Eine Pleite und ein Comeback an Karneval
Mittwoch, 22. Februar 2012 | Text: Roger Lenhard | Bild: Design Work
Geschätzte Lesezeit: eine Minute
Es ist eine schon schlechte Tradition des 1.FC Köln, an Karneval zu verlieren. Nur einmal gewann die Macht vom Rhein in den vergangenen Jahren an den jecken Tagen, und zwar beim schwächelnden Rekordmeister aus Bayern.
Aus dem über zwei Jahrzehnte andauernden Grusel hat sich bei etlichen Kölner Fans eine ergebnisunabhängige Feierkultur herausgebildet, die an Karneval in der Ferne besonders expressiv ausgelebt wird. Dort ist man schließlich nicht nur Fußballfan, sondern auch Botschafter kölschen Frohsinns. So feierten etliche Kölner in Karnevalskostümen trotz der vierten Pleite im fünften Rückrundenspiel. Und das ist wirklich bemerkenswert, denn das Spiel der Kölner war richtig schlecht: eine Fehlpass-Orgie bei gleichzeitigem Bewegungsmangel. Die Kölner liefen sieben Kilometer weniger als der Gegner und gewannen nur 44 Prozent aller Zweikämpfe. Wie schon gegen Wolfsburg, Hamburg und Schalke kassierte der FC auch in Nürnberg in den Schlussminuten den spielentscheidenden Gegentreffer. In der Wiederholung kann dies kaum Zufall sein. Am Ende geht den Spielern die Puste aus, und mit der Kraft geht auch die Konzentration flöten. Wirklich Besorgnis erregend ist allerdings, dass die Defensive viel zu viele gegnerische Flanken in den Strafraum zulässt. Es ist dann nur eine Frage der Zeit – Volker Finke hat Recht – bis die Tore fallen. Das System Solbakken mag ja das Beste der Welt sein, wenn es dann mal funktioniert. Im Moment tut es das nicht. Bis dahin müssen wichtige Punkte gegen den Abstieg gesammelt werden. Es ist daher Zeit für eine pragmatische Wende, bei der die Außenstürmer gedoppelt werden wie es z.B. auch die Gladbacher und Dortmunder gegen Ribery, Robben und Co. tun. Jetzt wird sich erweisen, ob Solbakken ein Guter ist oder nur ein Dogmatiker, der an der Bundesligawirklichkeit scheitert.
Einen solchen Pragmatiker hat die alte Dame Hertha BSC mit der 73-jährigen Trainerlegende Rehhagel verpflichtet. Jener Rehhagel, der Bremen zu dem gemacht hat, was es heute ist. Jener Rehhagel, der mit Kaiserslautern aufgestiegen ist und gleich Deutscher Meister wurde. Und schließlich jener Rehhagel, der das Wunder vollbrachte, mit Griechenland 2004 Europameister zu werden. „Otto der Große“ war vielleicht nicht der große Theoretiker, hatte jedoch immer eine klare Vorstellung vom Fußball und was mit der jeweiligen Mannschaft möglich ist. Seine Erfolge weisen ihn als Pädagogen aus, der seinen Teams immer vermitteln konnte, was zu tun ist. Solbakken wünsche ich für die Zukunft eine gute Prise von dessen Tugenden. Die Uhr tickt schon.
Glück auf!
„Modern spielt, wer gewinnt“ – Otto Rehhagel
Dir gefällt unsere Arbeit?
meinesuedstadt.de finanziert sich durch Partnerprofile und Werbung. Beide Einnahmequellen sind in den letzten Monaten stark zurückgegangen.
Solltest Du unsere unabhängige Berichterstattung schätzen, kannst Du uns mit einer kleinen Spende unterstützen.
Paypal - danke@meinesuedstadt.de
Artikel kommentieren