Südstadt-Bilder im Kopf
Mittwoch, 8. November 2023 | Text: Evelyn Maria Denda | Bild: Christian Faustus
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Auf dem Kölner Kinder Festival habe ich ihn zum ersten Mal gehört – und seine Melodien seitdem nicht mehr aus dem Ohr bekommen. Johannes Stankowski ist ein Kölner Liedermacher aus der Südstadt. Er hat mir nicht nur seine Lieblingsorte, sondern auch verraten, welche Musik ihm am liebsten ist. Und noch vieles mehr.
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Johannes Stankowski ist ne echte Kölsche Jung. „Ich wuchs in der Südstadt auf, daher ist sie mir sehr nah. Ihre Vertrautheit tut mir gut, wenngleich ich die Kommerzialisierung und Gastronomisierung kritisch betrachte“, erzählt er. Für ihn ergibt sich ein ganz persönlicher Wohlfühlfaktor: „Das Leben hier bedeutet für mich Geborgenheit und Wärme. Viele nette Menschen, viele Geschichten, viele Erinnerungen.“
All dies verpackt Johannes in seinen Liedern, deren Stil er als „folkige Popsongs“ beschreibt. „Wenn in meinen Liedern von Bäumen, Berbern, Parks, Hunden oder Katzen die Rede ist, dann sind das Südstadt-Bilder, die ich beim Schreiben im Kopf habe“ – sagt er. „Wir haben mit unserer ersten Band schon 1992 über den Baui-Spielplatz beziehungsweise gegen dessen damals drohende Schließung gesungen. Und in einem neuen Lied „Der Vagabund“ geht es zum Beispiel um einen Mann, der früher regelmäßig Station im Volksgarten gemacht hat. Ein wunderbarer Typ. Yves hieß er. Sehr musikalischer, lieber Mensch. Ich frage mich, was aus ihm geworden ist“, erzählt Johannes.
Der Stoff für neue Lieder geht ihm nie aus, wenn er mit offenen Augen und Ohren durch die Straßen und über die Plätze schlendert. Sein Lieblingsort ist zugleich ein Spaziergang – „die Runde über beide Brücken, die Süd- und Rodenkirchener Brücke. Das finde ich wunderbar und wird mir nie langweilig.“ Eine besondere Faszination übt momentan der Chlodwigplatz auf Johannes aus: „So rau und belebt war der Platz noch nie und ich entdecke da jeden Tag neue Gesichter und Geschichten“, sagt er. Wir sind gespannt, in welchen Liedzeilen wir künftig fündig werden.
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„Ich bleibe einfach immer wieder an irgendetwas hängen, was dann in mir lebt und gärt. Das kann man gar nicht so klassifizieren, es sind ganz unterschiedliche Sachen. Mich beschäftigt häufig das Spannungsfeld Stadtleben und Natur, aber auch manch lustige Episode aus dem Alltag ist schon in die Lieder eingeflossen. Ich versuche einfach, einen freien Kopf und ein offenes Herz zu haben, dann kommen die Themen ganz von allein“, so beschreibt Johannes den Prozess, mit dem er neue Lieder und Geschichten kreiert. Besonders prägend waren für ihn die Reisen, die er mit seiner Musik machen durfte: „Ob in Kanada, Italien, Indien, England, das waren alles sehr schöne Erfahrungen.“
Schlaflied-Fan
Seine vorrangige Zielgruppe sind Kinder – unabhängig davon, ob die Zuhörer:innen im Kindesalter sind oder sich als Erwachsene das Kind in sich erhalten haben. Zum Schreiben von Kindermusik ist Johannes durch seinen eigenen Nachwuchs gekommen, als er mit der Ukulele am Wickeltischstand – und das Windeln wechseln so jedes Mal zu einem musikalischen Erlebnis wurde. Auch an seine eigene Kindheit erinnert sich Johannes am liebsten musikalisch – mit dem russischen Wiegenlied Bajuschki Baju. Als großer Schlafliedfan zählen auch Der Mond ist aufgegangen und Lalelu zu seinen Lieblingsliedern, ebenso wie Das Schlaflied für Anne.
Keine dümmliche Eintönigkeit, sondern guter Popsong
Johannes macht in der Musik, die er für Kinder macht und solcher, die er als Erwachsener hört, keinen grundsätzlichen Unterschied: „Für mich ist die schönste Musik die, die ich gern weiter höre und die nicht in mir das Verlangen auslöst, eine andere Platte aufzulegen. Natürlich sollten es bei Kinderliedern inhaltlich Themen sein, die in der kindlichen Weltwahrnehmung auch stattfinden. Ein Kinderlied über den Wahlkampf konservativer Parteien stelle ich mir schwierig vor. Aber im Grunde sollte ein Kinderlied einfach ein guter Popsong sein. Eingängig und angenehm anzuhören, ohne dümmlich und eintönig zu sein,“ verrät Johannes sein Kompositions-Rezept. Dabei ist es ihm sehr wichtig, musikalischer Botschafter für ein respektvoller Miteinander zu sein: „Ich versuche, zwischen den Zeilen eine Sensibilisierung für Themen wie Unrechtsempfinden, Wertschätzung der Natur und auch ganz allgemein Wertschätzung nichtmenschlichen Lebens zu erreichen“.
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cambio CarSharingAuf zu neuen musikalischen Ufern
Neben seinem Gesang widmet sich Johannes aktuell der musikalischen Bildung der Sechst-, Siebt- und Achtklässler Bands des Humboldt Gymnasiums – eine Tätigkeit, der er mit viel Elan nachgeht: „Ich habe den Verantwortlichen über die vergangenen Jahre bei seiner Arbeit mit den Musikklassen beobachtet und fand das immer sehr spannend. Unsere beiden Kinder sind auch in seiner Big Band und ich finde die musikalische Arbeit am Humboldt insgesamt einfach ganz toll. Mitte des Jahres habe ich ihm und der Leiterin des Musikzweiges eine Mail geschrieben, in der ich mich für Vertretungen angeboten habe. Da der Verantwortliche gerade Vater geworden ist, hat das jetzt für alle gut gepasst.“ Hier schließt sich auch für Johannes persönlich ein Kreis: „Auch ich war auf dem Humboldt Gymnasium und freue mich zu sehen, wie hier Musikalität heute gelebt wird. Die Arbeit mit den Musikkindern macht unglaublich viel Spaß, wir erarbeiten uns Klassiker der Rock- und Popgeschichte oder denken uns selber was aus, wir lernen mehrstimmigen Gesang und das Solieren auf den einzelnen Instrumenten – langweilig wird das nie!“, erzählt er.
Musikalische Bilder live erleben
Mit seiner eigenen Liveband, bestehend aus Schlagzeug, Klavier, Bass und Gitarre malt Johannes Bilder von einer Welt, in der Kinder eine gleichberechtigte Stimme haben, Frieden und Mitmenschlichkeit die höchsten Güter sind und die Eltern sich an ihren Kindern ein Beispiel nehmen können, wenn es um Phantasie und Empathie geht.
Nächste Konzerte von Johannes Stankowski und Band: 07.12.2023 im Bürgerzentrum Chorweiler und 08.12.2023 im BüZe Ehrenfeld.
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