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Politik

Kapitänsclub Ahoi! – Der Kommentar

Freitag, 8. November 2013 | Text: Judith Levold | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Die Pressekonferenz lässt einen ratlos zurück – wozu sollte sie dienen? Zumindest nicht dazu, die Öffentlichkeit an einem Prozess teilhaben zu lassen, der immerhin den Verkauf des ältesten Gebäudes im Innenstadthafen zum Inhalt hatte.

 

Die HGK (Häfen und Güterverkehr Köln AG), eine Tochter des Stadtwerke Köln Konzerns, der wiederum der Stadt Köln gehört, hatte ins alte Hafenamt geladen. Seit 1898 steht der heute denkmalgeschützte Bau dort und ist seit gut zwanzig Jahren Hauptverwaltungssitz der HGK. Nun zieht die Verwaltung weg vom Rhein, nach Braunsfeld. Das eigene Haus sei ihr zu teuer geworden, man verkaufe es „in gute Hände!“

 

Und somit verlässt der letzte der ursprünglichen Nutzer das Hafen-Areal. Voilá, das Quartier ist endlich konsequent gentrifiziert. Vorstandssprecher Horst Leonhardt gibt sich bescheiden: „Dieser inzwischen teuerste Bürostandort in Köln ist nichts für ein Logistikunternehmen, das wir sind.“ Nicht ohne Emotionen gehe der Auszug vonstatten, schließlich habe er als Mitarbeiter der ersten Stunde hier in traditioneller Umgebung gearbeitet, das Gebäude sei eines der schönsten im Hafen und überdies als Landmarke jedem Kölner bekannt.

 

Doch das Ganze folge einer inneren Logik: Man habe die Entwicklung des Rheinauhafens als Hafen-Eigentümer begonnen, diese sei nun bis Jahresende komplett abgeschlossen, und demnach verlasse man jetzt als Letzter das Areal. Das vor 13 Jahren von der HGK aufwändig sanierte und mit einem modernen Verbindungsbau ausgestattete Gebäude-Ensemble (Hafenamt mit Turm und benachbarter Lokschuppen) wechselt also den Besitzer, über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart, und die Verhandlungen sind -bereits seit gut einem Jahr- im Verborgenen geführt worden. Transparenz sieht anders aus.

Aber Käufer Michael Zimmermann freut sich, „dass wir so vertrauensvolle Gespräche geführt haben und dabei auch unter uns geblieben sind.“ Der Architekt, dem das Gebäude sehr am Herzen liege, da er mit diesem Haus das letzte sowie seinerzeit mit dem KAP am Südkai auch das erste Entwicklungsprojekt im Rheinauhafen bearbeite, will baulich massiv und mit 3-4 Millionen Euro eingreifen, um vor allem den Verbindungs-Neubau nach seinen Vorstellungen von modernen Büros umzugestalten: gläserne Innenfassaden, ein Open Space zum Arbeiten in den gemeinsam genutzten Innenhofbereich und Foyer sowie Lounges und Besprechungsräume to share entsprächen dem Zeitgeist und dem, was kleinere, aber erfolgreiche Unternehmen brauchten.

 

Denn einzigartig im Rheinauhafen seien die kleiner dimensionierten Flächen im Haus, überall sonst gebe es eben nur sehr große Büroflächen, die mancher gar nicht brauche. Auch das eigene Arbeitszimmer als Chef seines Architekturbüros hat er schon optioniert: mit Blick auf Yachthafen und Dom. Und er bringt natürlich Freunde mit, vom KAP und anderswo – „Wir haben einen Stand von etwa 50% Vorvermietung. Etwa zehn bis fünfzehn Unternehmen werden hier Platz finden. Aber das muss natürlich zusammen passen, wir sind so etwas wie ein Kapitänsclub!“

 

Auf die Frage, ob in den Verkaufsüberlegungen bei der HGK je der Bau von Wohnungen eine Rolle gespielt habe, schließlich habe man in Köln keinen Mangel an Büroraum, an Wohnraum -vor allem bezahlbarem- jedoch schon, kam die Antwort von HGK-Vorstand Horst Leonhardt wie aus der Pistole geschossen: „Nein!“ Und die Begründung gleich hinterher: „Das ist mit dem Denkmalschutz relativ unmöglich!“ Relativ kölsch, das Ganze.
 

Text: Judith Levold

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