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Lükes Liebes Leben

Weißer Beutel für die Südstadt!

Montag, 17. Februar 2020 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Wie wär´s zur Abwechslung mal wieder mit Sex? Soll ja die Klickzahlen immer enorm in die Höhe treiben. Die Sekretärin: „Herr Direktor, ich habe eine neue Stellung.“ – „Prima, dann schließen sie mal die Tür ab!“.

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Wie, nicht der Brüller? Ist auch nicht von mir sondern aus unserem Heimatblättchen Express. Stand da am 7. Februar in der Rubrik „Witz des Tages“. Dort finden sich täglich solche Preziosen. Wird da für deren Auswahl eigens ein Redakteur beschäftigt? In Vollzeit? Oder macht das der Pförtner nebenbei?

Weltstars im Veedel

Egal, jetzt geht’s ja erstmal richtig rund mit der närrischen Raserei. Im Foyer der Kindergarten- Altenheim-Kombi an der Eiche hängen die Luftschlangen, die Pflasterer, die in den letzten Wochen den Wurzeln der Bäume auf dem Platz zu mehr Freiraum verholfen haben, sind rechtzeitig fertig geworden, die ersten Dixies sind bereits platziert und das weiße Zelt für die Karnevals-Sausen am Südstadion steht auch. Schon seit Freitag tobt da „Viva Colonia“, eine allabendliche Party mit den bewährten Sangeskünstlern des kölschen Frohsinns. Aber war das Zelt seit dem Oktoberfest eigentlich überhaupt mal weg? Da geben sich doch ständig Weltstars die Klinke in die Hand. Anfang des Monats war „Die 90er Sause“ mit so stilbildenden Ikonen wie Oli P und Blümchen. Letztere hat es zwischendurch mal unter ihrem bürgerlichen Namen Jasmin Wagner versucht, tourt aber jetzt mit 39 wieder unter ihrem Teenager-Künstlernamen. (Tritt Hendrik Nikolaas Theodoor Simons (64) eigentlich immer noch als Heintje auf und schmettert „Mama“?). Am Wochenende darauf gastierte am Südstadion die „Kölner Hüttengaudi“, wahlweise auch als „Deutschlands größte Après-Ski-Party“ promotet. Unter dem Motto „Piste meets Playa“ konnte sich das Volk u.a. an Beiträgen Tim Toupet und Peter Wackel erfreuen. Für sowas brauchen Kölner weder Berge noch Strand. Von Schnee ganz zu schweigen. Keine Ahnung, was da in den nächsten Wochen und Monaten im Zelt abgeht, aber von mir aus dürfte das Ding da dauerhaft stehen bleiben. Die Flohmärkte könnte man auch indoor veranstalten. Bei Regen ist das Areal doch ohnehin nur in Gummistiefeln zu betreten.

Sack am Dom

Jetzt komme mir keiner mit „das Zelt ist aber ästhetisch nicht sonderlich ansprechend“. Zum einen gibt es auf der öden Brache ohnehin nix zu verunstalten, zum anderen darf sowas in Köln sogar unmittelbar neben dem Dom stehen. Dauerhaft. Was da offiziell Musical Dome heißt und vom Volk liebevoll der blaue Sack genannt wird, veredelt das Stadtpanorama seit 1996. Eigentlich war es ja nur als Provisorium für zwei Jahre gedacht, weil dann der Breslauer Platz völlig neu gestaltet werden sollte. Nun gut, dass kühne Projekt hat sich noch zwei Jahrzehnte hingezogen, aber inzwischen ist man dann ja doch fertig geworden. Doch nicht nur das potthässliche Kommerz Hotel sondern auch der Sack blieben von der architektonisch ohnehin dürftigen Neugestaltung verschont. Inzwischen hat man auch noch eine Container-Polizeiwache dazu gestellt. Glaubt irgendwer, dass die Franzosen solch ein Ensemble in der Nähe des Eiffelturms dulden würden? Wenn es ums Bauen geht, ist Köln nun mal eindeutig Provinz. Aber irgendwann sollen die Musicals ins Staatenhaus auf der anderen Rheinseite umziehen. Aber da gastiert ja noch die Oper, bis deren Stammhaus saniert ist. Also, zehn Jahre gebe ich dem Sack locker noch. So könnte man es doch auch mit dem Zelt als Südstadion halten. Erstmal nur als Provisorium. Wir könnten das Ding ja weißer Beutel oder so nennen. Gute Locations für kulturelle Darbietungen aller Art sind in der Südstadt doch immer gern gesehen.

Geht doch

In Neuss vermutlich auch. Am Samstag verlas eine Moderatorin im Radio die Veranstaltungstipps zum Wochenende. Für ganz NRW. Im Neusser Club -die Dame sprach es englisch aus- „Revolution“, hieß es, finde eine Oldie-Party statt. Wenn in einer Lokalität dieses Namens Gassenhauer von anno tobak gespielt werden, darf man die Revolution wohl getrost als gescheitert betrachten. Aber es gibt ja auch Zeichen der Hoffnung. Auf dem Spielplatz an der Eiche machten sich vergangene Woche ein Mann und eine Frau mit Maßband und Notizblock zu schaffen. Sollten die womöglich das Areal für die Aufstellung neuer Spielgeräte vermessen haben? Die Rutsche, das bespielbare Schiff und das Häuschen in der Nähe der Annostraße hatten Männer in grünen Anzügen ja irgendwann im letzten Sommer im Morgengrauen demontiert und weggeschafft. Wenn da jetzt nach nur einem Dreivierteljahr bereits mit den Planungen für eine Neugestaltung begonnen werden sollte, könnte da schon in zwei, drei Jahren eine neue Rutsche installiert werden. Geht doch.

Text: Reinhard Lüke

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