Rolex verloren
Montag, 15. Mai 2023 | Text: Reinhard Lüke
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Da hüpft man an einem sonnigen Sonntag frohgemut aus dem Bett, schaut kurz auf die neuesten Nachrichten und schon trifft einen der Schock: Wir sind am Vorabend Letzter beim ESC geworden. Letzter! Ach, waren wir schon öfter? Dann ist ja alles gut. Hauptsache, wir werden im Fußball weiterhin regelmäßig Weltmeister. Auch nicht? Aber es gibt ja wahrlich andere Probleme.
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Meine Südstadtpartner
Aktionsgemeinschaft rund um Bonner Str./Chlodwigplatz e.V.Teils direkt vor meiner Tür. Vor ein paar Tagen haben Männer in Grün den frisch begrünten Hügel auf dem Spielplatz An der Eiche von seinem Gehege befreit und seitdem wird der Buckel eifrig bespielt. Finde ich mutig. Ob der zarte Rasen den Sommer überlebt? Aber die Jungs von Stadtgrün wissen ja, was sie tun. Vermutlich. Und ich bin ja nicht vom Fach.
Goldrausch im Veedel
Letzte Woche machte sich auf dem Areal ein Mann mit einem Metalldetektor zu schaffen. Verdacht auf Fliegerbombe? Müsste das Ding dann alsbald entschärft werden und ich käme erstmals in den Genuss einer Zwangsräumung? Mit Verköstigung und netten Gesprächen unter Nachbarn in einer nicht so nahen Turnhalle? Hatte ich noch nie.
Aber vermutlich ging es dem Typ doch nicht um Bomben. Der Mann war in Zivil und sein Gerät sah aus wie die Dinger, mit denen vor Jahrzehnten Heerscharen von Rentnern mit Basecaps europäische Strände heimsuchten. Da fiepte es unentwegt, aber da außer Kronkorken oder Blechschüppchen kaum was gefunden wurde, war es mit dem Goldrausch dann auch bald wieder vorbei.
Keine Ahnung, auf was der Mann auf dem Spielplatz aus war. Beim Toben mit seinen Kids den Ehering oder seine Rolex verloren? Nach gut einer Stunde gab er seine akribischen Versuche jedenfalls auf. Und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war die Mission nicht von Erfolg gekrönt.
Automat wünscht „Schönes Wochenende!“
Bei IKEA und REWE gibt’s die Dinger schon länger, aber nun hat auch ALDI so Kassen, an denen man seine Einkäufe in Selbstbedienung abrechnen kann. Wenn man nur zwei Teile hat und nicht endlos anstehen möchte, mag das Sinn machen, aber in der Regel sind die Profis am Band doch wesentlich schneller.
In meinem Markt an der Severinstraße habe ich meine Lieblingskassiererin neulich gefragt, ob sie sich in Anbetracht der neuen Konkurrenz Sorgen um ihren Arbeitsplatz mache. „Ach was“, sagte sie abwinkend. „Die Dinger fragen ja nicht, wie´s geht und wünschen auch kein schönes Wochenende.“ Nun wollte ich die nette Frau nicht beunruhigen und bestätigte sie in ihrer Sicht der Dinge. Aber mal ernsthaft: Den Automaten beizubringen, ab freitags ein „schönes Wochenende“ oder sonst „schönen Tag noch“ zu wünschen, wäre nun wahrlich keine Hexerei. Auch die persönliche Begrüßung mit Namensnennung wäre kein Problem. Glückwünsche zum Geburtstag sowieso. Selbst die Frage nach dem Wohlergehen der Kinderchen Kevin und Paula ließe sich einrichten.
So unbekümmert wie viele Kunden mit ihre Payback-Karten mit ihren Daten um sich werfen, weiß so ein Kleinstroboter im Supermarkt über einen längst mehr als jede Kassiererin aus Fleisch und Blut.
„Einmal volltanken, bitte“
Und all das hat mit der heiß diskutierten Künstlichen Intelligenz nicht mal ansatzweise zu tun. Aber in absehbarer Zeit werden wir ohnehin unserem vollen Einkaufswagen einfach an einem Scanner vorbeifahren, ohne die Waren einzeln vorzuführen und zum Bezahlen Karte oder Handy rauskramen zu müssen. Das wird sich kaum aufhalten lassen, aber bisweilen kommt da angesichts des Fortschritts doch der alte Romantiker in mir durch.
Nicht, dass ich den dörflichen Kaufladen vermisste, in dem man seine Wünsche vor einer Theke der Verkäuferin noch vortragen musste. Aber da ich inzwischen auch meine Bankgeschäfte selbst tätigen muss, freue ich mich im Urlaub in südlichen Gefilden immer, wenn es da noch Tankstellen gibt, an denen man einem freundlichen Mann lässig die Autoschlüssel aus dem Fenster reicht und er nicht nur das Betanken erledigt sondern auch noch die Frontscheibe wischt. Der Service darf dann auch gern etwas mehr kosten.
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Tanzetage Köln – Jeder Mensch ist ein TänzerDoch es gibt natürlich auch hierzulande viele neue Dienstleistungen. So könnte ich mir beispielsweise Lebensmittel oder gleich fertige Mahlzeiten liefern lassen. Warum ich das als Bewohner der Südstadt tun sollte, hat sich mir allerdings noch nie erschlossen.
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