Echt jetzt!? Verkehrswende in der Altstadt nimmt plötzlich rasant Fahrt auf
Montag, 22. Juni 2020 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Eine Revolution, die von der Oberbürgermeisterin angeführt wird? Kann das gut gehen? Keine Sorge. In Köln geht das. Und in diesem Fall sogar ausgesprochen gut. Revolution heißt: In der gesamten Altstadt fallen die Parkplätze an den Straßenrändern weg. Nach Umsetzung des entsprechenden Verkehrskonzeptes wird es für Besucher dort nur noch in Parkhäusern legale Möglichkeiten geben, ihr Auto abzustellen.
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Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg – DPSG KölnDie Revolutionsführerin ließ es sich nicht nehmen, das Vorhaben persönlich vorzustellen. Zusammen mit Dr. Joachim Bauer vom Grünflächenamt und Klaus Harzendorf, Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung, sowie Dr. Patrick Adenauer, Paul Bauwens-Adenauer und Beatrice Bülter von der Grün-Stiftung war OB Henriette Reker zum Heumarkt gekommen, um das große Ganze zu erläutern. „Der erste Umsetzungsschritt des Verkehrsführungskonzepts Altstadt hat mehr als nur Signalwirkung. Das Konzept weist den Weg zu mehr Platz für Fußgängerinnen, Fußgänger und Radfahrende, genauso wie es lebenswerte Städte, etwa Kopenhagen und Zürich, umsetzen.“
Paul Bauwens-Adenauer erklärte für die Grün-Stiftung, aus deren Mittel 35 Pflanzkübel für Bäume finanziert werden: „Das Grün verbessert die Aufenthaltsqualität auch optisch. Das hat die Altstadt dringend nötig. Kultur heißt übrigens auch Pflege. Und bei der nachhaltigen Qualität der Begrünung muss man drei Dinge beherzigen: Pflege, Pflege, Pflege. Eine Innenstadt ohne parkende Autos ist nun keine Utopie mehr. Der Vorrang für Fußgänger braucht Regeln. Etwa die Rücksichtnahme von Radfahrern auf Fußgänger. Das ist ein wirklich hehres Ziel.“
Dr. Bauer räumte ein, dass es in der Altstadt wenige in den Boden gepflanzte Bäume gebe. „Das liegt daran, dass hier überall Leitungen verlegt sind.“ Er wünscht sich Paten für die einzelnen Kübel, die beispielsweise den Müll wegräumen. Dr. Bauer ist aber auch auf Vandalismus vorbereitet: „Wir gehen davon aus, dass wir die Bäume hin und wieder austauschen müssen.“
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Severinstorburg – Tor zum VringsveedelWilhelm Belke, Leiter der Stabstelle Stadtbau im Quartier, und Klaus Harzendorf stellten dann das Herzstück der Revolution vor: Den Umgang mit dem ruhenden und fließenden Verkehr. Harzendorf beschrieb die Verkehrswende in der Altstadt mit einem Satz: „Es fallen 118 Parkplätze weg.“ Diesem Satz folgten dann aber doch noch ein paar weitere: „Auswärtige Besucher werden auf die Innenstadt-Parkhäuser verwiesen. Die sind weiterhin alle erreichbar.“ Und zum Teil außerordentlich schwach ausgelastet. An manchen Tagen stehen drei von vier Parkplätzen leer.
„Bewohner, Menschen mit Behinderung und Taxis werden Parkplätze im öffentlichen Straßenraum bekommen. Anlieferung in Geschäfte wird von morgens sechs bis 112 Uhr möglich sein.“ Bewohner finden für sie reservierte Stellplätze auf dem Laurenzgitterplätzchen, Am Leystapel und auf den Parkplätzen Marspfortengasse und Markmannstraße. Das Angebot der Stadt an die Bewohner, bis zum Ablauf ihres Anwohnerparkplatzes vergünstigte Stellplätze in Parkhäusern zu nutzen, nahmen fünf Altstädter in Anspruch. 178 neue Fahrradabstellplätze wurden eingerichtet. Und welche für E-Scooter und Lastenräder.
An sogenannten Mobilitätsstationen kann man E-Scooter und Leihräder nutzen. Die Stadt verhandelt mit den Verleihfirmen darüber, dass die Rückgabe nur an bestimmten Orten möglich ist. Damit soll Wildparken verhindert werden. „Wenn die Miete nur dort endet, werden das die Nutzer sicher schnell lernen“, warf Harzendorf einen erzieherischen Blick auf die Übung.
In einem ersten Schritt wurden jüngst fünf Fußgängerzonen eingerichtet: Östlicher Teil der Bolzengasse, östlicher Teil des Heumarktes, Hühnergasse, Unter Käster, Südlicher Teil des Alter Markts. Sechs Car-Sharing-Plätze stehen auf dem Steinweg zur Verfügung. Das Dreieck als Symbol der via culturalis findet man Unter Goldschmied. Von der Ecke Am Hof wurde der Bürgersteig erweitert abgepollert und die für Fußgänger dazugewonnene Fläche mit Dreiecken markiert.
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Kommentare
Wow, tolle Maßnahmen! Sehr pragmatisch. Statt jahrelang die Straßen umzubauen und erst dann eine Attraktivierung zu haben, setzt man kurzfristige Maßnahmen um und verfolgt die langfristige Neugestaltung der Straßen. Gefällt mir! Vielleicht ein Anfang von weiteren Maßnahmen in der ganzen Stadt.