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Lükes Liebes Leben

Mit Gött in der Bar

Montag, 17. Januar 2022 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Dass man in diesen Zeiten nicht Wirt sein möchte, ist klar. Respekt für alle Gastronomen, die die Pandemie trotz kompletter Lockdowns und allerlei ständig wechselnder Zugangsbeschränkungen bislang wirtschaftlich überlebt haben.

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Momentan ist die Lage mit der 2G plus-Regel ja einigermaßen übersichtlich. Und wenn die Gäste beim Betreten des Lokals ihre erforderlichen Dokumente parat haben, läuft das Ganze meiner Erfahrung nach doch auch einigermaßen reibungslos. Dennoch tun die Wirte gut daran, sich täglich vor Öffnung ihrer Lokale schlau zu machen, ob sich an den Regularien nicht über Nacht wieder was geändert hat.

Ekstase zu Klaviergedudel

Ganz mies dran sind ja bei jeder Verschärfung die Betreiber von Clubs und Discotheken. Was ich nachvollziehen kann. Bei schweißtreiben Aktivitäten vor Konzertbühnen oder auf Tanzflächen, kann ich mir laienhaft vorstellen, dass die Infektionsgefahr dort höher ist als bei Restaurantbesuchen. Was ich allerdings noch nie verstanden habe, ist der Umstand, dass es neben den Clubs und Diskos in der Corona-Vergangenheit regelmäßig auch Bars als erste getroffen hat. Was ist eine Bar anderes als eine Kneipe. Nun gut, wenn man Glück hat, steht da ein Mensch hinterm Tresen, der mehr Drinks drauf hat als Caipirinha und Aperol Spritz. In Nobel-Ausgaben solcher Lokalitäten sitzt da womöglich sogar noch ein Klavierspieler und bringt gefällige Melodien zu Gehör. Doch auch die dürften die Kundschaft nicht zur Raserei auf der Tanzfläche treiben. So eine solche überhaupt vorhanden ist. Wieso also sollte das Geschehen in einer Bar infektiöser sein als das in irgendeiner Eckkneipe? Zumal der Titel auch nicht irgendwie geschützt ist. Im Prinzip kann sich jede Spelunke damit schmücken.

Haben wir Wein?

Ich erinnere mich, mal sommertags zu sehr später Stunde in einer Bar in der Südstadt gelandet zu sein. (Den Namen lasse ich hier jetzt mal weg.) Da mir das Ganze nicht so aussah, als wären da echte Virtuosen des gepflegten Longdrinks hinter der Theke, orderte ich einen Weißwein und setzte noch dreist ein „trocken“ hinzu. Als ich mich wieder meiner Begleitung zugewandt hatte, hörte ich, wie die Bedienung ihren Kollegen fragte: „Sag mal, haben wir Wein?“ In diesem Moment hätte ich meine Bestellung eigentlich blitzartig stornieren und Doppelkorn, Wodka oder sonstwas Risikoarmes ordern sollen. Ich war aber derart verdattert, dass ich das nicht mehr rechtzeitig geschafft habe. So überreichte mir denn die Dame mit einem Lächeln einen leicht angestaubten Römer-Pokal mit einer lauwarmen Plörre. Ich weiß nicht, ob diese Bar derzeit geöffnet oder sich inzwischen umbenannt hat. Alle anderen im Veedel -sooo viele gibt’s ja hier gar nicht- müssten eigentlich ähnlich gehandelt haben.

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Gott wird rasiert

Wo unser Oberhirte Rainer Maria noch immer im Besinnungsurlaub weilt, rumort es beim katholischen Nachwuchs. Die Organisation der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) will Gott nicht mehr. Oder zumindest Gottvater nicht. Die Vorsitzende Rebekka Biesenbach hat das erklärt: „Die Leitfrage ist: Was können wir tun, um das an vielen Stellen sehr männlich geprägte Gottesbild in die Vielfalt zurückzubringen, die es verdient?“ Hat der Verein wahrhaftig erkannt, dass es sich beim Christentum um eine absolut patriarchale Religionsform handelt. Woran sich aller Voraussicht nach in nächster Zeit auch wenig ändern dürfte. Damit sich Katholiken Gott aber nicht weiterhin nur als weißen, alten Mann mit Zottelbart vorstellen, soll der Chef, bzw. die Chefin jetzt gegendert werden. Schließlich nimmt sich die Quellenlage hinsichtlich Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, sexueller Präferenzen und Alter Gottes ziemlich bescheiden aus. Wie zu lesen stand, denkt man bei der KjG über verschiedene orthografische Lösungen nach. Als eine Möglichkeit wird „Gott*“ in Erwägung gezogen, aber auch „Gott+“ soll nicht chancenlos sein. Letzteres könnte aber natürlich auch als „Gott ist tot“ gelesen werden. Was wiederum den alten Nietzsche freuen würde. Ist aber auch nicht so einfach. Da sich anders als bei Busfahrer die weibliche Form von Gott nicht durch ein schlichtes Anhängen von -in bilden lässt, ist Kreativität gefragt. Als Nicht-Vereinsmitglied kann mir die ganze Debatte ja gänzlich schnuppe sein, aber ich da hab doch mal einen Vorschlag: Wie wäre es mit „Gött“. Schreibt sich flüssig und wäre doch auch mündlich kein Problem.

Text: Reinhard Lüke

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