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Lükes Liebes Leben

Sisyphos mit Mindestlohn

Montag, 9. Dezember 2019 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Nur für die Statistik. Meine Jungs mit den Pustern waren wieder da. Wenn ich mich nicht vertue, war es ihr dritter Einsatz seit Herbstbeginn. Bei ihrem letzten Auftritt vor ungefähr fünf Wochen hatten sie auf dem Spielplatz An der Eiche nach mehrstündigem Einsatz einen schönen Laubhaufen aufgetürmt. Mitgenommen haben sie ihn indes nicht. Weder am Einsatztag, noch an einem der folgenden. So schrumpfte der Berg durch Kinderarbeit -was gibt es Schöneres als so einen frisch aufgetürmten Laubhaufen?- und Wind im Laufe der Wochen zu einem kleinen Hügel. Am Donnerstag letzter Woche rückte das, mir inzwischen hinlänglich bekannte, Trio erneut an. Zwei Männer in Grün mit Puster, einer mit handelsüblicher Harke. Gehe davon aus, dass es durchaus eine Hierarchiefrage ist, welcher Mitarbeiter welches Arbeitsgerät zugeteilt bekommt.

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So röhrten sie wieder fünf Stunden auf dem Areal herum, um zum Großteil dieselben Blätter, die sie schon vor Wochen behandelt hatten, noch einmal aufzutürmen. Und seitdem ruht der Berg wieder. Die Kinder freuen sich und der Wind bläst vor sich hin. Ich habe mich lange gefragt, ob dieses Treiben der Männer vom Grünflächenamt irgendeiner Strategie folgt, doch diese hat sich mir bislang noch nicht entschlüsselt. Der alte Sisyphos soll ja laut Camus ein durchaus glücklicher Mensch gewesen sein. Und der hatte nicht mal Mindestlohn. Kann aber auch sein, dass die regelmäßig runderneuerten Laubhaufen eine nette Geste des Amtes für die Kinderchen sind. Quasi als Ersatzspielgeräte für die im Sommer abgebaute Rutsche und das beliebte Schiff. Seitdem ist der Spielplatz eine ziemlich öde Freifläche. Auf der es sich allerdings viel besser pusten lässt als früher.

Mahnende Kleinlautsprecher

Ich bin ja immer wieder erfreut, wenn sich auch Heilige als Menschen entpuppen. Am 6. Dezember kam ein Nikolaus in vollem Ornat mit Rauschebart und Bischofsstab aus einem Kindergarten, wo er den Kleinen gewiss viel Freude bereitet hatte. Wir Raucher kennen das Bedürfnis, uns nach getaner Arbeit erstmal mit einer Kippe zu belohnen. Und da geht es heiligen Männern offenbar nicht anders. Jedenfalls fingerte mein Nikolaus mit einigem Aufwand eine Schachtel Zigaretten aus seinem roten Mantel, zündete sich genüsslich einen Glimmstengel an und ging seiner Wege. Hoffe mal, der gute Mann ist unterwegs nicht ein paar entsetzten Kinderchen begegnet. Solchen, wie sie mich regelmäßig nerven. Sitz´ ich gemütlich beim Expresso in der Sonne und rauche schnurgerade vor mich hin, kommt mit schöner Regelmäßigkeit irgend so ein Erdenbürger im Kindergartenalter auf mich zugewackelt und erklärt mir mit groteskem Ernst: „Rauchen ist ungesund.“ Und als gäbe es bei dieser Info noch irgendwelche Unklarheiten, setzten manche hinzu: „Da geht man tot von.“ Wozu die Erziehungsberechtigten dieser Dreikäsehoch-Aufklärer im Hintergrund oft eifrig nicken und sich an ihrem ach so gelungen Kleinlautsprecher erfreuen. Lang Zeit hab´ ich diese mahnenden Kinderchen geschockt angesehen und mit einem loriotschen „Ach, was!?“ geantwortet. Was meine Gesprächspartner allerdings oft nicht wirklich zufriedengestellt hat. Drum habe ich mein Strategie geändert. Verabreicht mir nun ein Panz mal wieder ungebeten so eine öffentliche Belehrung, strahle ich es an und sage: „Du bist aber ein kluges Kind!“ Und da die Kinder solcher Eltern alles verstehen außer Ironie, stapfen sie dann, von meinem Lob beflügelt, zutiefst befriedigt von dannen.

Laut, dreckig, wunderbar

Habe mir unlängst eine Woche Neapel gegönnt. War ich zuvor noch nie gewesen. Alle, die mich seitdem fragen, wie es denn gewesen sei, bekommen dieselbe Drei-Wort-Antwort: „Laut, dreckig, wunderbar!“ Was sich dort in den engen Altstadtgassen in puncto Verkehr abspielt, ist mit Chaos noch dezent umschrieben. Fußgänger, knatternde Vespas und Autos bewegen sich auf schmalen Straßen, die eigentlich nach Fußgängerzonen aussehen, mit größter Selbstverständlichkeit durch kein kaum zu überschauendes Gewusel. Das Erstaunlichste dabei: Es wird kaum gehupt und schon gar nicht geschimpft. Mag sein, dass neapolitanische Verkehrsteilnehmer die Situation auch nicht berauschend finden, aber sie haben sich offenbar miteinander arrangiert und nehmen das Chaos mit großer Gelassenheit. Bei ähnlichen Situationen auf unseren Straßen würde es vermutlich Mord und Totschlag geben. Von den Shitstorms im Netz, die hier regelmäßig losbrechen, sobald irgendwer seinen Roller falsch parkt, ganz zu schweigen. Dass Zebrastreifen südlich der Alpen eine allenfalls dekorative Funktion haben, ist hinlänglich bekannt. Macht aber nix. Auch auf breiten Straßen wartet man nicht, bis die Wagenlenker anhalten, sondern man geht einfach los und schon stoppt der Verkehr ohne großes Gehupe. Funktioniert auch ohne Zebrastreifen. Einen Unfall oder auch nur eine annähernd gefährliche Situation habe ich Neapel zumindest die ganze Woche über nicht erlebt.

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Auch mit dem Müll lässt sich leben. Zumindest als Tourist für eine Woche. Klar liegen da bei abgebauten Marktständen schon mal über Stunden ein paar Fischköppe in der Gosse oder stehen Säcke mit vermutlich nicht mal korrekt getrenntem Müll vor Hauseingängen. Aber die Müllabfuhr kommt nun mal erst am späteren Abend vorbei und am nächsten Morgen ist der Dreck dann auch wieder weg. Ich will ja jetzt nicht behaupten, dass Chaos die Lösung für all unsere (Verkehrs-)Probleme sein könnte, aber etwas mehr neapolitanische Gelassenheit wäre bisweilen nicht schlecht.

Text: Reinhard Lüke

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