Von einem, der auszog, Autor zu werden
Dienstag, 17. September 2024 | Text: Karen Piontek | Bild: Karen Piontek
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Kleine Zeitreise in die Vergangenheit: Vor drei Jahren haben wir auf meinesuedstadt.de mit Nicolas Mueller darüber gesprochen, wie er es geschafft hat, trotz Fulltime-Job als Unternehmensberater ein Buch zu schreiben und auch noch selbst zu verlegen.
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Lotta wünscht sich was – Köstlichkeiten aus deutschen ManufakturenWomit will ich wirklich meine Zeit verbringen?
Heute sitzen wir uns wieder gegenüber. Und aus dem Hobby ist mittlerweile Ernst geworden, aus dem einen Buch inzwischen drei.
Vor gut einem Jahr hat Nicolas beschlossen: Jetzt oder nie – und sich als Autor selbstständig gemacht. „Ich habe zunehmend den Gedanken gehabt: Wenn ich es jetzt nicht versuche, mich ganz dem Schreiben zu widmen, dann werde ich es mich vermutlich nie trauen – und das vielleicht irgendwann bereuen.“ Geholfen hat ihm dabei auch der zeitweise Austausch mit einem externen Job-Coach. „In den Gesprächen ging es immer und immer wieder um die Frage, womit will ich eigentlich wirklich meine Zeit verbringen? Und irgendwann habe ich gemerkt, dass das nicht mehr das ist, was ich tagein tagaus mache.“ Also hat Mueller seinen Job gekündigt, einen (Business-)Plan geschrieben und sich alles angelesen, was er über den Einstieg in das Leben als hauptberuflicher Autor finden konnte. An Ideen für weitere Bücher mangelte es nicht, ebenso wenig an Tipps und Tricks durch befreundete Autor*innen und Selbstständige.
Schreiben in den frühen Morgenstunden
Ganz reibungslos verlief der berufliche Wechsel trotzdem nicht. „Anfangs habe ich gedacht, ich kann meinen gewohnten Arbeitsrhythmus von 9 bis 19 Uhr einfach beibehalten und statt Exceltabellen nun Buchseiten füllen“, erinnert sich Mueller. Aber Kreativität lässt sich nicht erzwingen. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich mehr Pausen einplanen, auch mal den Arbeitsort wechseln und generell flexibler sein muss. Mit der Zeit hat sich so ein neuer Rhythmus entwickelt.“ Die Disziplin aus seinem alten Leben hilft ihm dabei. „Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag zu schreiben und nutze dafür meist die frühen Morgenstunden – wenn ich den Kopf noch frei habe und es wenig Ablenkungen gibt.“
Nachmittags ist er Kopf voll
Dafür nimmt er gerne in Kauf, dass auf dem Wecker beim Aufstehen meist noch eine 5 vorne steht. „Wenn ich mich erst nachmittags hinsetze, um zu schreiben, dann kommt da in der Regel nicht viel bei herum“, gibt Mueller zu, „dann ist der Kopf einfach schon zu voll vom bisherigen Tag“. Die Nachmittage sind daher für administrative Tätigkeiten wie das Beantworten von Emails oder das Abarbeiten von Bestellungen reserviert.
Leo im Heimatland seiner Eltern
Bisher funktioniert der neue Rhythmus gut. Mueller hat nicht nur die Fortsetzung seines Debutromans „Milo und das Geheimnis von Polyrica“ veröffentlicht, Texte zu zwei Anthologien beigesteuert, er hat vor einem Monat auch seinen dritten Roman herausgebracht. „Der Tengu von Tokio“ ist der Auftakt einer Fantasy-Trilogie und Muellers erster Schritt weg von der reinen Jugend-Literatur. Im Fokus steht der Kölner Student Leo, der für ein Auslandssemester nach Japan geschickt wird, obwohl er doch eigentlich so gar nichts mit dem Heimatland seiner Eltern zu tun haben will. Durch Leos Augen lernen die Leser*innen dann jedoch nicht nur das anfangs ungewollte Japan kennen und lieben, sondern werden auch in turbulente Ereignisse verstrickt, in denen die Grenzen zwischen Realität und Mythologie verschwimmen.
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in.form – Köln SüdstadtNewcomer haben es bei Verlagen schwer
Mit der Trilogie möchte Mueller erstmals auch ältere Leser*innen gewinnen. Denn auch wenn ihm der Jugend-Fantasy-Bereich sehr viel Spaß bereitet, andere Genres reizen ihn durchaus. „Ich bin als Leser selbst großer Krimi- und Thriller-Fan und kann mir gut vorstellen, auch mal einen Abstecher in diese Richtung zu machen“, verrät Mueller. Die Geschichten um Leo wird Nicolas Mueller erneut im Selbstverlag herausbringen – parallel schreibt er aktuell aber auch an seiner ersten Verlagsveröffentlichung. Eine neue Erfahrung für den Jungautor. „Einen Verlag im Rücken zu haben, hat natürlich Vorteile – nicht nur finanzielle, sondern auch die Tatsache, dass einem viele Aufgaben abgenommen werden und man gleichzeitig von einem bestehenden Netzwerk profitieren kann“, erklärt Mueller und ist gleichzeitig realistisch: „Als Newcomer ist es einfach schwer, über Verlage zu veröffentlichen, insbesondere, wenn es sich um Mehrteiler handelt. Ohne den Selbstverlag würden viele Geschichten daher schlicht nie erzählt.“
Hoffnungen erfüllt?
Und Nicolas Mueller hat noch einige Geschichten im Kopf, die er erzählen will. Der Business-Plan, den er zum Start in sein neues Kapitel geschrieben hat, sieht zwei Veröffentlichungen pro Jahr vor – ein straffes Programm. Eine wirkliche Deadline hat er sich für das Abenteuer Autor nicht gesetzt. Nach zwei Jahren aber will er erstmals Bilanz ziehen: Hat sich alles so entwickelt wie erwartet? Haben sich seine Hoffnung erfüllt? Und natürlich auch: Kann er vom Schreiben leben? Wirklich vermissen tut er sein altes Arbeitsleben bisher nicht – nur der regelmäßige Austausch mit Kolleg*innen ist etwas, das als Autor ab und an zu kurz kommt. Aktuell ist er daher zuversichtlich und vor allem neugierig auf alles, was da noch so kommt. Und den Rest erzählt er uns einfach, wenn wir uns in drei Jahren wieder auf meinesuedtstadt.de treffen.
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