Projektstart mit Hindernissen
Mittwoch, 12. August 2020 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Nora Koldehoff
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„Mir haben alle Programmpunkte gefallen“, sagt Gianluca. Und der muss es wissen, denn er gehört zu den wenigen Kindern, die bei der „Kinderstadt Kartause“ in beiden Wochen dabei waren. Ein bisschen anders hatte sich der Zwölfjährige die Kinderstadt schon vorgestellt. Etwa, dass man sich aus mehreren „Berufen“ frei immer wieder etwas auswählen konnte. So war es ursprünglich auch geplant, aber durch Corona war das nicht möglich.
„Eigentlich“, erklärte Pädagogin Isabell Ohl, „hätte zum Beispiel jeder Tag mal erst mit einer Bürgerversammlung begonnen und es wäre auch ein Bürgermeister gewählt worden. Die Kinder sollten dann in einem Jobcenter einen ‚Betrieb‘ aussuchen und dafür auch Kinderstadt-Geld verdienen können. Das Geld haben wir aber dann aus Infektionsschutzgründen ganz aus dem Konzept gestrichen.“
Die Pädagogin arbeitet beim Jugendhilfeträger „ev-angel-isch gGmbH“ und ist Teil des Teams, das die Kinderstadt Kartause, die es in diesem Jahr zum ersten Mal gab, vorbereitete hat und anleitete.
Konzeptumstellung für den Infektionsschutz
In der Vorbereitungsphase konnte das Team von Konzept und den Erfahrungen der Kinderstädte „Mini-Beuel“ und „Mini-Nippes“ profitieren. Doch durch die Pandemie musste davon auch einiges wieder geändert werden – zumindest für den diesjährigen Durchlauf.
Zwischenzeitlich war völlig unklar, ob das Projekt überhaupt würde stattfinden können. In einer ziemlich zusammengeschrumpften Variante hatte das Programm nun sehr viel mehr Ähnlichkeiten mit einem klassischen Ferien-Gruppenprogramm für Kinder. Dennoch waren sowohl die Betreuer*innen, als auch die Familien froh, dass es überhaupt möglich war.
„Das Konzept so anzupassen war die einzige Möglichkeit, die Kinderstadt überhaupt anbieten zu können“, sagte Sarah Boujrida, die als Medienpädagogin im Girls Space arbeitet.
„Es wurden schon einige ‚Betriebe‘ installiert“, ergänzte Isabell Ohl, „aber die Kinder bewegen sich nur innerhalb ihrer Gruppe. Für manche Kinder ist das aber auch nicht so schlecht, denn manche Gruppen sind schon sehr schnell zusammengewachsen. Und so starten wir das Projekt nun etwas kleiner, als geplant. Wir hoffen aber trotzdem, dass es im nächsten Jahr schon wieder anders aussieht.“ Damit sich die einzelnen Gruppen auch ein bisschen aus dem Weg gehen konnten, hat jedes „Veedel“ an einem anderen Tag einen Ausflug in den Zoo gemacht.
Holzwerkstatt, Medien und Sport
Mira ist 9 Jahre alt und war zum ersten Mal in einer Kinderstadt dabei. Sie hat sich gemeinsam mit ihrer Schwester Karla und ihren Freundinnen Paula und Alina angemeldet, aber auch neue Freundschaften geschlossen. „Die Stationen fand ich alle gut, aber am besten war der Spieletag. Und die Holzwerkstatt.“ Sie will sich im nächsten Jahr wieder anmelden, möglichst wieder direkt in der Vierergruppe.
Sehr beliebt war bei den Kindern auch das Medienhaus, in dem sie unter Anleitung Podcasts produzieren, Collagen und Artikel erstellen konnten. Die zehnjährige Julika hatte sich ein ruhiges Plätzchen gesucht, um einen Podcast aufzunehmen. Sie verriet vorab, dass es um Umwelt und Handball gehen wird – zwei Themen, die sie besonders interessieren. „Ich finde gut, dass man alles ausprobieren kann“, sagte sie über die Kinderstadt.
„Auch wenn die Voraussetzungen nicht optimal waren“, sagte Isabell Ohl, „haben wir die Wochen gut füllen können. Und besonders schön war die Erkenntnis, dass man auch unter den erschwerten Bedingungen und mit strengen Hygiene-Regeln ein gutes Programm machen und glückliche Kinder erleben kann.“
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