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Auf die Plätze, fertig – tauschen!

Sonntag, 14. Oktober 2012 | Text: Aslı Güleryüz | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Am Samstag hat im Bürgerhaus Stollwerck die “1. Swap-Party Kleidertauschbörse für Frauen” statt gefunden. Wir waren für Euch dabei und haben dort auch einige von Euch getroffen.

Als wir um 15 Uhr die 4. Etage des „Stollis“ (wie das Bürgerhaus liebevoll in der Nachbarschaft genannt wird) erklimmt haben, sind wir erst einmal platt – wir müssen nämlich in einer Schlange anstehen! So viel Andrang herrscht an der Kasse und Abgabe der zu tauschenden Kleidungsstücke. Einige Tage zuvor hatte ich noch mit Ulrike Mertens-Steck, der Organisatorin vom Stolli, telefoniert, und sie war sich noch unsicher: “Wir haben zwar jede Menge Flyer verteilt, um die Veranstaltung bekannt zu machen, aber in der Presse stand noch gar nichts darüber. Wir werden uns überraschen lassen von 1 bis 100 Frauen ist alles möglich am Samstag”. Tja, und da standen wir nun in der Warteschlange.

Vor einem knappen halben Jahr kam Klaus Wyschka, der Leiter des Bürgerhaus Stollwerck, mit einer neuen Idee im Gepäck aus Berlin wieder. Er hatte an so etwas ähnlichem wie einer Swap-Party teilgenommen, fand die Idee großartig und wollte das im Bürgerhaus Stollwerck ins Leben rufen. Gesagt, getan und sechs Monate später stehen wir mit sechs rollenden Kleiderstangen und ungefähr sechzig Frauen im lichtdurchfluteten Raum des Bürgerhauses und nippen an unserem Begrüßungsprosecco.

 

 

Die Organisation fluppt und läuft so: Frau zahlt zunächst 5 Euro Eintritt und hat bis zu fünf Kleidungsstücke dabei, die sie tauschen möchte. Den Wert der Stücke schätzt die Modefach-Frau Petra Nova. Die gebürtige Hannoveranerin zog Anfang der sechziger Jahre in das “Swinging London” und war begeistert von Mode, Musik und Lebensstil dort. Die Tochter einer Tanzlehrerin kam zurück nach Deutschland und organisierte 1965 die erste “getanzte Modenschau” Deutschlands! Die Modebranche hatte einen neuen Star, der voller neuer Ideen war. Wenn das nicht die richtige Frau zur Inspektion und Schätzung der angeschleppten Kleidungsstücke ist! Petra Nova schaut sich die Marken der Kleider und ihren Zustand an. Sie markiert die vorgelegten Kleider mit Wertemarken in drei unterschiedlichen Farben: entweder gelb (bis 50 Euro), oder grün (bis 100 Euro) oder rot (bis 150 Euro). Die Kleider werden dann nach Größen sortiert und im großen Raum an den Kleiderstangen der jeweiligen Größe aufgehangen.

Ulrike Mertens-Steck erklärt weiter: “Als erstes soll es Spaß machen! Die Idee stammt aus den USA. ‘Swapen statt Shoppen’ heißt die Devise – also tauschen statt kaufen. Nachhaltigkeit ist uns wichtig, wir wollen, dass Resourcen besser genutzt werden. Das Bürgerhaus Stollwerck ist der richtige Ort dafür.”

Ich höre im Hintergrund Musik, die mich schlagartig in meine Kindheit zurück katapultiert! “Musik ist Trumph”! Kennt Ihr das noch? Ich tänzele zu einer Kleiderstange und sehe einen bunten Rock, der mir gefällt. Daneben hängt eine rote Cordhose. Ein schwarzer Blazer, gleich daneben ein rot-crème-farbener. Lange Röcke, kurze Röcke, Pullis, Jacken, Schuhe, Blusen – es ist alles dabei. Zwischen den Kleidern entdecke ich Anna: “Ich habe in einer lokalen Zeitung über die Veranstaltung gelesen. Die Idee fand ich gut. Man hat ja so viel. Ich bin 63 Jahre alt, da kommt schon etwas zusammen. Und die Kleider, die nicht getauscht werden, werden einer Haiti-Hilfsorganisation für Kinder gespendet. Das ist alles für einen guten Zweck. Meine Kleider sind schon weg und ich habe hier auch eine schwarze Lochstrickjacke gefunden.”

 

 

Gleich neben ihr steht Karin mit ihrer Freundin: “Liebchen, in das Kleid passe ich nicht! Aber das ist ganz toll, von einer Marke aus der Südstadt. Das nehme ich für meine Schwiegertochter mit. Am “Längsten Desch” habe ich einen Flyer in die Hand gedrückt bekommen, und so von dieser Veranstaltung erfahren.”

Auch Jutta hat ein paar Leichen aus ihrem Kleiderschrank gezogen und ihren Weg ins Stollwerck gefunden: “Super Idee! So etwas habe ich mit meiner besten Freundin schon gemacht. Es sind schon ganz geschmackvolle Sachen hier. Ich habe jetzt leider nichts gefunden, was mir gepasst hätte. Aber die Wertemarken kann man auch für die nächste Swap-Party aufbewahren. Vielleicht finde ich ja dann etwas. Und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm”.

Matteo ist von seiner Mutter Marion mitgeschleppt worden und regt gleich ein paar neue Ideen an: “Das könnte man doch auch für Kinder machen. Oder auch Spielsachen! Eine Spielwartentauschbörse”. Das finden wir auch und freuen uns auf die nächsten Swap-Parties im Bürgerhaus Stollwerck.

Text: Aslı Güleryüz

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