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Kultur

Fünf mal 25qm Kunst

Montag, 8. April 2013 | Text: Stephan Martin Meyer | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ein weißer Raum und ein deftiges Buffet, Installationen und viele schwarze Brillen, einige Rauschebärte und diverse Baggy-Jeans, Kostüme und Cordjacken – im Kunsthaus Rhenania findet dieser Tage eine Ausstellung statt, die Kunst und Wirtschaft zusammen auf die Beine gestellt haben.

„25qm white space“ heißt die Veranstaltung, die gestern für geladene Gäste in einer Preview die Pforten öffnete und nur bis Mittwoch zu sehen ist. CREATIVE.NRW, das Cluster der Kultur- und Kreativwirtschaft und die Telekom haben fünf junge Künstler eingeladen, sich auf 25 Quadratmetern und 25 GB Speicherplatz auszutoben. Sie alle beschäftigen sich mit dem Thema Clouds. Das ist der Ansatz. Analoge Kunst meets digitale Medien. An der Schnittstelle von Kunst und Design soll das weitergeführt werden, was analog gezeigt wird.

Ballons, Silizium und Spülmittel

Laura Popplow hat beispielsweise Silizium an Heliumballons aufgehängt. Ein Kilo des Salzes, das meist für Mikroelektronik und Solarzellen verwendet wird, zu einem Klumpen gepresst. Getragen von weißen Ballons, gefüllt mit dem Gas, das die Energie verkörpert, die zur Bereitstellung von Clouds und virtuellem Speicherplatz benötigt wird. Daneben eine weitere Installation von ihr, bei der Luft in aufgehängte Wasserbehälter mit Spülmittel geblasen wird, sobald der Betrachter über den QR-Code auf dem Boden die entsprechende Website aufruft.
 

In fünf Monaten haben die Organisatoren dieses Event auf die Beine gestellt – so wird es in der Ansprache betont, die auf dem Podium vorgetragen wird, während im Hintergrund die Bilder vom Aufbau der Ausstellung durchlaufen. In den Händen der Baggy-Jeans ruhen stilecht Bierflaschen, die Kostüme und Cordjacken trinken Wein. Geklatscht wird auch. Vielleicht sind fünf Monate nicht genug Zeit.

Eisberge im Licht, deftiges Essen im Magen

Eine Installation animiert zu Aktion. Ein Strahler an der Decke beleuchtet ein rotierendes weißes, an einen Eisberg erinnerndes Modell. Auf einem Steuerungskasten davor Knöpfe und eine Kurbel. Start, Load, Fire. Und Kopfhörer. Drehen, drücken, Licht blendet auf. Es kracht. Das wars. Der Künstler hat sich irgendwo versteckt, man muss wohl selber herausfinden, wie die Maschinerie bewegt wird. Und was sie bezweckt.

Die Schlange am Buffet ist lang, alle Anwesenden scheinen ausgehungert zu sein. Von der anstrengenden Zeit der Organisation und des Aufbaus. Schautafeln laden dazu ein, sich weiter zu informieren. Dafür muss man lediglich einen QR-Code abfotografieren und dann auf die Website gehen. Mein Smartphone habe ich vor Kurzem an ein Urban-Gardening-Projekt verkauft, konzentriere mich wieder auf ein Telefon, das die Basics kann. QR-Codes gehören nicht dazu. Also gibt es für mich heute keine Informationen.

Verwirrende Bilder versteckt in einer Wolke

Weiße Papiertrichter an der Decke. Wenn sie sich durch den Luftzug im Raum bewegen, leuchten kleine Lampen in ihnen auf. An der Wand daneben wird der Schriftzug „Wasser“ beleuchtet. Die Luft steht still. Die Trichter auch. Angrenzend erhebt sich ein Kubus, ein Raum im Raum. Darin eine Videoinstallation. Laute Musik aus Kopfhörern, verwirrende Bilder von Haut und Menschen.

Eine Website zu den Projekten gibt es nicht. Lediglich die Cloud. Hier sind Dokumente hinterlegt, Bilder, Erklärungen und Projekte. Den Zugang zur Cloud muss ich mir mangels Smartphone erst erfragen. Analoges Sprechen meets digitale Welt.


Die Raumzeitpiraten erobern sich den Raum zurück

In der hinteren linken Ecke haben sich die Raumzeitpiraten breit gemacht. Licht und Geräusche, rotierende Objekte und Flüssigkeiten. Alles ist mit allem verbunden. Klänge werden aus Licht erzeugt, Licht aus Klängen. Die beiden Künstler Tobias Daemgen und Moritz Ellerich lassen sich durch den Raum, in dem sie ausstellen, jedes Mal neu inspirieren. Und sie sehen ihre Werke nie als vollendet an. Sie schaffen auch hier im Rhenania eine performative Installation, an der sie in den nächsten Tagen weiterarbeiten. Bis die Veranstaltung zu Ende ist. Kunst bekommt hier etwas Organisches, Chaotisches, Ungeordnetes. Sie entwickelt sich in alle Richtungen und hört niemals auf. Daemgen spricht mit mir. Er erzählt von seinem Projekt, will aber keinesfalls, dass ich mich zu sehr von ihm beeinflussen lasse. Lieber solle ich die Spiegelungen, Klänge und Bewegungen auf mich wirken lassen. Er braucht sich nicht verstecken, denn er weiß genau, was er hier tut. Das beeindruckt.

Bis Mittwoch läuft die Ausstellung noch. Zu welchen Zeiten der Raum geöffnet sein wird, ist nicht ersichtlich. Angeblich gibt es Dienstag eine Vernissage für geladene Gäste. Die durch ein Passwort gesicherte Cloud gibt keine weiteren Informationen dazu preis. Fünf Monate sind offenbar zu kurz gewesen. Hauptsache, das Buffet ist aufgebaut. Analoges Essen funktioniert auch in der digitalen Wirklichkeit.
 

Text: Stephan Martin Meyer

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