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Gesellschaft

KAT 18 auf der Art Cologne

Samstag, 18. November 2023 | Text: Judith Levold | Bild: Judith Levold

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Arbeiten von Andreas Maus, Künstler aus dem Atelier-Kollektiv KAT18 in der Südstadt, sind auf der gerade zu Ende gegangenen Art Cologne zu sehen gewesen.

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Der Londoner Galerist Rob Tufnell zeigte Andreas Maus zum dritten Mal auf der Art Cologne. Diesmal mit seinen Zeichnungen „Die hässliche Seite des Kölnischen Karneval“, in denen er antisemitische Übergriffe und Motive aus Karnevals-Szenen und -Umzügen während des Nationalsozialismus illustriert. Die Bilder sind im Rahmen des Auftrags der Roten Funken an die KAT18-Künstler*innen entstanden, zu ihrem 200-jährigen Jubiläum Arbeiten zum Thema Karneval anzufertigen.

Jüdische Menschen im Karneval – von Karnevalisten diskriminiert und gequält – eins der Bilder von Andreas Maus.

Künstlergespräch: Andreas Maus und Historiker

Die daraus entstandene Ausstellung verschiedenster KAT 18-Künstler*innen war bereits im Sommer im Funkenhauptquartier, der Ülepooz, zu sehen. In einer von den Funken mitorganisierten Versteigerung bei Sothebys konnten die Künstler*innen dort für ihre Arbeiten auch Erlöse erzielen. Auf der Art Cologne führte Andreas Maus am Preview-Tag ein Künstlergespräch mit Historiker und Rote Funken-Mitglied Marcus Leifeld. Ob er nervös sei? „Jaa, schon“, gab er nach kurzem Schweigen und mit nachdenklicher Mine zu.

Andreas Maus an Stand 214 in Halle 11.2 – vor seinre „eigenen“ Wand (Foto: Judith Levold)

Jüdische Vereinsmitglieder ausgegrenzt

Das Gespräch selbst verlief dann aber ganz locker: Wegen der vielen Menschen auf der ältesten Kunstmesse der Welt war es laut, und die Zuhörenden rückten nah im Kreis an Maus und Leifeld heran. Letzterer, als Provenienzforscher beim Kölner Kulturdezernat beschäftigt, promovierte seinerzeit an der Uni Bonn über die Geschichte des Kölner Karnevals unterm Hakenkreuz. Auch für die Roten Funken hat er deren Geschichte während der NS-Herrschaft aufgearbeitet. Die Roten Funken machen damit transparent, dass auch ihre Vereinsvorväter bereits sehr früh, 1923 nämlich, begonnen haben, jüdische Vereinsmitglieder auszugrenzen. Und noch weiter gegangen sind: 1934 nahmen sie mit einem eigens angefertigten antisemitischen Mottowagen am Rosenmontagszug teil.

Gefolterter Jude auf Mottowagen im Karneval – so illustriert Andreas Maus Karneval in der NS-Zeit. (Foto: Judith Levold)

Auch Karnevalisten proaktiv antisemitisch

„Und auch mit diesen Fakten wird die Mär widerlegt, die Bürger seien nur „Verführte“ gewesen“, erklärte Historiker Leifeld. Nein, sie seien proaktiv gewesen bei der Verunglimpfung, Ausgrenzung und schließlich totalen Diskriminierung und Misshandlung oder Vernichtung jüdischer Menschen. „Aber als Wissenschaftler relativiert man die Gewalt irgendwie, je mehr man ins Detail geht bei seinen Untersuchungen.“ Und genau da setze Andreas Maus mit seiner Arbeit an, beim Gefühl. Er wecke in seinen intensiven Zeichnungen das Mitgefühl für die Opfer des Nationalsozialismus.

Andreas Maus, Galerist Rob Tufnell und Historiker Marcus Leifeld (v.l.n.r.) auf der Art Cologne (Foto: Judith Levold)

Karneval instrumentalisiert

„Juden wurden ja schon ab Anfang der 20er, nach dem 1. Weltkrieg schon verunglimpft“, schaltete sich Andreas Maus ein. „Hitler wollte, dass sich der Karneval gegen die Juden richtet. Das nennt man instrumentalisieren“, berichtete er und seine Empörung war spürbar. Auch in seinen Bildern, in denen er Juden – erkennbar an einem Chanukkaleuchter in der Hand oder Judensternabzeichen auf der Brust und angsterfüllt aufgerissenen Augen – von Karnevalisten am Zugrand oder zu Pferde misshandelt werdend zeichnet. Beispielsweise geschmäht und „Mit Dreck und Böllern beworfen“, so Maus. Oder eben auf einem Mottowagen, in ein Foltergerät eingespannt.

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Bewusst gesetzt

Das alles hat er bildfüllend und wie mit winzigen Mustern extrem detailreich zu Papier gebracht und löst damit Beklemmung aus. Er überlasse das Bild dem Prozess, erzählte er noch, als Marcus Leifeld ihn nach der Entstehungsweise dieser Zeichnungen fragte. Und ob er die Jahreszahlen in jedem Bild bewusst gesetzt habe: „Ja, die habe ich bewusst gesetzt“.

Text: Judith Levold

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