×
In eigener Sache

Dir gefällt unsere Arbeit?

meinesuedstadt.de finanziert sich durch Partnerprofile und Werbung. Beide Einnahmequellen sind in den letzten Monaten stark zurückgegangen.
Solltest Du unsere unabhängige Berichterstattung schätzen, kannst Du uns mit einer kleinen Spende unterstützen.

Paypal - danke@meinesuedstadt.de

Aufgeschnappt: Antiquariatstage in der Mainzer Straße +++ Chlodwigplatz im Weihnachtsglanz +++ Start frei für die Glühweinwanderung 2024 +++

Kultur

Die Bilder starren einem entgegen

Dienstag, 9. September 2014 | Text: Nora Koldehoff | Bild: © Lee Friedlander

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Sieben Jahre lang bereitete Thomas Zander die aktuelle Ausstellung in seiner Galerie in der Schönhauser Straße vor, weit länger als die meisten anderen. Diesmal nämlich zeigt er ausnahmsweise nicht nur Fotografie, sondern stellt Arbeiten des Fotografen Lee Friedlander filigranen Zeichnungen des Malers Pierre Bonnard gegenüber.

Was verbindet den amerikanischen Fotografen, der seine fotografische Karriere in den vierziger Jahren begann mit dem im neunzehnten Jahrhundert geborenen französischen Maler, der als antimodern galt und über den Picasso befand, man dürfe im zwanzigsten Jahrhundert nicht mehr so malen wie Bonnard?

Für Galerist Thomas Zander liegt das auf der Hand: die skizzenhaft flüchtigen Zeichnungen Bonnards muten wie Wegbereiter der Street-Fotografie an, zu deren Pioniere Friedlander gehörte. Mehr noch – zur damaligen Zeit waren die Skizzen den Fotografien an Schnelligkeit weit voraus, weil die Digitalfotografie noch in weiter Ferne lag.
Bonnard begann um die Jahrhundertwende selbst, sich für die Arbeit mit der Kamera zu begeistern, doch die schnellen Notate, auf deren Grundlage er im Atelier Gemälde erstellte, waren zeichnerische, gleichsam wie gezeichnete Schnappschüsse anmutend.

 

Lee Friedlander, West Texas, 1997, Silbergelatineabzug, 24 x 20 inch / 61.0 x 50.8 cm / © Lee Friedlander, courtesy Galerie Thomas Zander, Köln und Fraenkel Gallery, San Francisco

Im Dialog mit den Zeichnungen Bonnards stehen Fotos des Street-Fotografie-Pioniers Lee Friedlander. In diesem Fall aber nicht die Straßenszenen, mit denen er weltberühmt geworden ist, sondern mit Landschaftsaufnahmen, Detailansichten von Bäumen und Geäst, die in ihrer filigranen Komposition wiederum an Zeichnungen erinnern.

Zwei Zitate der beiden Künstler, die an einer der Galeriewände zu lesen sind, spiegeln ihre Geistesverwandtschaft wider – obwohl sich beide nie kennenlernten.
„Das Zeichnen ist Empfindung. Die Farbe ist Überlegung.“ (Pierre Bonnard)
„Die Vielfalt der Gefühle bei dem, was ich tue, fasziniert mich. Als Fotograf plane ich nicht voraus. Ich sehe ein Bild, und dann mache ich es. Wenn ich könnte, würde ich meine gesamte Zeit draußen verbringen. Man muss nicht auf die Suche nach Bildern gehen, Material gibt es reichlich. Man geht hinaus, und die Bilder starren einen an.“(Lee Friedlander)

 

Central Park Zoo, New York, 1967 (Silbergelatineabzug). Aus dem Double Elephant Portfolio 15 Photographs / © The Estate of Garry Winogrand, courtesy Frankel Gallery, San Fransisco und Galerie Thomas Zander, Cologne

Die zweite Etage im Obergeschoss der Galerie schlägt dann wieder den Bogen zur klassischen Straßenfotografie. Vier Portfolios, 1973/74 von Lee Friedlander in limitierter Auflage für den New Yorker Verlag ‚Double Elephant‘ herausgegeben, zeigen jeweils fünfzehn großartige Fotos der amerikanischen Fotogeschichte. Die Fotografen Manuel Álvarez Bravo, Walker Evans, Garry Winogrand und Lee Friedlander selbst stellten dafür eine Essenz ihrer Arbeit zusammen. Als die Fotografie sich in den 1960er Jahren erst als eine eigene Kunstform durchsetzen musste, entwickelten sich schnell zwei gegensätzliche Schulen. Anders als bei der auf Effekt und Inszenierung aufgebaute Studiofotografie, erkannte die Street Photography die Besonderheiten des normalen, alltäglichen Lebens.
Friedlander, der Walker Evans als Vorbild betrachtete, stellte die Differenzierung zwischen Dokumentarfotografie und kreativer Fotografie in Frage. Er baute in seine Bilder nicht selten Eigenheiten ein, die Kollegen als Bildfehler benennen würden. So zeigt eines der bekanntesten Bilder aus Friedlanders Portfolio den Schatten des Fotografen auf dem Pelzmantel der vor ihm gehenden, abgelichteten Frau.
Viele der in Köln gezeigten Aufnahmen sind heute Ikonen der Fotogeschichte.

 

 

 

Ausstellung bis zum 01. November 2014 zu sehen.

Galerie Thomas Zander
Schönhauser Str. 8, 50968 Köln

 

LEE FRIEDLANDER Photographs
PIERRE BONNARD Drawings

DOUBLE ELEPHANT 1973-74
Manuel Álvarez Bravo
Walker Evans
Lee Friedlander
Garry Winogrand
 

 

Titel Foto: New York City, 1966 (Silbergelatineabzug). Aus dem Double Elephant Portfolio 15 Photographs. / © Lee Friedlander, courtesy Galerie Thomas Zander, Köln und Fraenkel Gallery, San Francisco

 

Text: Nora Koldehoff

In eigener Sache

Dir gefällt unsere Arbeit?

meinesuedstadt.de finanziert sich durch Partnerprofile und Werbung. Beide Einnahmequellen sind in den letzten Monaten stark zurückgegangen.

Solltest Du unsere unabhängige Berichterstattung schätzen, kannst Du uns mit einer kleinen Spende unterstützen.

Paypal - danke@meinesuedstadt.de

Artikel kommentieren

Ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen. Ich stimme zu, dass meine Angaben und Daten zur Beantwortung meiner Anfrage elektronisch erhoben und gespeichert werden. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an kontaktnoSpam@meinesuedstadt.de widerrufen.

Meine Südstadt Partner

Alle Partner

Meine Südstadt Service


Parkstadt Süd

Parkstadt Süd – Info-Homepage der Stadt ist online

Eifelwall wird für Autoverkehr gesperrt

Parkstadt Süd: Stadtteilbüro öffnet

Aufgeschnappt

Antiquariatstage in der Mainzer Straße

Chlodwigplatz im Weihnachtsglanz

Start frei für die Glühweinwanderung 2024

Die Südstadt auf Instagram.