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Gesellschaft

10 Jahre KAT18

Montag, 11. November 2024 | Text: Judith Levold | Bild: Judith Levold

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Ist es wirklich erst 10 Jahre her, dass das KAT18 in die Südstadt kam? Ich kann es kaum glauben.

Offiziell da seit Mai 2014

Aber ja, tatsächlich, es ist so. Zwar haben einige der Künstler*innen, die noch heute hier arbeiten, bereits seit 2011 Teile des Gebäudes in einem Interimsbetrieb genutzt, doch die offizielle Eröffnung war im Mai 2014. Ich kann mich noch gut in die Stimmung zurückversetzen, in der ich auf der Treppe zur Empore im großen Obergeschoss-Atelier stehend, die Künstler*innen dort bei ihrer Arbeit betrachte und mit Jutta Pöstges, der künstlerischen Leiterin des Hauses, spreche.

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Sichtbar werden

Der Wunsch, mittendrin im urbanen Leben mit der Kunst dieser Künstler*innen sichtbar und ansprechbar zu sein, sei der Grund für den Umzug gewesen, sagt sie. Denn zuvor hatte die damals noch „allerhand“ genannte kreative Abteilung der GWK (Gemeinnützige Werkstätten Köln gGmbH Anm. der Redaktion) abgelegen in Rodenkirchen Sürth gearbeitet. In der Südstadt einen neuen, inklusiven Kunst-Begegnungsraum zu schaffen, für die Menschen im Quartier anziehend zu sein, das habe sie motiviert. Und sich im Austausch auch künstlerisch und konzeptionell weiterzuentwickeln.

Atelier-Koje von Nicole Baginski, Kat18 Künstlerin von Beginn an, und schon vorher, in der allerhand-Kreativabteilung der GWK. (Foto: Judith Levold)

Keramik, Zeichnungen und großformatige Arbeiten

Das, kann man uneingeschränkt sagen, ist gelungen. Auch aufgrund der inklusiven Kaffee-Bar und Galerie. Die allein lädt schon mit der Gestaltung der Räume, der gläsernen Fassade und den immer wechselnden Ausstellungen und Präsentationen, etwa der Keramikarbeiten, dazu ein, einfach mal reinzukommen.

Professionell arbeiten

Als erste Einrichtung in NRW schufen Jutta Pöstges und die Künstler*innen, unterstützt von LEG, GWK und dem Verein KuBiSt e.V. einen Ort mit professionellen Arbeits- und Ausstellungsplätzen für Künstler*innen mit geistiger Beeinträchtigung, eine Ateliergemeinschaft. Inzwischen werden Kat18 Künstler*innen von Museen wie dem KOLUMBA in Köln oder der Bundeskunstsammlung gesammelt, stellen in der Bonner Bundeskunsthalle, im Vereinsheim der Roten Funken, bei SOTHEBYS oder in der Londoner Royal Academy aus. Und die Gemeinschaft des Kat18 ist gewachsen: 20 Künstler*innen und 5 Künstler-Assistent*innen plus die Kaffeebar-Crew arbeiten hier unter einem Dach und haben täglich Gäste. Die Arbeitsplätze sind begehrt, das KAT18 erhält ständig Anfragen.

Jutta Pöstges (li.) und Bärbel Lange beim Festakt, im Hintergrund eine Arbeit Bärbel Langes (Bild: Judith Levold)

Ausschnitt aus einem Bild von Anna Rossa, anlässlich des Jubiläums im Workshop „Mut und Glück“ entstanden (Bild: Judith Levold)

Gewölbekeller jetzt Veranstaltungsort für alle

Für die Jubiläumsparty haben alle zusammen das KAT 18 herausgeputzt und brandneue Arbeiten gehängt. Außerdem präsentieren sie den erst gerade neu barrierefrei gewordenen Veranstaltungsraum: Ins Kellergewölbe dieses einstigen Sudhauses einer Brauerei, die bis zum 2. Weltkrieg in diesem Gebäude Heimat hatte, geht es für die Festreden und Musik. Dank der Kämpgen Stiftung konnte der unterirdische Raum, in dem auch KAT18 Künstlerin Bärbel Lange gerne ihre großformatigen Arbeiten auf Teppichvlies herstellt, nun mit einem Aufzug erschlossen werden.

Brechend voll ist die Galerie-Kaffeebar, bevor es zum Festakt in den Gewölbekeller geht. (Bild: Judith Levold)

Kooperationen schaffen Bekanntwerden

„Das Mittendrinsein, die Öffnung mit Galerie und Kaffee Bar in ein so lebendiges Viertel, hat uns nach vorne katapultiert“, resümmiert Jutta Pöstges, künstlerische Leiterin des Hauses und 2020 als Kultur-Managerin des Jahres vom Kölner Kultur-Rat ausgezeichnet. Zahlreiche Kooperationen, etwa mit KOLUMBA oder dem Berliner raumlabor, machen die Künstler*innen über Köln und Deutschland hinaus bekannt, weil: sichtbar. Ein Thema, das auch Nicole Baginski, von Beginn an dabei, beschäftigt. „Früher, am Stadtrand so versteckt, waren wir ja unsichtbar“, erzählte sie mir mal.

Nicole Baginski war schon vor Gründung des KAT18 in der allerhand-Kreativwerkstatt der GWK dabei. (Bild: Judith Levold)

Kunstvermittlung verändern

Und so finden sich Augen und Augenpaare als wichtiges Element in vielen ihrer Arbeiten, auch in einer ganz neuen, im Ausschnitt auf unserem Titelbild zu sehen. Doch nicht nur künstlerisch, sondern auch in Fragen der Kunstvermittlung, habe man sich weiterentwickelt, so Jutta Pöstges: „Wir stellen unsere neueste Publikation ‚Im Tandem gibt uns die Kunst neue Perspektiven‘ vor und das Projekt ‚Tandem‘ überhaupt vor – für neue Wege in der Kunstvermittlung in KOLUMBA und dem Kunstmuseum Bonn“, erklärt sie. Dafür haben die KAT18 Künstler*innen in einem längeren Prozess Ideen erarbeitet, mit denen sie die künstlerischen Themen aus dem KAT18 jeweils im Tandem mit einem/einer Museumsmitarbeiter*in in den museumstypischen Formaten wie Werkstattgespräch oder Atelierarbeit vermitteln können. Und damit helfen, Museen zu mehr Inklusion und Diversifizierung von Perspektiven zu verändern.

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Selbstdarstellung auf der Homepage

Auf der Homepage des KAT18 stellen sich die Künstler*innen selbst vor, vor allem ihre Gedanken zu ihrer Kunst und ihrem Sein. So heißt es da zum Beispiel:
„Das Verständnis von Behinderung verändern. / Benennen, dass Bewertungen das Problem sind und nicht die Tatsachen. / Veränderungen beobachten.
Wir glauben, dass wir gute Ausstellungen bekommen. Gute Bilder. Kunst ist super schön. Ist auch alle Bilder aufgehängt an der Wand. Kunst ist meine Liebste.“

DANKE ! Jutta Pöstges stellt die Unterstützer*innen vor (Bild: Judith Levold)

Danke!

Allen Unterstützer*innen dankt das Kat18-Team von Herzen, darunter der schon genannten Kämpgen Stiftung, der Goldkrämer Stiftung und der RheinEnergie Stiftung Kultur, dem städtischen Kulturamt und Museen wie dem Kolumba oder dem Kunstmuseum Bonn.

Anlässlich des 10jährigen Jubiläums gibt es im Kat18 noch bis zum 14. November täglich von 11-18h Führungen – die Kaffeebar ist natürlich auch geöffnet. Im Kartäuserwall 18, gleich neben der Severinstorburg.

Text: Judith Levold

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