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Kultur

Die Herbergssuche endete im Paradies – Unterschlupf aber kein Obdach

Dienstag, 23. Dezember 2014 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Auch 2000 Jahre später sind Maria und Josef auf dem Wohnungsmarkt praktisch chancenlos. Das fängt ja schon mit ihrem einigermaßen ungeklärten Status an. Flüchtlinge, unerlaubt eingereist. Frau allerdings schwanger, darf also nicht abgeschoben werden. Ein Krippenspiel der ziemlich anderen Art im ParaDies-Garten am Eifelwall verknüpfte die weihnachtlich-biblische Herbergssuche mit aktuellen Ereignissen. Schon bei der Einlasskontrolle vor dem Paradies geraten Maria und Josef in Schwierigkeiten. Papiere? Leider nicht in der gewünschten Form vorhanden. Anruf des „Kontrollbeamten“ bei der Gebäudewirtschaft: „Hörens, isch han hier so‘n Marieschen. Die is schwanger.“ Schweigen. „Das Kind ist nicht von mir“, versichert Josef. Schlüssig erklären kann er die Hintergründe der Zeugung allerdings auch nicht: „Die ist abends schlafen gegangen. Und am nächsten Morgen war sie schwanger.“ Nach langem Hin und Her schließlich die Lösung für das Paar auf der Schwelle zum ParaDies. Maria und Josef schwören auf die Bild-Zeitung und erhalten Einlass.

 

 

Und 50 Besucherinnen und Besucher des Krippenspiels. „Alles Verwandte?“, fragt der Einlasskontrolleur. „Alles Verwandte“, versichert Maria.
Angekommen im Paradies ergeht es dem wohnungssuchenden Paar allerdings auch nicht besser. Ein reicher Mann hat Sorge um seine  fünf Schlafzimmer und verweigert Maria und Josef den Zutritt. Das Publikum hingegen wird verwöhnt. Jeder bekommt einen Calvados. Bis auf die schwangerschaftsabstinente Maria: „Danke, ich darf nicht.“ Nach einer Odyssee durch den ParaDies-Garten findet das heilige Paar schließlich doch noch eine Bleibe. Wenn auch kein Dach über dem Kopf. Die Unterkunft ist eine der Behausungen, die vor zwei Jahren dem verheerenden Feuer im ParaDies zum Opfer gefallen sind.

Ketan (Foto unten), der Gründer des ParaDies-Gartens, hat zusammen mit seinem Sohn Jonas, der vorübergehend in das ParaDies eingezogen ist, ein adventliches Programm präsentiert und präsentieren lassen. Jeder konnte während der vergangenen vier Wochen mit seinen Talenten das kulturelle Angebot im ParaDies bereichern. Höhepunkte waren die abendlichen Lesungen aus dem Buch „Der Prophet“ von Kahlil Gibran.


Nach dem Krippenspiel ziehen alle in das „WinterTheater“, das für das Adventsprogramm gebaut worden war. Das Dach fehlt zwar noch, aber Ketan ist bis auf Weiteres zufrieden: „Ich danke allen, die diesen verrückten Traum hier unter der Eiche ein WinterTheater zu bauen bis hierher möglich gemacht haben! Es ist ein phantastischer Raum geworden.“ Dann beginnt die Lesung. Und die enthält eine weihnachtliche Botschaft, die man so auch noch nicht gehört hatte: „Geht auf Eure Felder und in Eure Gärten. Ihr könnt lernen, dass die Freude der Biene darin besteht, Honig von den Blüten zu sammeln. Aber es ist auch die Freude der Blüte, der Biene ihren Honig zu geben. Und für die Biene ist die Blüte ein Brunnen des Lebens, und für die Blüte ist die Biene ein Bote der Liebe. Für beide, Biene wie Blüte, ist das Empfangen von Freude ein Bedürfnis und Ekstase. Menschen, seid in Euren Freuden wie Blüten und Bienen.“ Frieden auf Erden. Musikalischer Ausklang im ParaDies. Frohes Fest.
 

Text: Stefan Rahmann

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