Kinder an die Macht!
Mittwoch, 30. Juni 2021 | Text: Judith Levold | Bild: Judith Levold
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Das besang schon Herbert Grönemeyer vor 35 Jahren – leider wird die Perspektive von Kindern und Jugendlichen in der Politik nur selten eingenommen. In Sachen Verkehr haben aber jetzt Kölner PolitikerInnen Kölner SchülerInnen getroffen und: Ihnen zugehört.
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Privatpraxis für Physiotherapie Frauke StöberBundesweit initiiert von Fuß e.V., dem Fachverband für Fußverkehr, betreuen der Kölner „Fahrrad-Bürgermeister“ Reinhold Goss und die linke Verkehrspolitikerin Gunda Wienke für Köln das Projekt, in dem sich SchülerInnen mit Fragen von sicheren Schulwegen und kindgerechterer Verkehrsführung beschäftigen, mit Unwohlfühl-Orten und Wünschen an die Gestaltung des öffentlichen Raums. Die Elefantenklasse der Zwirnerstraßen-Grundschule hatte Rats- und BezirksvertretungspolitikerInnen eingeladen, um ihnen die Ergebnisse ihrer Arbeit vorzustellen.
Paradies für Kinder wieder herstellen
Cosmo und Theo zum Beispiel haben ältere Fotos recherchiert und zeigen auf, wie der Spielplatz An der Eiche früher aussah, „Ein Kinderparadies“, wie Theo sagt und zeigt: Viele ganz verschiedene Spiel-, Wasser- und Klettergeräte habe es dort gegeben, im Laufe der letzten Jahre sei fast alles abgebaut worden, ohne indes neu gestaltet zu werden. „Das ist blöd.“ findet der 10jährige, und wünscht sich, dass wieder vielfältigste Geräte dort Platz finden, denn seinerzeit sei dieser Spielplatz gelobt worden, als „einer mit tollen, vielfältigen Geräten, die es sonst kaum wo gibt“. Und: „Auch eine Schaukel, auf die Rolli-Kinder können, sollte da mal hin – sowas gibt es nirgends“ bemerkt er. Und sein Kumpel ergänzt „Der Boden müsste auch so sein wie hier im Trude-Herr-Park, so aus Gummi – da ist er nämlich aus Kies und da tut man sich weh.“
Etwa einen Monat lang, immer wieder im Erdkunde-Unterricht, hätten sich die GrundschülerInnen mit dem Thema Öffentlicher Raum aus Kindersicht, Verkehrsplanung und Schulweg-Sicherheit auseinandergesetzt, erzählt Lehrerin Claudia Engelbertz. „Wir haben Ausflüge in die Umgebung gemacht und mit dem Kartografieren begonnen – die Kinder haben sehr detailreich Probleme beschrieben, auf dem Schulweg zum Beispiel“
„Fühle mich unsicher“
Da können Tom und Joona, auch Viertklässler, direkt mitreden: „Mein Unwohlfühl-Ort ist auf der Severinstraße, wenn man aus dem Kartäuserhof kommt und weiter zum Hirschgässchen will (sein Schulweg, Anm. der Red.) – da sehen einen die Autofahrer gar nicht und ich kann auch schlecht sehen, da ist viel zu viel Verkehr und die Autos fahren dann zum Teil über den Bürgersteig“ berichtet er empört. „Da fühle ich mich unsicher“. „Ja, das wäre besser, wenn die Straße da stillgelegt würde“. Überhaupt: „Dass da nur Leute fahren dürfen, die da auch wohnen!“ pflichtet sein Klassenkamerad bei.
Auch Caterina und Amako sind Gefahrenpunkte aufgefallen, etwa an der Rheinuferstraße, wo man oft nur bis zur Mitte der Fahrbahn komme oder dort die Ampel schon „Rot“ anzeige, während sie dort, wo man hin wolle, auf der anderen Straßenseite, noch grün leuchte – „Man sieht dann das Grüne und läuft los – das ist gefährlich, und wenn man es bis auf die Mitte schafft, dann ist das sooooo laut und die Autos brausen um einen herum“ beschreibt Caterina ihr Gefühl im dichten mehrspurigen Straßenverkehr.
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Dreiling Orthopädie-SchuhmacherZu dem Termin mit den Kindern sind Grüne und Linke und GUTe PolitikerInnen aus Rat und Bezirksvertretung Innenstadt gekommen – sie alle schauen sich Pläne und Bilder der Kinder am Eingang des Trude Herr Parks vor der Grundschule an und lassen sich erklären, was sich die Kleinsten vorstellen.
„Es wäre klasse, wenn Ihr Eure Wünsche und Vorschläge zusammenfassen und sie uns in die nächste Sitzung der Bezirksvertretung im August überbringen könntet.“ ermutigt Antje Kosubek, stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Innenstadt die Kleinen, mit ihren Ideen am Ball zu bleiben und die Politik zum Handeln zu bewegen.
Denn: „Bevor wir auf ein Rad steigen oder in die Bahn oder sogar Autofahren können – wir sind alle FußgängerInnen“ fasst Reinhold Goss zusammen. Und zu Fuß unterwegs entdecke man eben am meisten und immer wieder Neues. „Mehr Raum für FußgängerInnen ist wichtig und so eine Schule wie hier kann man nicht einzeln betrachten, der gesamte Raum um die Schule herum, wo die Kinder herkommen – das muss als Ganzes gedacht werden“, findet der Fahrradbürgermeister Kölns, der unermüdlich für mehr und sichereren Raum für Fuß- und Radverkehr wirbt (und streitet).
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