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Südstadt

Süßes nach der Krise

Montag, 2. August 2021 | Text: Markus Küll | Bild: Markus Küll

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Beim Spaziergang zwischen Bonner-und Severinstrasse ist manches anders, manches neu –und einige etablierte Gastro-Institutionen wagen einen neuen Anfang. Los geht’s!

Neue Spaziergang-Kategorie: „Schade, da hätten wir mal hingehen sollen“

Definitiv aus der Kategorie „Schade, da hätten wir mal hingehen sollen!“ war das Cafe Edelmann am – jedenfalls für die Südstadt- südlichen Ende der Bonner Straße. Das nette, kleine Café mit Mezze, Shakshuka und weiteren Spezialitäten aus dem Libanon hat es nicht geschafft. Die Schaufenster-Werbung am noch zugeklebten Fenster des Nachfolgers Es.3 verspricht „Baguette, Burger, Crispy“, wobei vor allem letzteres Raum für kulinarische Spekulationen lässt.
Genauso vermissen werden wir mit dem Carmelädchen eine Südstadt-Institution für das sonntägliche Frühstück und den Kaffee-Plausch mit Freund*innen. Die Versorgung mit Kaffee ist aber gesichert: nach Ehrenfeld und dem Belgischen Viertel eröffnet „CafeCafe“ die dritte Filiale und bringt „Urban Eats & Coffee“ ins Veedel.

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Schokoladenmuseum
Wusstet Ihr, dass Kakao ein Göttertrank war? Ist Euch bekannt, welche Attraktion in Köln nach dem Dom am meisten besucht wird? Habt Ihr scho…

Zweite, neue Kategorie: „Alte Bekannte, neu erfunden“!

Da tut sich was! Einige etablierte Südstadt-Gastronom*innen haben die schwierige Zeit der geschlossenen Türen genutzt und sich neu erfunden. Wir spazieren weiter in Richtung Chlodwigplatz und freuen uns:

Alles grün in der Wagenhalle

Eine wirkliche (Wieder-)Entdeckung ist die Wagenhalle im COMEDIA-Theater in der Vondelstraße. Hier hat die Mannschaft um Chef Norbert von der Grün ganze Arbeit geleistet: der ohnehin schon einladende Garten wurde in eine grüne Oase mit vielen Pflanzen und lauschigen Ecken verwandelt.
Nicht weniger als den „schönsten Biergarten der Südstadt“ wollte von der Grün schaffen, wie er im Gespräch mit Meine Südstadt berichtet. Auch im Innenraum ist ihm die visuelle Veränderung gelungen: überall einladendes Grün, von den üppigen Pflanzen über der Theke zu den neuen Tapeten. „Indoor-Gardening“ trifft Grand-Café.

Das neue kulinarische Konzept der Wagenhalle setzt vor allem auf Regionalität: „Regional bedeutet für uns, dass unsere Lieferanten aus einem Umkreis von ca. 80 km kommen“, so von der Grün. Neu ist auch der „Wagenladen“, in dem Produkte von den regionalen Anbietern gekauft werden können – ein Teil des neuen Wagenhalle-Konzepts, den Norbert von der Grün noch weiter ausbauen will: „Wir haben noch viele Ideen. Vorstellbar ist, den Gastraum der Wagenhalle in eine Markthalle zu verwandeln oder Kochkurse anzubieten.“

Bleibt die spannende Frage, ob die Küche der Wagenhalle mit dieser rasanten Entwicklung Schritt halten kann. Wer frischen Thunfisch auf die (Biergarten)-Karte setzt ist entweder risikofreudig oder selbstbewusst. Auch hier punktet die neue Wagenhalle: hohe Qualität und vernünftige Preise.
„Alle fünf Jahre musst Du dich neu erfinden“ zitiert Norbert von der Grün eine alte Gastro-Regel. In der Wagenhalle, so scheint es, ist ihm das gelungen.

Gemütlich trinken in der Brasserie, jetzt Bagatelle Bar

Hatte der ebenso umtriebige wie kommunikationsstarke Gastro-Politiker Daniel Rabe noch im Januar das Aus für die „Brasserie aller Kolör“ verkündet, so ist am selben Ort nun die Bagatelle-Bar entstanden, die wie ein „Best-Of“ der Rabe‘schen-Gastro-Ideen daherkommt: der Kibbeling (erinnert an die zurecht legendäre und schmerzlich vermisste „MS Bagatelle“) ist ebenso vorhanden wie die „fair bepreisten“ Flaschenweine. Insgesamt ein Ort, der nicht nur ein „ein gemütlicher Ort für jedermann und jedefrau“ (website) ist, sondern das Zeug hat, das neue Wohnzimmer der Südstadt zu werden. Was, nebenbei bemerkt, die beiden gastronomischen Angebote am Chlodwigplatz trotz ihrer perfekten Lage nicht geschafft haben…

Genau gegenüber: aus dem ehemaligen Blickwinkel genau gegenüber ist das „Tapavinho“ geworden, daß spanisch-portugiesischen Spezialitäten aufwartet. Braucht die Südstadt noch eine Tapas-Bar mag manche*r sich fragen? Wenn man die freundlichen Gastgeberinnen Jenny und Rosa und die mit Liebe zubereiteten Tapas sieht: unbedingt. Der Blick auf die meistens volle Terrasse scheint’s zu bestätigen.

Noch zu verzeichnen: die L’Osteria hat den gescheiterten Standort von Vapiano im Rheinauhafen übernommen (eins der mehr als 130 Restaurants der System-Gastrokette und das neunte in und um Köln) und serviert große Pizzas mit Blick auf das Schokoladenmuseum (Interview mit den Bertreibern folgt). Ebenso neu, keine Kette und sicherlich einen Besuch wert: das das „Flor y Canela“ am Karolingerring.

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Filos Köln – et hätt noch immer jot Taverne!
„Wer das Filos nicht kennt, hat die Südstadt verpennt.“ –  mit diesem Zitat aus der Kritik der TagNacht setzt das Filos auf der Merowinger S…

Braucht die Südstadt noch mehr Cafes? Mais Oui!

Süße Zeiten in der Südstadt: spannende Neu-Eröffnungen sieht die Südstadt vor allem im Bereich Cafés. Auf 65 Jahre Frikadellen und Fritten in der „Metzgerei Schmidt“ (Meine Südstadt berichtete) in der Merowingerstraße folgt das Cafe Rotkehlchen, das vor allem mit veganen Kuchen und Torten punktet. „Heute alles vegan“ prunkt über der Theke, die noch aus Metzgerei-Zeiten zu stammen scheint. Das Rotkehlchen in der Südstadt ist nach Ehrenfeld und Bayenthal eine weitere Filiale des veganen Zuckerbäckers. Auch neu und eine weitere Filiale ist die Darwish-Konditorei auf der Bonner Straße, deren Stammhaus in der Zülpicher Straße die Zuckerbäcker-Kunst des Orients in die Südstadt bringt und die „demnächst“, so der Besitzer, öffnen soll.
Wir schließen den aktuellen Gastro-Spaziergang mit einem süßen Höhepunkt, der das Zeug hat, einer der „Sweet Spots“ der Südstadt zu werden: Cafe Nimmersatt in der Darmstädter Straße.

Isabelle und Moritz, die beiden Gastgeber*innen sind ausgebildete Konditor*innen und bringen französisches Flair in das ehemalige Nale. Luftige Croissants, handgemachte Torten und Kuchen und die wunderbare Atmosphäre des kleinen Cafes verkörpern echtes Paris-Flair im Veedel. Die Schlangen vor der Tür zeugen davon, dass die beiden sympathischen Patissiers das liefern, was die Südstadt nach der Krise braucht: handwerklich gut gemachtes Süßes mit Herz.

Gönnt Euch!

Süßes nach der Krise – der aktuelle Gastro-Spaziergang von Meine Südstadt. Ist Euer Cafe/Kneipe, Restaurant nicht dabei? Meldet Euch unter markus@meinesuedstadt.de! Wir berichten!

Text: Markus Küll

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