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Kultur

Auf einen frischgepressten Orangensaft mit Tina von Traben

Samstag, 7. Juli 2012 | Text: Jasmin Klein | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Tina von Traben ist Regisseurin und Drehbuchautorin. Sie wurde in Traben-Trarbach geboren und lebt und arbeitet seit Jahren in Köln. Am kommenden Donnerstag startet ihr von der Kritik und dem Testpublikum bereits hochgelobter erster Kinofilm, für den sie das Drehbuch schrieb und bei dem sie die Regie führte. Ich treffe sie vor der Premiere im Veedel Vital am Ubierring. Wir setzen uns auf eine Bank, sie bestellt einen frisch gepressten Orangensaft, und ich stelle ihr einige Fragen.

 

Was machst Du gerade?
Am 12. Juli ist Kinostart meines Films „Pommes Essen“, da bin ich sehr gespannt. Die eigentliche Arbeit daran ist für mich schon länger vorbei. Jetzt unterstütze ich natürlich den Kinostart, der Film kommt ja jetzt erst ins Kino. Aber natürlich bin ich parallel schon mit anderen Sachen beschäftigt, ich schreibe an zwei verschiedenen Stoffen für neue Filme von mir.

Wovon handelt der Film „Pommes Essen“?
Es geht um drei Schwestern. Die älteste Schwester möchte gerne Sterneköchin werden, während die Mutter den Traditionsimbiss ihres Vaters betreibt. Als die Mutter zur Kur muss und die älteste Schwester verspricht, den Imbiss weiterzuführen, bekommt sie das Angebot, in einer Sterneküche zu arbeiten. Ihre jüngeren Schwestern übernehmen den Job in der Imbissbude. Und dann passiert alles Mögliche, Trubel, Katastrophe, und am Ende ist alles wieder gut.

Die drei Mädchen, die die Töchter spielen, sind für die verschiedenen Altersgruppen gecastet worden. Und dazu haben wir prominent besetzt. Wir haben als Mutter Anneke Kim Sarnau, wir haben als Schrottplatzbesitzerin Thekla Carola Wied (ihr zweiter Kinofilm nach vierzig Jahren neben ihren unzähligen Fernsehrollen), und Smudo, der sehr einsteigen musste, um seine Rolle Walther zu verkörpern. Wir haben es auch etwas schräg besetzt, damit es nicht genauso ist wie sonst in den anderen Kinder-/Jugendfilmen. Wir wollten ein bisschen anders sein und auch den erwachsenen Zuschauern einen Anreiz geben: Wie sieht eigentlich Thekla Carola Wied heute aus? Die ist top in Schuss! Den Kindern sagt das natürlich nichts. Aber wir wollten eben da einen Aha-Effekt für die Erwachsenen. Und die Schauspieler spielen durch die Bank alle sehr gut.

Die Premiere findet am 7.7. in Essen in der Lichtburg statt. Das ist ein sehr schönes, großes Premierenkino. Da fahren wir aber am gleichen Tag auch noch weiter zur Premiere in Duisburg und in Bochum. Wir machen eine richtig große Kinotour durch NRW. In Köln startet er auf jeden Fall im Metropolis, und voraussichtlich im Cinedom. Andere Kinos sind auch im Gespräch, aber die warten ab, bis der erste Hype mit Ice Age 4 durch ist. Sie können den Film aber auch später spielen.

Das ist Dein Spielfilm-Debüt. War die Arbeit daran jetzt besonders anstrengend oder dauerte sie einfach nur länger an als die Arbeit an Kurzfilmen?
Es ist beides ein bisschen der Fall. Von den Dreharbeiten selbst ist es einfach nur länger als bei einem Kurzfilm, aber die Vorbereitung darauf ist doch wesentlich anstrengender, weil man viel mehr bedenken muss und einen größeren Stab zu leiten hat.

Das Drehbuch entstand 2006. 2007 erhielt das Drehbuch die erste Förderung. Wird man über den Förderungsprozess wahnsinnig, oder ist das ein bürokratischer Weg, der einfach beschritten werden muss?
Man muss sehr viel Geduld mitbringen, bis man einen Film gefördert hat. Dafür braucht man auch eine Produzentin wie Dagmar Niehage, die mit ihrer Firma Dagstar Filmproduktion übrigens auch in der Südstadt beheimatet ist. Man braucht natürlich Geld, um ein Buch ordentlich zu schreiben, bis dann eine tatsächliche Produktionsfinanzierung stattfindet. Das Buch habe ich zusammen mit dem Südstädter und Kinderbuchautor Rüdiger Bertram geschrieben. Es ist in der Finanzierung besonders schwierig, da es ein sogenannter Originalstoff ist, also keine Kinderbuchvorlage hat. Da ist es besonders aufwändig, Finanzierungspartner zu finden, weil sie nicht auf eine bekannte Marke setzen können. Wenn man „Pünktchen und Anton“ oder „Hanni und Nanni“ verfilmt, dann weiß man, was man bekommt. Das weiß man bei einem Originalstoff nicht. Und man weiß auch nicht, ob der vom Zuschauer angenommen wird.
Der Film war von Anfang an als Familienfilm konzipiert, ab sechs Jahre bis Großelternalter. Wenn Du jetzt 15, 16 bist und auf total coole Hip-Hop-Musik stehst, findest Du das jetzt vielleicht nicht so gut, aber wir haben festgestellt, dass der Film breiten Anklang findet. Wenn man sich als Eltern mit reinsetzt, wird man auch gut unterhalten.

Du hast an der IFS studiert. Was hast Du dort nicht gelernt, was Du jetzt hast gebrauchen können?
Ich bin seit 1994 im Geschäft. Ich habe Aufnahmeleitung gemacht, Produktionsleitung, Regieassistenz usw., ich habe in vielen Departments gearbeitet, dann das Studium draufgesetzt, deshalb ist das jetzt nichts, was mir völlig unbekannt war. Allerdings ist es tatsächlich so, wenn man dann als Regisseur am Set steht, dann ist man sehr nah mit den Schauspielern, sehr konzentriert, und von den anderen Sachen muss man sich distanzieren. Man kann als Regisseur nicht der beste Freund des Teams sein, man hat schon eine Sonderposition am Set. Wenn man zum ersten Mal einen langen Film mit Budget macht, dann merkt man das.

Die Ur-Idee zu dem Film hattest Du??

Ja. Ich hatte als Ausgangspunkt eine etwas andere dramaturgische Konstellation. Aber die Ur-Idee kam mir, als meine Tochter geboren wurde und ich nachts gedacht habe: Was macht die eigentlich, wenn ich nicht da bin? Und da fing das an, so in mir zu gären. Ganz am Anfang ist die Mutter im Buch tatsächlich gestorben. Und dann sollten die sich eine Scheinwelt aufbauen für die Behörden. Aber da haben wir sehr lange entwickelt mit dem Europäischen Weiterbildungsprogramm „Pygmalion Plus“, und die haben dann irgendwann gesagt: Das geht nicht. Man kriegt eine anfängliche Tragödie nicht mehr als Komödie erzählt. Man kann daraus ein Drama machen, aber der Weg zu einer Komödie ist dann zu schwierig. Wie zum Beispiel bei Bambi. Das ist schrecklich, und das geht einfach nicht. Wird auch heute bei großen Hollywood-Produktionen nicht mehr gemacht.

Warum wohnst Du in der Südstadt?
Ich wohne gerne in der Südstadt. Ich fühle mich hier familiär aufgehoben. Kleine Läden, man kann um die Ecke gehen, findet da noch ein Café, dort noch einen Mittagstisch und fast überall etwas Leckeres, das mag ich gern. Aber der Ursprung war, dass mein Freund in die Südstadt wollte. Ich war in Ehrenfeld beheimatet. Jetzt wohne ich seit sieben Jahren in der Südstadt.

Was bewegt Dich derzeit??

Die Einschulung meiner Tochter.

Tina von Traben, herzlichen Dank für das Interview!

Pommes Essen“ startet am 12. Juli bundesweit. In Köln läuft er ab Donnerstag u.a. im Metropolis um 13:15 Uhr und um 15:10 Uhr.
 

Text: Jasmin Klein

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