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Südstadt

Lesestoff: Weihnachtsgeschenke zum Schmökern

Samstag, 21. Dezember 2024 | Text: Nora Koldehoff

Wer noch was Schönes sucht, um die Liebsten oder sich selbst zu beschenken, wird zuverlässig im Lieblingsbuchladen um die Ecke fündig.

Hier noch ein paar Anregungen auf die Schnelle.

Meine Südstadt wünscht schöne Weihnachtstage!

Caroline O'Donoghue

Die Sache mit Rachel

Rachel studiert in Cork, Irland und lebt mit ihrem besten Freund James in einer Bruchbude. Zur Zeit der Finanzkrise kämpf sie damit, wie sie sich ihr eigenes Leben und ihren Beruf vorstellt, und ihren Platz in der Welt findet. Außerdem ist Rachel verknallt in ihren verheirateten Professor. Ihn will sie verführen, doch der Plan läuft schief. Stattdessen verstricken sich Rachel und ihr Mitbewohner in eine verzwickte Dreieckskonstellation mit besagtem Professor, die schließlich in einem Skandal endet – der „Sache mit Rachel“. Kurzweilig und unterhaltsam, mit einer ambivalenten und dadurch echt wirkenden Protagonistin.

Caroline O’Donoghue „Die Sache mit Rachel“
kiwi, 400 Seiten, 24 Euro

Sven Stricker

Sörensen macht Urlaub

„Sörensen macht Urlaub“ ist der neueste und bereits fünfte Band der Krimi-Reihe, die mit „Sörensen hat Angst“ begann. Die ersten beiden Bücher sind von und mit Bjarne Mädel wirklich gut verfilmt worden. So bin ich übrigens selbst auch auf die Buchreihe gekommen. Und obwohl ich die Filme schon kannte, habe ich die komplette Reihe weggebinged (falls man das so schreibt). Vom Autor selbst gelesen, kann man kaum fassen, wie sehr der Sound zur filmisch dargestellten Person passt. Überhaupt lebt die Reihe von diesem Erzählton, der seine Hauptfigur nicht nur mit den Tatverdächtigen, sondern auch mit eigenen Verhaltensweisen kritisch ins Visier nehmen lässt.
Schwere Themen, wie Angststörungen und Gewalt, werden in einem leichten Ton verhandelt, der dabei niemals das Geschehene banalisiert, sondern seine Figuren nur noch nahbarer macht.

Sven Stricker: „Sörensen macht Urlaub“
Rowohlt 476 Seiten, 14 Euro, Hörbuch 26,95 Euro

Ruth Maria Thomas

Die schönste Version

Jellas Freund Yannick hat sie geschlagen und gewürgt. Nun wohnt Jella wieder in ihrem Kinderzimmer und weiß nicht so richtig, wie es weitergehen soll. In Rückblicken erfahren wir, wie sich Jellas Beziehung zu Yannick entwickelt hat, und wie die Gewalt in dieser dysfunktionalen Beziehung neben und auch in den schönen Momenten wuchs. Und auch, durch welche Erlebnisse und Einflüsse ihrer Jugend in Ostdeutschland Jellas Selbstverständnis als Frau geprägt wurde. Ruth Maria Thomas erzählt am Beispiel von Jella und Yannick, wie Partnerschaftsgewalt entstehen kann, und warum es manchmal so schwer ist, sie zu erkennen und ihr zu entkommen. Mit einem sensiblen Blick und fesselnder Sprache ist der Roman stark und gleichzeitig einfühlsam geschrieben, bezieht Position, aber erlaubt sich auch Zwischentöne.

Ruth Maria Thomas: „Die schönste Version“
Rowohlt, 272 Seiten, 24 Euro

Coco Melles

Blue Sisters

Ein Jahr ist es inzwischen her, dass Nicky Blue gestorben ist. Ihre drei Schwestern Avory, Bonnie und Lucky Blue hat das, jede auf eigene Weise, aus der Bahn geworfen. Nicht nur kämpfen die drei mit dem großen Schmerz ihres Verlustes. Die Schwestern müssen auch neue Wege aufeinander zu finden, ihre Leben und ihre Beziehung zueinander neu sortieren. Alle leben inzwischen weit von der einstmals elterlichen Wohnung in New York, in der Nicky zuletzt gelebt hatte, entfernt. Dort kommen sie nun wieder zusammen, um zu entscheiden, was mit Nickys Sachen und der Wohnung geschehen soll. Und wie es für sie selbst im Leben weitergehen soll.

Coco Melles: „Blue Sisters“
Bastei Lübbe, 448 Seiten, 24 Euro

Giulia Becker

Wenn ich nicht Urlaub mache, macht es jemand anders

Wer meine Büchertipps regelmäßig liest, weiß, dass ich nicht nur gern Romane lese und höre, sondern mich auch wahnsinnig gern scheckig lache. Für Menschen, die mich zum Lachen bringen, bin ich jeden einzelnen Tag so dankbar. Das wird für mich niemals banal sein, oder auch nur eine Nebensache, sondern ist vielmehr lebenswichtig. Es macht mir die Tage heller und Schweres leichter. Zu meinen persönlichen Held*innen gehören – unter anderem – Kirsten Fuchs, Paul Bokowski, Ella Carina Werner, Max Kersting und eben: Giulia Becker. Selbstverständlich höre ich darum auch regelmäßig den Podcast „Drinnies“, den sie mit ihrem Partner Chris Sommer hostet. Eine Wohltat, und das auch noch gratis. Aber „Support ist kein Mord“, wie die Autorin zu sagen pflegt. Daher gilt natürlich: Wer auch immer Eure persönlichen Held*innen sind, kauft, wenn immer es geht, Tickets, Bücher, Merch und macht Euch selbst und Euren Liebsten damit eine Freude. Ich hatte das große Vergnügen, das World Tour Finale von Giulia Beckers Lesereise mitzuerleben und habe Tränen gelacht.
Das neue Buch ist im Gegensatz zu Beckers Erstling kein Roman, sondern Kurzgeschichten. In der Hörversion ist es von Becker selbst gelesen, alles andere ginge aber auch gar nicht. Lasst Euch mitnehmen in den Media Markt bei Nacht und erfahrt, wie die Detektivinnenkarriere der Autorin in Fahrt kam. Fantastico.

Giulia Becker: „Wenn ich nicht Urlaub mache, macht es jemand anders“

Rowohlt, 224 Seiten, 22 Euro, Hörbuch 13,95 Euro

Stine Pilgaard

Meter pro Sekunde

Die Mutterschutz-Zeit der Icherzählerin geht langsam zu Ende. Vor einem Jahr war sie mit ihrem Liebsten aufs Land gezogen, Westjütland, „Land der kurzen Sätze“. Der Liebste ist Lehrer und versucht zu helfen: „Du denkst in Prosa, sagt er, die Leute hier fassen sich aber kurz. Haiku, sagt mein Liebster, der alles mit Literatur vergleicht, siebzehn Silben, Natur und Gegenwart.“ Mit kleinem Kind in der Fremde, dafür reichlich versorgt mit Anregungen, wie sie diese Rolle auszufüllen habe, setzt die junge Mutter ihre ausbruchswillige Kreativität den starren Mustern in dem kleinen Dorf, in dem alle einander kennen, entgegen.
Dabei versucht die Protagonistin, endlich ihren Führerschein zu machen – ein Jahrhundertprojekt, wie es scheint – und beantwortet als „Der Kummerkasten“ Leserbriefe bei der lokalen Zeitung. Das tut sie auf so persönliche und eigenwillige Weise, dass der erteilte Ratschlag immer auch ihr selbst ein wenig das Leben zu erklären scheint – und oft nicht nur lustig, sondern auch sehr unvorhersehbar ist. Voller Sprachkunst und kluger Gedanken, dabei äußerst unterhaltsam. Auch hier ist übrigens die Hörbuchversion sehr schön und mit Caroline Peters treffend besetzt.

Stine Pilgaard: „Meter pro Sekunde“
Kanon Verlag, 256 Seiten, 14 Euro, Hörbuch 23 Euro

Text: Nora Koldehoff

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