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Südstadt

„Ich habe immer noch Tränen in den Augen“

Montag, 17. Oktober 2022 | Text: Gaby DeMuirier | Bild: Gaby DeMuirier

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Nach 2 harten Jahren sagen die Menschen wieder „Ja“. Und so finden auch mehrfach verschobene Trauungen endlich wieder statt. Darüber freut sich besonders Cornelia Jülich-Rademacher, die seit 22 Jahren die Herrin über die Severinstorburg ist. Die stolze Dreifach-Mutter und Großmutter von 2 Enkeln kennt jeden Winkel in dem alten Stadttor, das älter als der Kölner Dom ist und als eines der Kölner Repräsentationstore bereits im Mittelalter beliebter Veranstaltungsort war. Es ist der zentrale Punkt der Südstadt und einfach der perfekte Ort für Trauungen und Hochzeitsfeiern, aber auch für Geburtstagsparties und Feiern aller Art.

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Conny ist eine Südstadtpflanze aus einer urkölschen Familie, liebt die Stadt, das Veedel, den Karneval und das Leben. Mit ihrem jungen Team, in dem ihr auch Tochter Laura helfend und beratend zur Seite steht, beschert sie vielen hochzeits- und feierwilligen Menschen eine traumhafte Zeit in „ihrer“ Burg, die lange im Gedächtnis bleibt.

Schon ihr berühmter Vater Jean Jülich, der während des Zweiten Weltkriegs Widerstandskämpfer und Mitglied der Edelweißpiraten war, hatte das Potential und das besondere Flair der Severinstorburg erkannt. Im Jahr 1979 hat Papa Jülich als erster Pächter die Vringspooz, wie sie von den Kölnern auch genannt wird, bezogen und der Öffentlichkeit für Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig betrieb Jean Jülich eine Kneipe auf der Bonner Straße und die Bewirtung traditioneller Kölscher Unternehmen. Schon im zarten Alter von 9 Jahren half Conny in den Abendstunden dabei, Brötchen für die Pausen im Trude Herr Theater vorzubereiten.

Immer mehr Paare lassen sich wieder trauen (Bild: Gaby DeMuirier)

„Niemals wollte ich in die Gastronomie“

Ein Grund, weshalb Conny niemals gastronomisch tätig werden wollte. Die gelernte Speditionskauffrau konnte dann aber doch nicht ablehnen, als Ihr Vater ihr die Severinstorburg anbot – und sie hat ihren Entschluss niemals bereut.

Als sie dann vor 20 Jahren mit den ersten Veranstaltungen in dem wunderschönen Stadttor begann, hatte Conny der Ehrgeiz bereits gepackt, und das Konzept wurde nach und nach modernisiert und entstaubt. Nach einigen Diskussionen mit den Kölner Behörden und starker Überzeugungskraft erhielt die Burgherrin dann im Jahr 2005 die offizielle Genehmigung der Stadt Köln, Hochzeitsschließungen in der Severinstorburg durchführen zu dürfen. Von Anfang an war es Conny wichtig, dass die Paare auch nur heiraten konnten, ohne Bindung an ihr gastronomisches Angebot.

Die Termine laufen jedoch nicht über die offizielle Terminvergabe der Stadt: Anfragen müssen direkt an das Team der Severinstorburg gestellt werden, die dann wiederum die Bewilligung der Behörden benötigen. Damit löste Conny, wie sie nicht ohne Stolz erzählt, einen Trend aus. Denn in der Zwischenzeit sind in der ganzen Stadt 24 Event-Trauorte entstanden.

Terrasse auf der Severinstorburg (Bild: Gaby DeMuirier)

„Corona war eine Katastrophe“

Bis zu 250 Eheschließungen jährlich führte das Team der Severintorburg durch, neben zahlreichen Veranstaltungen. Dann kam Corona und sorgte auf einen Schlag für einen Stillstand. Lange geplante Hochzeiten mussten teilweise unter Tränen abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben werden. In der ersten Zeit durften dann nur Brautpaare ohne Begleitung getraut werden, nach und nach wurden dann Gäste zugelassen. Feiern waren jedoch lange Zeit nicht möglich. „Die Umsatzeinbußen waren enorm“, erinnert sich Conny an diese schreckliche Zeit. Die Trauungen wurden schlicht auf Eis gelegt, denn der Vorlauf dauert mitunter bis zu einem Jahr und niemand wusste, was noch alles an Beschränkungen auf sie zu kam.

Als Unternehmerin hatte sie jedoch immer gut gehaushaltet, sodass alle Mitarbeitenden gehalten werden konnten. Selbst ihre eigene Silberne Hochzeit, die just ins Jahr 2020 fiel, feierte Conny nur in einem sehr kleinen Kreis. Noch immer sind die heiratswilligen Menschen zurückhaltend, doch so langsam trauen sich die Leute wieder, „JA“ zu sagen, so die Burgherrin, die empfiehlt, eine große Hochzeitsfeier nicht aufzuschieben. „Am besten immer direkt feiern. Sonst machst Du es nicht mehr“, betont Conny.

Traumhafter Blick von der Burg (Bild: Gaby DeMuirier)

Ich heirate immer mit!

Immer wieder gern erinnert sich Conny an die vielen schönen Momente zurück. „Jede Trauung in der Severinstorburg ist wunderschön und ein einzigartiges Erlebnis.“ In der teils Monate langen Vorbereitungszeit baut sie eine enge Bindung zu den Brautpaaren auf, sodass sie immer ein wenig mitheiratet. „Der Moment der Trauung ist immer so emotional, dass mir immer noch die Tränen kommen.“ Mit Regina, die Conny seit über 15 Jahren zur Seite steht und die ebenso die Hochzeitsgesellschaften in Empfang nimmt, sind die Brautpaare in den allerbesten Händen, sagt die Chefin. Nun ist auch Tochter Laura mit an Bord, die ihre eigene Hochzeit im letzten Jahr in der Burg gefeiert hat. Sie unterstützt Mutter Conny mit neuen Ideen und bringt wiederum frischen Wind in die Burg.

Brautpaare feiern im Veedel

Von der sich wieder erholenden Zahl an Hochzeitsgesellschaften profitieren natürlich auch andere in der Südstadt ansässigen Restaurants und Veranstaltungslocations. Lediglich eine Feier pro Tag ist in den Veranstaltungsräumen möglich. Die meisten anderen Brautpaare – bis zu 4 Eheschließungen sind es an einem Tag –  entschließen sich, an anderen Gaststätten im Veedel mit Familie & Freunden zu feiern. Ein Win-Win also auch für viele andere gastronomische Unternehmen in der Südstadt!

Starkes Engagement für Südstadt-Vereine

Connys großes Herz hat auch Platz für viele unterstützenswerte Projekte. Neben dem Zollstocker Tierheim sponsert sie auch schon seit langem die Fortuna Köln als einen der bekanntesten Südstadt-Sportvereine. Besondere Sympathie hat sie für die 1. Damenmannschaft der Fortunen, der in diesem Jahr der Aufstieg in die Regionalliga West gelang und die den FVM-Pokal (Mittelrheinpokal) nach Köln holte. Damit verbunden ist der Einzug in die 1. Runde des DFB-Pokals. Die Trainingsbedingungen sind jedoch für die erfolgreichen Mädels alles andere als angenehm. Auch sind die Spielerinnen teilweise stundenlang mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihren Spielen unterwegs. „Das geht so nicht. Ein Mannschaftsbus muss her!“, fordert Conny. Bei ihrer bekannten Hartnäckigkeit wäre es kein Wunder, wenn der bald vor der Tür steht. Wer mit unterstützen möchte, kann sich gern direkt an Conny wenden.

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Jede*r kann rein

Übrigens kann Jede*r, der mag, die Severinstorburg ganz unverbindlich besichtigen. Eine E-Mail oder ein Anruf genügen. Es lohnt sich! Die Räumlichkeiten sind einfach wunderschön und der Blick über das Veedel ist einmalig. Unter der Woche bietet die Severinstorburg gemeinnützigen Vereinen und Gruppen zu günstigen Konditionen auch Räume für ihre Treffen und Kurse an.

Text: Gaby DeMuirier

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