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Gesellschaft

S.O.S: Save our Souls – und die Menschen aus Moria!

Dienstag, 15. September 2020 | Text: Judith Levold | Bild: Judith Levold/S.O.S-Projekt Südstadtleben e.V.

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Und das in möglichst umgekehrter Reihenfolge. Findet ganz klar Hans Mörtter, Pfarrer der Lutherkirchen-Gemeinde in der Südstadt und eine Art christlicher „Sozialarbeiter“.

Arbeitszimmer von Hans Mörtter – klein, voll, und immer klingelnde Telefone.

Er mischt sich traditionell ein in wichtige gesellschaftliche Debatten, wie die um bezahlbaren Wohnraum, um den Umgang mit Wohnungslosen und vor allem um den mit Geflüchteten. Hier bei uns in Köln und anderswo. Die Rettung von Flüchtenden sei, so Mörtter, oberstes Menschlichkeits-Gebot, im Mittelmeer und auch aus den grässlichen Lagern auf den Inseln: Moria sei nur das bekannteste und zum Symbol gewordene Lager für absolut menschenunwürdige Unterbringung von Notleidenden und das Versagen der europäischen Flüchtlings-„Politik“. Auf den Nachbarinseln von Lesbos, z.B. Samos, gebe es weitere und ähnliche Lager…

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„Wir müssen unser Menschsein wiederfinden“

Darum gehe es, so Mörtter: Menschlichkeit walten zu lassen. Dafür kämpfe er. Zum zweiten Mal organisiert er zusammen mit einem engagierten HelferInnen-Team deshalb in Nullkommanix eine S.O.S-Solidaritäts-Veranstaltung in der Philharmonie. Schon im vergangenen Jahr hatte er dort Gespräche mit Sea-Watch-Kapitänin Pia Klemp und anderen humanitären HelferInnen geführt, gerahmt von künstlerischem Programm. Die Philharmonie als Spielort bekommt er gratis – die Stadt bzw das Kulturamt hat ihm einen ihrer eigenen drei jährlichen Philharmonie-Termine dafür überlassen. „Technik und Personal müssen wir natürlich irgendwie finanziert bekommen.“ so Mörtter, aber das werde schon hinhauen, „Hat ja letztes Jahr auch geklappt“.

Teilhaben an Erlebnissen von Humanitären Helfern

Am 22.09.20 dürfen also -coronabedingt zwar nur 1000 statt 2300- Gäste in die Philharmonie kommen, sie erwartet ein anspruchsvolles künstlerisches Programm mit Pianistin Sina Kloke, Kasalla, Mitgliedern der Kölner Oper, Sängerin Aniko Kanthak, Stunksitzungspräsidentin Biggi Wanninger u.a. Vor allem aber die Chance auf Einblick in die Arbeit von denen, „Die da vor Ort helfen, die wissen, wovon sie sprechen, die Erfahrung haben damit, wie es läuft, in den Lagern oder auf der Balkanroute. Und auch in Einrichtungen hier bei uns – die teilweise auch wie Lager funktionieren.“ erzählt Mörtter, während er an seinem überfüllten Schreibtisch sitzt und ständig das Gespräch unterbrechen muss, weil es auf allen Kanälen bimmelt.

Pfarrer am Schreibtisch: Telefon, GOTT und das Neueste von Armutsforscher Christoph Butterwegge

An deren Seite wolle er stehen und möglichst 1000 Gäste sollten das auch – wie bei einer Solidaritäts-Demonstration. „Wir müssen den Druck auf Seehofer erhöhen.“ so Mörtter, der mit seiner Arbeit und besonders dieser Veranstaltung Öffentlichkeit erzeugen will. „Die 12.000 aus Moria – die könnten wir allein hier in Deutschland aufnehmen. Nicht nur Köln, auch viele andere Kommunen haben das ja immer wieder angeboten, nur blockiert das der Innenminister.“ redet sich Mörtter in Rage. Das Wort erteilen in der Philharmonie will er darum vor allem den Menschen, die etwas Wichtiges zu sagen haben. Wie zum Beispiel der Kölnerin Daniela Neuendorf, die sich bei „Refugees Foundation“ engagiert und schon lange von hier aus Hilfskonvois koordiniert.

Daniela Neuendorf beim Packen

„Das muss jetzt erstmal ganz schnell gehen!“

Meint sie, und ihr Pragmatismus steckt an. Die gelernte Betriebswirtin mit Job bei BAYER steht zwei Tage nach dem Brand in Moria in der Halle einer Spedition in Porz und sortiert Hilfsgüter für einen Sofort-Transport. „Turnschuhe sind deshalb so wichtig, weil sie schnell trocknen. Die Leute werden nass und völlig verdreckt. Wenn sie Turnschuhe auswaschen, dann sind die schnell wieder trocken, im Gegensatz zu schweren Lederschuhen.“ Warme Kleidung, Medikamente, Verbandsmaterial und: Masken, im Kampf gegen die Verbreitung von Corona, seien die aktuell wichtigsten Hilfs-Güter, die die obdachlosen Menschen nach dem Brand in Moria bräuchten. Das alles müsse aber gut abgestimmt und koordiniert laufen, sonst bekomme ein Lager, z.B. auf Samos, viel zu viel von bestimmten Hilfsgütern, ein anderes Lager aber gar nichts oder das Falsche, was gerade gar nicht benötigt werde.

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Ferien im Krisengebiet

Sie zeigt Kartons mit Kinderschuhen oder mit selbst genähten Masken. „Das ist eine Spende aus Münster, das ist wichtig, dass wir auch wiederverwendbare Masken haben, die waschbar sind. Und eben auch kleine, für Kinder.“ Seit Jahren schon nutzt Daniela Neuendorf als Mitglied der „Refugee Foundation“ zusammen mit ihrem Mann in allen Ferien einzelne Wochen, um in die Lager auf Lesbos und Samos zu reisen und dort zu helfen. Ihre kleine Tochter kann sie mit gutem Gefühl bei liebevollen Großeltern lassen, „Damit wir auch wirklich den Kopf frei haben“.

Schuhe – für die Kleinsten in Lagern wie Moria

Den Kopf frei für das, was sie dort jedes Mal wieder an schlimmen Lebensumständen erlebt. Davon erzählt Daniela Neuendorf am 22. September in der Kölner Philharmonie als eine von mehreren GesprächspartnerInnen von Hans Mörtter. Um 20h, und für nur 17€ pro Eintrittskarte.

Text: Judith Levold

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