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Umwelt

Das nördlichste Reisfeld Europas

Donnerstag, 28. August 2014 | Text: Tamara Soliz | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

„Neuland“ nennt sich seit drei Jahren die Brache auf dem Gelände der ehemaligen Dom-Brauerei. Zwischen Südstadt und Bayenthal wachsen Reis, Tomaten und Blattsalat, aber auch Visionen wie eine Stadt in der Zukunft zusehen könnte. Kurz vor dem Geburtstag haben wir mit der Journalistin und Mitbegründerin von Neuland Doro Hohengarten gesprochen.

 

Doro, die Gartensaison ist auf dem Höhepunkt angelangt. Was kann man im Moment im NeuLand-Garten ernten?
NeuLand steht in voller Pracht. Zurzeit sind Möhren, rote Beete, Mangold und viele Tomaten reif. Überrascht sind wir von den Korona-Erdbeeren – die haben von Mai bis jetzt geblüht und tragen immer noch Früchte. Große Erfolge verzeichnen wir auch im Obstbau: Einer der jungen Bäume, die wir letztes Jahr selbst veredelt haben, kann bald abgeerntet werden. Es handelt sich um drei Äpfel…

Gibt es Probleme wegen des Wetters?
Bei Starkregen ist unsere Fläche in letzter Zeit einige Male richtiggehend abgesoffen – dann rauscht das Wasser im Bach in die Grube an der Alteburger Straße. Der Gießdienst fällt derzeit flach, schön für uns Gärtner, aber den Pflanzen fehlt die Sonne. Die Kürbisse wachsen zwar recht gut, liegen aber häufig in der Nässe – hoffentlich faulen die nicht.

Kann man ein echtes gärtnerisches Highlight benennen?
Wir haben in unserem Gemeinschaftsgarten das, soweit wir wissen, nördlichste Reisfeld Europas. In einer Pflanzkiste, die wir mit wasserdichter Folie ausgeschlagen haben, gedeihen die Setzlinge überraschend gut. Dank des Regens stehen sie eigentlich immer in Wasser und trotzen sehr robust den vorherrschenden Temperaturen, die ja alles andere als südostasiatisch sind. Außerdem haben wir einen Rundbau aus Estrichgitter und Folie mit Erde befüllt und auf unterschiedlichen Ebenen Saatkartoffeln eingesetzt. Die Triebe wachsen durch Löcher in der Folie nach außen. Wir sind sehr gespannt auf das Ergebnis dieses Experiments. Klappt es, können wir auf einer minimalen Fläche viele Kartoffeln ziehen.

Was ist im Vergleich zur Vorsaison neu im Garten?
Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal an den Wochenenden ein Mitmach-Kaffee- und Kuchenbüffet angeboten. Das ist an den sonnigen Samstagen und Sonntagen sehr gut angekommen – bei Gärtnerinnen und Gärtnern genauso wie bei Gästen. Absolute Renner waren die NeuLand-Pizzen, die wir immer wieder in unserem Lehmofen backen – zum Beispiel auch am kommenden Sonntag beim Sommerfest. Der Geheimtipp als Belag sind Schmand und Salbei. Absolut köstlich. Neuerdings backen wir in dem Ofen auch Brot. Die Idee, die dahinter steckt, ist alt: Früher gab es in vielen Dörfern Backhäuser, in denen die Leute ihr eigenes Brot backten. Das sparte nicht zuletzt Energie. Diese Tradition möchten wir auf NeuLand wieder aufgreifen. Rein optisch haben wir unseren Gemeinschaftsgarten beinahe parkähnlich mit über 700 Quadratmetern gespendetem Rollrasen aufgewertet.

Im ersten Jahr Experiment, im zweiten stark gewachsen: Ist der NeuLand-Garten im dritten Jahr seines Bestehen fest in der Stadtgesellschaft verankert?
Ja und nein. Unser Bekanntheitsgrad in der Nachbarschaft und auch darüber hinaus ist enorm. Wir erfahren auch viel Zustimmung. Schulklassen besuchen uns und nehmen an Workshops teil. Derzeit entwickeln wir Bildungsmodule zu Gemüsesorten, Klima, Insekten – und 4. Klassen dürfen sie bei kostenlos ausprobieren. Viele Firmen nutzen unseren Garten als Ort, um Freiwilligenarbeit zu leisten. Dabei stoßen wir auf viel Begeisterung. Wir gärtnern mit Behinderten, alten und sehr jungen Menschen. Für das kommende Jahr haben wir uns zum Ziel gesetzt, noch mehr Leute für die Mitarbeit zu gewinnen. An manchen Tagen sind wir da nicht optimal aufgestellt. In echt: Wir freuen uns sehr über Menschen, die in der Gemeinschaft mitgärtnern möchten. Und das wollen wir demnächst mit einem neuen Konzept erleichtern.

Wie soll denn das „neue“ NeuLand aussehen?
Wird noch nicht verraten.

Was war sonst noch los in diesem Jahr?
Gemeinsam mit vielen anderen und vor allem dem Bürgernetzwerk Südliche Innenstadterweiterung, das wir mitgegründet haben, konnten wir NeuLänder den Bau des Justizzentrums auf unserem Gartengelände verhindern. Die Pläne des Landes waren absurd. Allein das Parkhaus sollte die gesamte Fläche unseres Gartens einnehmen. Die Pläne sind endgültig vom Tisch. Jetzt bereiten wir uns auf die Teilnahme an dem Bürgerbeteiligungsverfahren vor, das die Stadt für die Entwicklung des Sanierungsgebietes zwischen Südstadion über den Großmarkt bis zum Rhein anstößt. Wir wollen erreichen, dass das Thema Urban Gardening zwischen den künftigen Wohn- und Bürohäusern auf dem 115 Hektar umfassenden Areal eine möglichst große Rolle spielt.

Aber jetzt wird erstmal gefeiert…
Ja, wir laden ganz Köln ein zu unserem großen Sommerfest am Sonntag, 31. August, ab 14 Uhr in unserem Garten, Schönhauser Straße/Ecke Alteburger Straße. Es gibt unsere leckere Pizza, etliche Workshops, an denen man teilnehmen kann, und ab 18 Uhr sehr gute Live-Musik. Wir bieten wieder den Honig von unserem NeuLand-Bienenvolk an, die Kräuter AG ist auch mit einem Stand vertreten, und abends spielen mehrere Bands Live-Musik. Kurz und gut: Das wird glaube ich ein rundum gelungenes Fest.
 

Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

 

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Der direkten Draht zu Neuland finden Sie hier.

 

Sommerfest bei Neuland am 31.08.2014 von 14:00 bis 18:00 Uhr

Text: Tamara Soliz

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