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Kultur

Die Südstadt ist einfach ein eigenes kleines Dorf mit viel Herz und Persönlichkeit

Donnerstag, 5. August 2021 | Text: Evelyn Maria Denda | Bild: Nadine Dilly

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Katrin Heß liebt ihr Veedel und ist seit einigen Jahren Südstadtmädel durch und durch. Wir haben uns mit ihr unterhalten – über ihren Beruf, ihre Leidenschaften und das Veedel.

Wie verbringst Du die anhaltende Corona-Zeit?
Ich versuche, die Zeit als Entschleunigung zu wertschätzen und Dinge zu tun, die ich aufgeschoben habe. Ich habe wieder mehr Zeit zum Meditieren gefunden, neue Gerichte gekocht und vor allem ausgemistet. Sich von alten Dingen zu trennen, war sehr befreiend. 
Natürlich sehe ich auch, dass viele Menschen vor allem im Kunst- und Kulturbereich um ihre Existenz kämpfen. Dabei sind das genau die Bereiche, die uns nicht verloren gehen dürfen. Leider geht es jedoch meinem Empfinden nach mehr um Wirtschaft als um Wertigkeit.

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Als 1994 in einem kleinen Lädchen auf der Teutoburger Straße „Stadtrad“ eröffnete, ahnte niemand, welch rasante Entwicklung dieses Geschäft…

Was hat dich in die Südstadt gebracht?

Über den Karnevalsverein, der KG Ponyhof, habe ich die Südstadt immer mehr lieben gelernt. Zu der Zeit habe ich noch im Agnesviertel gewohnt. Irgendwann bat sich die Möglichkeit an, hierher zu ziehen, und ich habe nicht lange überlegen müssen. 

Wie hat Dich die Südstadt geprägt?

Die Südstadt hat mir den letzten Stoß gegeben, mich wirklich in Köln beheimatet zu fühlen. Ich komme aus einem kleinen Dorf, in dem jeder jeden kennt. In der Südstadt habe ich ein Stückchen Dorf wieder gefunden, ohne das Gefühl der Großstadt zu verlieren. Es ist sehr familiär hier und gleichzeitig frei und offen.

Was macht die Südstadt für dich besonders?

Die Südstadt besteht für mich aus zwei Teilen, dem Vringsveedel, in dem man vor allem Ur-Kölner und ein traditionsreicheres Publikum antrifft, und dem Teil auf der anderen Seite des Rings, die eben sogenannte Südstadt, die jünger und hipper ist. Während sich auf der Severinstraße mittags Schlangen vor den Metzgereien für ein Frikadellenbrötchen bilden, wird auf der Merowinger Straße veganes Bananenbrot und ein Flat White bestellt. Ich mag diese zwei unterschiedlichen Welten, die räumlich so nah beieinander liegen und im Kern doch so fremd scheinen. Die Südstadt ist einfach ein eigenes kleines Dorf mit viel Herz und Persönlichkeit inmitten dieser eigentlich lauten und oftmals chaotischen Großstadt. Ich habe hier Alles, was ich brauche: Parks, den Rhein, guten Kaffee, Jochen und Marlies von „Obs un jemös“, die auch noch meine Pakete annehmen, die Bagatelle, wo ich schon unzählige Male versackt bin.

Hast Du Lieblingsorte oder Geheimtipps – die dann natürlich nicht mehr geheim sind?
Neu entdeckt habe ich für mich die „Zikade“ in der Kurfürstenstraße. Frische Säfte und Salate, auch zum Mitnehmen. Absolut empfehlenswert. Irgendwie bin ich selten durch diese Straße spaziert und steuere sie jetzt regelmäßig gezielt an. 


Und wie bist Du eigentlich zur Schauspielerei gekommen?
Ursprünglich wollte ich Medizin studieren und hatte auch schon eine Wohnung und einen Studienplatz in Aachen. Spontan habe ich dann an einem Schauspielworkshop in Köln teilgenommen, der gleichzeitig eine Aufnahmeprüfung war. Ich wurde angenommen, hab alle ursprünglichen Pläne über den Haufen geworfen und bin nach Köln an die Schauspielschule. 


Was schätzt Du an dem Beruf?
Am meisten liebe ich die Vorbereitung, also die Entdeckung einer neuen Figur. Aus Buchstaben und Wörtern auf dem Papier im Drehbuch wird ein komplett neuer Mensch. Den gilt es kennenzulernen und zu verkörpern. Die Wege dahin sind sehr unterschiedlich. Mal habe ich direkt ein Gefühl zu einer Figur, manchmal dauert es, bis ich einen Zugang finde. Die Arbeit am Set ist dann nur noch die Kür, da kann die Rolle sich dann frei verselbstständigen. 

Was war Deine bisher schönste Rolle?
Eine einzige Rolle kann ich dabei gar nicht ausmachen, aber das ganze letzte Jahr war bisher die Zeit, die am meisten die Bezeichnung „besonders“ verdient.

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Ich durfte wahnsinnig viele unterschiedliche Rollen spielen. Von der aggressiven Hooliganbraut, über eine schizophrene Krankenschwester, hin zum das naiven Blondchen, bis zur punkigen Sozialarbeiterin. Alle Figuren hatten eine große Innenwelt. Das interessiert mich am meisten. Was steckt in Wahrheit noch hinter dem, was man gleich auf Anhieb sieht?

Gab es ein bizarrstes Erlebnis in Deiner bisherigen Karriere?
Ich wurde auf Wunsch eines Regisseurs mal zu einem Casting eingeladen, weil er schon mal mit mir gearbeitet hatte. Ich kannte diesen Mann aber gar nicht und hatte ganz sicher noch nie mit ihm gearbeitet, was ich auch kommuniziert habe. Man war sich aber sicher, dass ich ihn kenne, und ich sollte vorsprechen. Am Ende stellte sich heraus, dass wir uns tatsächlich nicht kannten, sondern es in München eine Schauspielerin mit gleichem Namen gab.

Erlebst Du es im Alltag, dass Menschen Dir mit Deinen Rollenamen begegnen?
Mit dem Rollennamen wurde ich bisher noch nicht angesprochen, aber wenn ich erkannt werde, dann heißt es meist: „Das ist doch die von Cobra 11“.


Welche Rolle würdest Du gerne einmal verkörpern?
Früher wollte ich mal eine Prinzessin spielen wegen der historischen Kostüme. Heute interessieren mich historische Filme noch immer, aber mehr wegen der emotionalen Auswirkungen auf die Figuren. Dort kann man sich dann ganz in spannende Fragen begeben: Wie war das Frauenbild damals? Womit kämpften Frauen in dieser Zeit? Was waren ihre Träume? 


Du bist auch sehr engagiert im Bereich Tierschutz – wie bist Du dazu gekommen und was empfindest Du daran besonders wichtig?
Vor ein paar Jahren habe ich für 4 Wochen einfach mal auf tierische Produkte verzichten wollen und bin bis heute vegan geblieben. In dieser Zeit habe ich mich intensiver mit Massentierhaltung und Materialien wie Wolle und Leder auseinandergesetzt. Ich war schockiert, wie wenig ich bis dahin darüber wusste oder wissen wollte. Seitdem ist für mich klar, dass diese Zustände sich verändern müssen, dass wir Tiere nicht länger nur als Ware behandeln dürfen.


Wie verbringst Du Deine Freizeit am liebsten?
Am liebsten bin ich draußen und in der Natur. Ich mag es, Menschen zu beobachten, in Interaktion mit ihresgleichen, mit ihren Hunden oder auf nur mit sich allein. Es gibt mir viel, Inne zuhalten. Die Welt hat viel zu erzählen, wenn man hinschaut und hinhört. Ich gehe aber auch sehr gern mit Freunden essen und mache gern Sport.


Und Dein Blick auf die Perspektiven für 2021?
2021 scheint mir ein Jahr der stetigen Veränderung zu sein. Während man sich 2020 irgendwie zumindest mit einem ZUSTAND arrangieren konnte, gibt es in 2021 bislang keine richtige Stringenz. Es ist Alles im ständigen Wandel und wir müssen sehr flexibel bleiben. Dabei liegt die große Herausforderung für uns Alle darin, nicht mit Frustration und Trotz auf politische Entscheidungen zu reagieren. Oder gar Sarkasmus, was wir in der letzten Woche so intensiv in den Sozialen Medien erlebt haben. Nicht so einfach, wie wir gerade bemerken. 

Wir danken Katrin für das Interview.

Text: Evelyn Maria Denda

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