Sonntag ist Rosenmontag
Montag, 6. Dezember 2021 | Text: Reinhard Lüke
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Vor zwei Wochen habe ich es ja geschafft, unsere nervige Pandemie mal komplett außen vor zu lassen, um mich mit erotischen Adventskalendern zu beschäftigen. Aber Sex ist auf Dauer ja auch keine Lösung. Also wieder mal hinein in die leidigen Virus-Wirren. Ich bin nun echt kein eingefleischter Karnevalist und schon gar kein Anhänger des straff organisierten Frohsinns, aber so langsam kann einem dieses amtierende Dreigestirn ja echt leid tun. War da im letzten Jahr am 11.11. eine deprimierende Ersatzveranstaltung nur für Fernsehkameras auf dem Dach des Dorint Hotels, gab´s diesmal ja wieder die klassische Sessionseröffnung auf dem Alter Markt. Mit Bumskapellen, schunkelnden Jecken und allem Drum und Dran.
Anzeige
Meine Südstadtpartner
Große Kleinkunst im Theater 509 im Bürgerhaus StollwerckEs hätte der erste richtige Auftritt der kölschen Tollitäten werden sollen. Wurde aber wieder nix draus. Prinz Sven hatte sich kurz zuvor Corona eingefangen. Weshalb auch Bauer und Jungfrau in Quarantäne mussten. Und nun droht dem Trio am 7. Januar der nächste karnevalistische Super-Gau. Die traditionelle Prinzenproklamation, auch zärtlich Pripro genannt, wird womöglich wegen der Pandemie abgesagt. Bleibt den Jungs eigentlich nur noch die Hoffnung auf den Rosenmontagszug am 28. Februar als Highlight ihrer betrüblichen Amtszeit.
Die Absager
Womit sie immerhin noch besser dran sind als ihre Kollegen in Düsseldorf. Die dortigen Frohsinnsfunktionäre haben den Zug wegen Corona bereits abgesagt. Aber die sagen die Sause ja ständig ab. 2016 war es ihnen zu nass und zu windig und 1990 wollten sie wegen Sturmtief Vivian nicht. In Köln wurde der Start an diesem Tag immer weiter nach hintern verschoben, aber irgendwann setzte sich der Tross dann doch in Bewegung. Weil der Zug damals noch umgekehrt ging und in der Südstadt endete, war es zappenduster, als der Prinz durch die Torburg rollte. Die rheinische Nachbargemeinde holte ihren Umzug dann im Mai nach. Marschierende Funken in vollem Ornat mit Perücke bei 25 Grad, dass ihnen der Schweiß aus allen Poren rann. Soll ein schönes Bild gewesen sein.
Fastenzeit bis Pfingsten
Im kommenden Jahr könnte es das Schauspiel wieder geben. Ursprünglich hatten die Düsseldorfer ihren Zug auf den 8. Mai kommenden Jahres verschoben. Wobei sie allerdings nicht auf dem Schirm hatten, dass sich dieses Datum mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verbunden ist. Weshalb diverse Verbände einen Rosenmontagszug zu diesem Termin nicht ganz gelungen fanden. Also wurde der verlegte zu nochmal verlegt und soll jetzt Ende Mai stattfinden. „Rosenmontag wurde für diese Session auf Sonntag den 29.05.2022 verschoben“, heißt es dazu lapidar auf der Homepage der Düsseldorfer Narrenzunft. Muss man vermutlich alles nicht so eng sehen. Schließlich wollte schon Hilde Knef „am Montag mal Sonntag haben“ und die „Montagsmaler“ liefen in der Flimmerkiste auch irgendwann dienstags.
Anzeige
Meine Südstadtpartner
Living Mindfulness – mit Achtsamkeit durchs LebenIch bin ja jetzt auch kein Purist des Brauchtums, aber Karneval hängt doch irgendwie mit dem Kirchenkalender zusammen und Weihnachten im August wäre doch auch irgendwie komisch. Leise rieselt der Schnee und so. Hängen die Düsseldorfer an ihren Rosenmontag am Sonntag jetzt auch noch einen Aschermittwoch an, der dann vermutlich am Dienstag wäre? Und was ist mit Fastenzeit? Vielleicht zumindest in der Kurzfassung bis Pfingsten am 5. Juni?
Kein Sauerstoff für Höcke & Co
Aber vielleicht sollte ich das mit der Lästerei über die andere Stadt am Rhein lieber lassen. Auch für uns gilt ja in Sachen Corona noch immer der Vier-Wort-Satz des Vorjahres: Man weiß es nicht. Die Bundeswehr hat letztens Infizierte aus Sachsen nach Köln geflogen, weil es auf den dortigen Intensivstationen keine freien Betten mehr gab. Gut so. Ein Akt der Solidarität. Ob unter den Patienten auch ungeimpfte Menschen waren, die in dem Bundesland ja häufiger vorkommen, war dem Bericht nicht zu entnehmen. Wo die irrlichternden Corona-Leugner die Krankenhäuser verstopfen, Alice Weidel oder Björn Höcke irgendwem ein Beatmungsgerät streitig machen, hört für mich der Spaß allerdings auf. Könnte man diese Zeitgenossen nicht einfach ein Formular unterschreiben lassen, auf dem sie erklären, dass sie wegen einer Krankheit, die es ihrer Überzeugung nach gar nicht gibt oder deren Verlauf maximal dem einer mittelschweren Grippe gleicht, keinesfalls in einem Hospital behandelt werden möchten? Nicht in Deutschland und auch sonst nirgendwo auf der Welt? Geht vermutlich nicht. Steht sicher der hippokratische Eid oder sonstwas dagegen.
Dir gefällt unsere Arbeit?
meinesuedstadt.de finanziert sich durch Partnerprofile und Werbung. Beide Einnahmequellen sind in den letzten Monaten stark zurückgegangen.
Solltest Du unsere unabhängige Berichterstattung schätzen, kannst Du uns mit einer kleinen Spende unterstützen.
Paypal - danke@meinesuedstadt.de
Artikel kommentieren