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Lükes Liebes Leben

Ich freue mich

Dienstag, 30. Mai 2023 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Hurra, nun ist er endlich da, der Frühling. So rein temperaturmäßig. Ich halte mich ja nicht für eine Frostbeule, habe mich in den letzten Wochen aber doch über manche Mitmenschen gewundert, die ihre Bekleidung offenbar nach dem Kalender auswählen.

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Wo ich in Anbetracht von Temperaturen so um die 15 Grad noch zur Übergangsjacke gegriffen habe, kamen mir massenhaft vorwiegend junge Menschen kurzbehost im T-Shirt entgegen und die Damen hatten schon die bauchfreien Tops ausgepackt. Möglich, dass sich manche dieser Leute den Winter über mit einem neuen Tattoo verschönert hatten, das nun endlich der Öffentlichkeit präsentiert werden sollte.

Harley-Rollator

Es war aber auch ein älterer Mann unter den Menschen in der Südstadt, dessen Oberbekleidung auch für Minusgrade getaugt hätte. Er trug eine dicke Lederjacke, auf deren Rückseite der Schriftzug kundtat, er gehöre zum „Harley Davidson Racing Team“. Aber der entspannt lächelnde Senior war keineswegs mit einem Bike sondern mit einem Rollator unterwegs. Vielleicht stellt Harley ja inzwischen auch solche Gefährte her. Man muss halt mit der Zeit gehen. Schließlich liegt der Altersdurchschnitt deutscher Motorradfahrer um die 60. Ansonsten war das erste warme Wochenende mit den üblichen Begleiterscheinungen des Frühlings verbunden. In der Nachbarschaft qualmten ab Mittag die Grills, die Damen-WG von gegenüber feierte ihre erste Hühner-Party mit den üblichen Giggel-Salven im 10-Sekunden-Takt und am Samstag Nachmittag natürlich das kollektive Stöhnen aus allen geöffneten Fenstern: BVB verpasst überraschend die Meisterschaft und der FC kann nicht helfen.

Ciro bleibt. Vorerst

Aber es gibt ja auch eindeutig erfreuliche Nachrichten. Der 1. FC Heidenheim spielt demnächst 1. Bundesliga. Das Städtchen auf der Schwäbischen Alb hat gerade einmal 50 000 Einwohner und der Trainer der Mannschaft heißt seit 2007 Frank Schmidt, geboren in Heidenheim. Auch wenn ich mich nur mäßig für Fußball interessiere, aber solche Geschichten vom Triumpf eines Davids gegen die Milliarden-Goliaths erfreuen mich überaus. Noch mehr Grund zur Freude: Ciro vom Ludari auf der Severinstraße muss nun doch nicht Ende Mai schließen. Eigentlich hatte seine Vermieterin ihm nach 18 Jahren ja einen neuen Vertrag zu Konditionen vorgelegt, die für ihn unannehmbar waren. Aufgrund irgendwelcher juristischen Spitzfindigkeiten hat er nun aber eine Verlängerung bis Ende September erwirkt. Uff. Mein Nachmittags-Espresso ist also für diesen Sommer gerettet und Ciro hat mehr Zeit, sich nach einer alternativen Location umzusehen. Im Prinzip könnte er ja in den Laden unmittelbar gegenüber einziehen. Erst hat da Otto´s Burger sein Glück versucht, danach hieß es Ruffs Burger und der ist nun auch schon wieder dicht. Könnte sein, dass der Burger nach Eröffnung unzähliger Edelbratereien kulinarisch auserzählt ist. Abwarten, wer oder was da demnächst einzieht. Für Ciro ist das Lokal nach seinem Bekunden jedenfalls zu groß und die Miete entsprechend horrend.

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Trabi gegen Wartburg

Es gibt für mich auch kleine Freuden zu nächtlicher Stunde. Wenn ich zum Tagesabschluss mal durch die TV-Programme zappe, entdecke ich da manchmal bei unseren Ostalgie-Kanälen MDR und rbb manchmal alte Polizeiruf 110-Folgen aus DDR-Zeiten. Ein Jahr nach dem Tatort-Debut im Westen wollten die SED-Oberen auch sowas haben und schickten den Schauspieler Peter Borgelt als Hauptmann Fuchs ins Rennen, um den Sumpf des Verbrechens auszutrocknen. Eine durchaus heikle Gratwanderung. Denn eigentlich waren Verbrechen im Sozialismus, wo es doch nur zufriedene Bürger geben sollte, nicht vorgesehen. So behalf man sich im Krimi oft damit, dass die Missetäter von psychischen Probleme geplagt wurden oder zur Tatzeit massiv dem Alkohol zugesprochen hatten. Egal. Jedenfalls sind mit diese alten DDR-Krimis meist ein Quell der Freude, wenn Hauptmann Fuchs mit akkuratem Seitenscheitel und straff umgurteten Trenchcoat Verdächtigte fragt, wo sie denn wohl vorgestern zwischen 17 und 21 Uhr 30 gewesen seien. Und als Highlight gib´s dann manchmal noch eine veritable Verfolgungsjagd, wo Polizisten im Wartburg im Affenzahn einem Spitzbuben im Trabi nachstellen und das in Kurven immer quietscht, als seien da Ferrari und Maserati mit Vollgas im Einsatz. Mindestens.

Text: Reinhard Lüke

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