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Gesellschaft

„En d’r Nohbarschaff“ – Nachlese vom Merowinger-Straßenfest

Montag, 27. August 2012 | Text: Gastbeitrag | Bild: Sonja Grupe

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Sonntagabend um 22.00 Uhr, wie vom Amt verordnet, erklang die letzte Zugabe der Südstadtband „Herr Gesangverein“. Danach ging alles sehr schnell – ruckzuck wurden die beiden Bühnen und die Stände abgebaut, und wie nach einer guten Party, räumten Organisatoren und Gäste gemeinsam auf. Getreu dem Motto „Viele Hände, schnelles Ende“ fegten Pfarrer Hans Mörtter und Kabarettist Wilfried Schmickler zum Schluss gemeinsam die Straße. Ganz zuletzt dann noch der Abbau der Straßensperren und voilá: um 23.45 Uhr präsentierte sich die „Mero“, als wär´ hier nie was los gewesen.

Gelebte Nachbarschaft
Und dabei war soooo viel los: Zwei Tage lang kamen gut 20.000 Menschen auf die Straße. Die Organisatoren – Hans Mörtter, Wilfried Schmickler, Costa Fotiadis, Christian Rzepka, Sonja Grupe und Anderas Moll – hatten aus Anlass der 30. Geburtstage von Comedia Theater und Filos ein Fest für die Nachbarschaft ins Leben gerufen. Die Straße wurde für den Autoverkehr gesperrt, zwei Bühnen aufgebaut und Künstler aus dem Viertel engagiert. Viele Geschäftsleute präsentierten sich vor ihren Läden, darüber hinaus nahmen gut 20 Anwohner die Chance wahr und verkauften selbst Babyklamotten, Selbstgehäkeltes und Trödel oder sie verzierten Muffins, schenkten Kaffee aus und backten Waffeln. Sonja Grupe, verantwortlich für die Organisation der Musikbühne, war am Tag danach noch ganz beseelt: „Die Stimmung vom Wochenende schwingt heute nach im Veedel, viele hatten ein  Grinsen im Gesicht! Wir sind wieder, wie früher nach einer Klassenfahrt oder guten Party, ein bisschen näher zusammengerückt.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Kollegen von Eyecatcher aus der Annostraße haben ihr ganz persönliche Eindrücke vom Fest in einem kleinen Film zusammen gefasst.

 

Vom Wetter fühle ich mich verarscht“, platzte Christian Rzepka nach der Veranstaltung heraus und schaute einen Tag nach dem Fest in den sonnendurchfluteten Südstadthimmel. Er spielte auf das doch sehr bescheidene Wetter am Sonntag an – die Besucher mussten im Halbstundentakt vor dem Regen flüchten. „Man merkt aber, dass unsere Idee funktioniert und von den Südstädtern angenommen wird“, urteilte Wilfried Schmickler, der sich bei der Veranstaltung nicht nur als Moderator der Kleinkunstbühne, sondern auch noch als ausgezeichneter Losverkäufer hervortat. Die im Viertel ansässigen Geschäftsleute hatten insgesamt mehr als 250 Preise zur Verfügung gestellt und dadurch maßgeblich zur Finanzierung des Festes beigetragen.

Warum aber engagieren sich die Menschen für ein Straßenfest, obwohl doch schon einige solcher Veranstaltungen in der Südstadt, etwa auf der Severin- und auf der Bonner Straße stattfinden? „Ich habe mich für das Fest engagiert, weil ich hoffte, damit wieder Nachbarn ins Begegnen und Erleben zu bringen“, antwortet Hans Mörtter, der Pfarrer der Lutherkirche. „Meine Erwartungen wurden weit übertroffen. Und das hat natürlich Konsequenzen, es entsteht neue Energie.“ Als vor gut vier Monaten die Idee des Festes von Costa Fotiadis, dem Filoswirt, ausgesprochen wurde, wusste natürlich niemand, welche Arbeit auf die Organisatoren zukommen würde. „Ich hatte schlaflose Nächte“, berichtete der griechische Wirt, „als ich merkte, welch´ großes Rad wir drehen würden.

„Gerade in den letzten 14 Tagen vor dem Startschuss wurden viele kreative Ideen seitens der Geschäftsinhaber, aber auch der Anwohner entwickelt. Tobias Brandhofer beispielsweise richtete vor seinem Optikergeschäft einen Dancefloor ein, der in den Abendstunden nicht nur von den jüngeren Leuten angenommen wurde. Anton Weber, Sänger und Anwohner, richtete vor der Taqueria seine „Strandung“ ein, lud die Menschen zum Chillen ein, reichte mexikanisches Bier und spielte bis in die Nacht seine eigenen Songs. Viele Geschäfte legten sich ins Zeug, boten Massagen an, malten mit und schminkten Kinder, präsentierten ihre Kochkunst und sorgten so für eine heimelige Atmosphäre. „Ein großer Dank gilt den Künstlern, die alle auf ihre Gage verzichtet haben“, erklärte Sonja Grupe. Und was das Viertel künstlerisch zu bieten hat, kam richtig gut ant.

 

Die „Mero“ wurde zur Fashionmeile

Die „Mero“ wurde zur Fashionmeile
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war sicherlich die Modenschau, die Kathrin Rindfleisch ins Leben gerufen hatte. „Ich wollte, dass die Frauen und Kinder aus demViertel die Mode der Straße präsentieren“, erklärte die Südstädterin, die man aus dem „Lanius“ und als Kolumnistin bei „Meine Südstadt“ kennt. Sie hat die Mode-, Schuh-, Schmuck- und Brillengeschäften der Straße für die Idee der gemeinsamen Modenschau begeistert. Der Clou der Sache: die Mode wurde von Frauen und Kindern aus dem Viertel präsentiert, die im Vorfeld von Dorothee Föllmer gecoacht und von den Teams von „Bauer/Bauer“ und „Kaiserschnitte“ gestylt wurden. Sascha Schiffbauer, der die Veranstaltung moderierte, brachte es auf den Punkt: „Was mich wirklich berührt hat, waren die Gesichter der Models! Diese gute Laune und positive Aufgeregtheit hat mich richtig angesteckt und das Ganze wirklich besonders werden lassen!“ Eindrücke der Show gibt’s in der Bildergalerie.

 

Wann findet das nächste Fest statt?

Diese Frage wird in diesen Tagen permanent gestellt. Nun wird erst einmal gerechnet, ob die hohen Ausgaben für die Straßensperrung, die Bühnen, die Order und das medizinischer Personal erwirtschaftet werden konnte. Durch die Sponsorengelder der RheinEnergie, die Sparkasse KölnBonn und die Reissdorf-Brauerei, die Spenden der ansässigen Geschäfte und die Erlöse der Tombola ist ein Großteil des Etats gedeckt. „Der Erlös der beiden Bierwagen geht zu 100 Prozent in die Gemeinschaftskasse“, macht Filos-Wirt Costa noch einmal sehr deutlich. Mit Sicherheit wird ein solches Fest wiederholt – nächstes Jahr, in zwei oder in drei Jahren. Es kommt darauf an, wie die Anwohner und die ansässigen Geschäfte dazu stehen.

 

Eure Meinung!

Wie habt Ihr das Nachbarschaftsfest empfunden? Was war gut? Was wünscht Ihr Euch. Nutzt die Kommentarfunktion unter diesem Artikel und schreibt uns Eure Meinung zum Nachbarschaftsfest.

Text: Gastbeitrag

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