine. Aber er benutzt sie nur dreimal pro Jahr. Wenn überhaupt.
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Kartäuserkirche – Evangelische Gemeinde KölnAuszug aus der Werkzeug-Verleihliste
Bandsäge, Baumsägen/Bügelsägen in verschiedenen Größen, Bohrhammer, Bosch PBH 2100 RE, Bolzenschneider, ECD Germany 60 cm – 24′ Zoll, Elektro-Tucker, Skil 8200, Fäustel, Feinsäge/Japansäge, Augusta Ryoba 240 mm, Gummihammer, Ausbeulhammer, Heißluftpistole, Lochbohrer (Holz), Wolfcraft 7-teilig, Maulzange, Lux Gripzange, 250 mm Länge, 50 mm Mundöffnung, Montage- und Deckenstützen, Schraubzwingen, Spaten, Stichsäge, Bosch PST 54, Tischkreissäge mit Unterbau, Einhell TKS250 UV, Hochdruckreiniger, Kärcher K 2 Compact Home, Laubsauger/Laubbläser.
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