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Kultur

Sterne, Kamelle & Kunst – Die Wochenend-Freuden 8. – 10. November 2013

Donnerstag, 7. November 2013 | Text: Aslı Güleryüz | Bild: Frank Domahs

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Eine meiner nachhaltigsten und eindrucksvollsten Kindheitserinnerungen wird der Mann auf dem Pferd sein. Zuerst wurden wild Laternen gebastelt, Kerze rein und nix wie hin zu dem Treffpunkt mit dem imposanten Mann auf dem Pferd! Und dann zogen wir auch immer um die Häuser und durch die Läden, sangen schöne Lieder und bekamen Mandarinen, Nüsse und Süßigkeiten für die Ständchen. Nicht wie bei dem neuen Import-Fest Halloween – da bleibt es bei dem hohlen „Süßes oder Saures?“. Was fällt den Kindern denn ein bei ‚Saures’ außer mit Eiern werfen? Dann lieber schief singen! Am Sonntag wird St. Martin auf jeden Fall bei uns in der Südstadt sein. Selbstverständlich mit beeindruckendem Pferd. Letztes Jahr war St. Martin bei unserem Schul-Zug eine Frau. Donnerwetter! Da waren aber alle Kids baff! Noch eine Männer-Bastion, die den vorpreschenden Frauen zum Opfer fällt. Mal sehen, wer da an der Lutherkirche auf dem Pferd sitzt. Um 17 wird im Atrium mit Laterne gesungen & St. Martin reitet ein bisschen im Innenhof. Anschließend gibt es einen Gottesdienst. Dabei wird ein Riesenweckmann herum gereicht mit dem Auftrag, ihn so zu teilen, dass alle etwas abbekommen! Das wird spannend! Ja, und nach dem Gottesdienst gibt es noch einen Weckmann oder eine Weckfrau für die Kids.
Auf einen Termin im Ausland möchte ich bei dieser Gelegenheit noch hinweisen: Am Dienstag findet ein besonderer Martinszug statt, der gerade Flüchtlinge in Köln willkommen heißen will. „Den Mantel teilen“ heißt die Aktion und der solidarische Zug startet um 16:30 Uhr am Roncalli Platz und findet sich um 17:30 Uhr am Alter Markt ein. Wer nicht gerade mit seiner Schule oder seinem Kindergarten um die Uhrzeit unterwegs ist, kann sich gerne dort aktiv zeigen.

Neue Entdeckung
Wisst Ihr, was es Spannendes in der Alteburgerstraße 113 gibt? Das Büro des Allerweltskinos wohnt dort. Die ‚Gruppe Allerweltskino’ entstand und mündete dann in dem gemeinnützigen Verein ‚Allerweltskino e.V.’. Der Verein beschert uns Filme aus anderen Kulturen & Ländern und bringt das Allerweltskino nach Köln. An diesem Wochenende könnt Ihr ein Euch vielleicht schon etwas bekanntes Land von einer anderen Seite kennen lernen. An diesem Wochenende richtet das Allerweltskino zum ersten Mal das Festival „Tüpisch Türkisch“ im Filmhauskino in der Maybachstraße aus. Die Proteste des ‚türkischen Sommers’ liegen noch zu kurz zurück als dass es schon fertige Filme zu dem Thema geben würde. Aber das Festival beschäftigt sich mit Impressionen und Auswirkungen der Proteste. Der zivile Ungehorsam, der sich an einem winzigen Park im Zentrum Istanbuls entfachte, wurde schnell zum Ausdruck der Unzufriedenheit über eine als autoritär und kritikunfähig empfundene Regierung.  Auf die gesellschaftlichen und politischen Defizite machte der Protest im Park aufmerksam. Ich finde besonders interessant die Filmcollage „Every Day I’m Chapuling“. Und auch der Film „My Child“ ist sehenswert: nachdem die türkische Familienministerin Homosexualität 2010 als ‚biologische Fehlsteuerung’ bezeichnete, kämpfen viele mutige Eltern an der Seite der türkischen LGTB (lesbische, schwule, bi- und transsexuelle-Aktivisten) um die Akzeptanz ihrer Kinder.
Ein Stückchen weiter die Alteburgerstraße hoch in Richtung Bayenthal befindet sich die ‚Alteburg’ mit ihrem gemütlichen Biergarten. Am Freitag verwandelt sich das Lokal in ein Theater. Aufgeführt wird „Augenlicht und Heideglück“ – ein Groschenroman mit Musik. Eine kitschige Geschichte um einen überarbeiteten Landarzt wird gesponnen, ungewollt komisch und irgendwie rührend. Der Groschenroman wird musikalisch begleitet, wobei das Repertoire sich von barocken Madrigalen bis zu moderner Popmusik erstreckt. Im Anschluss an das Konzert gibt es ein Freigetränk und die Möglichkeit, sich mit Autorin Wellgunde von Stolzenstein auszutauschen. Freitag, 20 Uhr in der Alteburg. Karten für 15 Euro können beim Friseur Haarem (Ubierring), per Mail an ilkamariabrandt@googlemail.com oder an der Abendkasse gekauft werden.

Stärkung – Grundlage schaffen
In der Epicerie Boucherie ist der Herbst angekommen und hat im Gepäck Spezialitäten aus den Alpen: original Vacherin Mont d’Or, der traditionell im Ofen zubereitet wird, Saucisson, Bayonne Schinken, kleine Kartöffelchen, Salat & Cornichons. Und natürlich: eine traditionelle Tarte aux Pommes. Plätze für diese Soirée (25 Euro pro Person) können telefonisch reserviert werden 31081999 oder per Mail info@epicerieboucherie.de. Freitag, 19 Uhr in der Elsassstraße.
Ein weiteres französisches Lokal lädt am Freitagabend ein: Bei Claude & Dami im L’Apparte findet eine kulinarische Weinprobe statt. Während Ihr das 5-Gänge-Menü genießt, bekommt Ihr von Weinexpertin Conny Gladen von 3 CL ausgesuchte Rosé- und Rotweine serviert. Und musikalische Begleitung von Tom Wirtz und Gitarre gibt es auch noch! Was wollt Ihr mehr? Geschwind solltet Ihr noch einen Platz reservieren, denn die sind begrenzt. 60 Euro inklusive Menü und alle Weine am Freitag, 19:30 Uhr, Telefon 16895199.
Im Weinhaus Süd dreht sich am Samstag, dem ‚Tag der offenen Flasche’ alles um Italien & Spainen. Nils Vahrenwald, sein Team und Vertreter der Weingüter präsentieren ihre Weine, die handwerklich perfekt gearbeitet sind und sich nicht von kurzlebigen Moden beeinflussen lassen. Also, es geht um Originalität und Authentizität. Riesling aus Deutschland und Weine aus Chile werden auch ausgeschenkt. Im Weinhaus Süd (Marktstraße 27), Samstag von 12 bis 18 Uhr, Eintritt frei, mehr Infos telefonisch unter 3797516.
Meine lieben Fashionista-Wochenendfalter, schaut mal in unseren Terminkalender und entdeckt, was am Sonntag um 18 Uhr auf der Alteburgerstraße im Capricorn i Aries, Verlockendes zu sehen ist.
Und für die Schokoladen-Liebhaber-Wochenendfalter unter Euch habe ich auch noch einen besonderen Tipp: Im Vintage findet anlässlich des 20. Geburtstags des Schokomuseums ein Verwöhnbrunch „Time to Chocolate“ am Sonntag statt. Ihr werdet staunen, was es da alles gibt, wenn Ihr einen Blick in unseren Terminkalender werft.
Wer mit dabei sein will, wenn die 5. Jahreszeit in Köln eingeläutet wird, der ist bei uns in der Südstadt goldrichtig. Traditionelle Karnevalsjecke findet Ihr im Mainzer Hof, die Karnevalsdeko steht jetzt schon, verrät Gudrun Goerke! Wer will, der kann am Samstag (!) schon ab 21:30 Uhr einschunkeln: für jedes Kostüm gibt’s ein Kölsch. Vorher noch eine köstliche Stärkung (ab 17:00 Uhr) und dann heißt’s feiern bis die Bude kracht. Und am Montag gibt es ab 11:11 Uhr das volle Programm. Im Chlodwig Eck wird am Sonntag erst Fußball geguckt und dann in den Karneval hineingefeiert. Selbstverständlich stehen alle am 11.11. auch schon um 9:50 Uhr stramm! ‚Der frühe Vogel fängt den Wurm’…. Im Backes wird auch am Sonntag ab 20 Uhr gefeiert: Einsingen mit „Rubbel-die-Katz“. Los geht’s auf die musikalische Zeitreise im Nachkriegs-Köln. Kölsche Texte, kölsche Geschichten, kölsche Originale wie die ‚Müller’s aap’, ‚Kardinal Frings’ und ‚Moby Dick’. Rubbel-die-Katz erinnert an Menschen, Orte & Begebenheiten, die lange zurück liegen, aber längst nicht vergessen sind. Eintritt ist freiwillig.

Pänz, Pänz, Pänz
Zeit ist immer Thema unserer Generation. Ich ertappe mich dabei, wie ich immer öfter sage: „Ich habe keine Zeit“. Ich hetzte mit meiner Familie von Termin zu Termin und bilde mir noch ein, nicht so viele Verpflichtungen zu haben. Es gibt noch Lücken im Terminkalender. Über genau das Thema ‚Zeit’ handelt die Perfomance „play“ von den theater monteuren. Eine junge Frau bringt ihr visuelles Tagebuch mit atemberaubenden Geschichten und verrückten Ideen über die Zeit mit auf die Bühne. Was macht die Zeit mit uns? Was wir mit ihr? Warum haben wir sie manchmal und dann wieder nicht? Was hält ewig? Und wie viel Zeit habt Ihr? Die Performerin Sula Pferdt hat auf jeden Fall 1 Stunde Zeit für Jugendliche ab 12 Jahren im Bürgerhaus Stollwerck am Samstag & Sonntag jeweils 17 Uhr. Eintritt für Jugendliche 10 Euro, für Erwachsene 14 Euro. Tickets können telefonisch reserviert werden unter 0177 9256318.
Für die Kicker-Wochenendfalter gibt es am Samstag die Gelegenheit, den Heimatverein SC Fortuna Köln vs Viktoria Köln live im Südstadion zu sehen. Angepfiffen wird das Spiel um 14 Uhr, Tickets für 12 Euro gibt es an der Staionkasse oder über KölnTicket.

Theater, Theater und mehr
Im Lichttheater Odeon ist am Sonntag wieder Zeit für die Kölsche Filmmatinée. Um 11:30 Uhr wird der Film „Ich möch zo Foß noh Kölle jon“ gezeigt.  Der WDR hat 1988 Willi Ostermann portraitiert. Peter Kaiser, einer der Kameramänner des Filmes, wird zum Filmgespräch anwesend sein. Der zweite Film der Matinée ist das erste TV-Livekonzert der Bläck Fööss aus dem Jahre 1974, ausgestrahlt in der WDR Sendung „Musik Extra 3“. Mehr Infos gibt’s telefonisch unter 313110. Eintritt 6,50 Euro.

Maestro, Musik!
Alpin Müller singt nicht nur als Frontfrau der ‚No Apps’, sondern sie hat auch ihre eigene Formation „Quartett Alpinette“. Die vier Musiker präsentieren ihre Lieblingslieder in neuen Arrangements, ohne Synthesizer oder sonstigen Ballast. Zu hören sind die vier am Freitag im Café Walter an der Bottmühle. Los geht’s um 20 Uhr, Eintritt ist frei.
Am Freitag spielt Flamenco-Legende Rafael Cortés mit seinem Sohn im Rahmen des Musik-Festivals „Musik in den Häusern der Stadt“ des KunstSalon in den Räumlichkeiten des KunstSalon auf der Brüher Straße. Das Konzert beginnt um 20 Uhr, Eintritt 18 Euro, ermäßigt 11 Euro. Weitere Infos zum Programm und Kartenreservierungen gibt’s hier.
Ein außergewöhnliches Konzert findet am Sonntag in der Lutherkirche statt. Musiker aus dem Iran, Norwegen und Schweden haben sich zum ‚Rumi Ensemble’ zusammen gefunden und spielen traditionelle persische Musik. Rumi – auch bekannt als Mevlana – war ein Poet und Mystiker. Seine Gedichte sprechen auch Hunderte von Jahren nach seinem Tod die Menschen an. Geboren wurde Rumi 1207 in Afghanistan und verstarb 1273 in der Türkei. Schon zu Lebzeiten beschäftigte sich der Gelehrte mit dem Sufismus und erlangte große Berühmtheit. Nach ihm ist der Mevlevi-Derwisch-Orden benannt. Sonntag, 20 Uhr in der Lutherkirche, Tickets im VVK 22 Euro plus Gebühren, 25 Euro an der AK.

Die schönen Künste
Am Samstag wird in der Galerie Werner Klein die Ausstellung „Heinrich Küpper – Farbe – Zeichnungen“ eröffnet. Im September 2009 feierte Küpper seinen 90. Geburtstag und sagte zu einem Freund mit Blick auf seine farbigen Pastellkreidezeichnungen: „Es gibt so viele Möglichkeiten“. Einen Monat später starb Heinrich Küpper. Genau diesen farbigen Arbeiten aus den letzten 10 Jahren Küppers widmet die Galerie Klein die Einzelausstellung. Küpper hat bis zuletzt gezeichnet. Gerne bunt und mit Pastellkreide & Bleistift. Vernissage am Samstag, 15 – 19 Uhr, Galerie Werner Klein. Mehr Infos telefonisch unter 2585112.
Direkt nach Eurem Besuch der Vernissage, könnt Ihr nahtlos in die 13. Kölner Museumsnacht durchstarten. ‚Kunst und mehr erleben’ lautet das Motto, unter dem Kunst auf Musik trifft, 43 Museen und Kunstorte miteinander Verbunden werden, Lesungen,  Zusatzführungen & Performances statt finden. Es gibt vier Bus-Shuttletouren, die Euch bequem von einem Veranstaltungsort zum nächsten bringen. Hier findet Ihr die Süd-Tour. Los geht’s am Samstag um 19 Uhr und Ihr macht durch bis 3 Uhr morgens.
Und passend zum Ereignis wird in der Michael Horbach Stiftung am Sonntag die neue Ausstellung „Che Guevara. Fotografien der Revolution“ eröffnet. Kuba? Da denkt man doch sofort an Zigarren & den charismatischen Che. In der Ausstellung werdet Ihr rund 100 ausgewählte Fotografien aus der Sammlung des Wiener Fotografen Christian Skrein sehen, der rund 4500 Bilddokumente der Revolution zusammengetragen hat. Am Sonntag um 16 Uhr in der Michael Horbach Stiftung in der Wormserstraße.

Der November ist dieses Jahr voller enorm spannender Ereignisse. Mein Highlight an diesem Wochenende ist zweifelsfrei der Mann auf dem Pferd und das Filmfestival Tüpisch Türkisch. Und was macht Ihr? Genießt das Wochenende! Wir hören uns nächstes Wochenende. Erholt Euch bis dahin, Eure Asl?.

 

PS: Noch viel mehr Termine des Wochenendes findet Ihr übrigens in unserem Terminkalender

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Text: Aslı Güleryüz

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