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Kultur Politik

Vom Bohren dicker Bretter

Freitag, 27. Februar 2015 | Text: Reinhard Lüke | Bild: Anna Ditges

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Machen wir uns nichts vor. Viele Produktionen, die sich anschicken, die Aktivitäten irgendwelcher Bürgerinitiativen mit der Kamera zu begleitet, sind gut gemeint, aber ebenso unersprießlich wie unansehnlich. Meist sind die Filmemacher viel zu nah dran (wenn nicht selbst Teil der Bewegung) und unterteilen die beteiligten Personen und Institutionen setzkastenartig in gute und böse. Woran sich auch Laufe der Filme nichts ändert, die letztlich ungefähr so spannend sind, als würde man einer frisch gestrichenen Wand beim Trocknen zusehen. Und die Binse, dass auch ein guter Dokumentarfilm in erster Linie von Bildern und nicht von vorgetragenen Meinungen lebt, gerät dabei oft gänzlich aus dem Fokus.

Diese Dokumentation von Anna Ditges hingegen ist kein bebildertes Flugblatt sondern ein Film. Über zwei Jahre lang hat sie die Diskussionen um die Entwicklung des Ehrenfelder Helios-Geländes begleitet. Das ist jenes, von allerlei Kleinbetrieben genutzte,  Areal zwischen „Cinenova“ und „Underground“ mit dem weithin sichtbaren Leuchtturm, den die Helios AG,ein Betrieb für Licht- und Telegraphenanlagenbau, einst als Wahrzeichen auf ihr Firmengelände setzte. 2008 erwarb eine Investorengruppe, der auch Paul Bauvens-Adenauer gehört, das Gelände vom privaten Eigentümer. 2010 kündigten die neuen Besitzer an, auf dem Helios-Gelände ein großes Einkaufszentrum bauen zu wollen. Woraufhin sich sofort Protest unter de Anwohnern regte, der schließlich zur Gründung der Bürgerinitiative „BI Helios“ führte.

 

Der Film beginnt mit der ersten Versammlung der Widerständler, der während der nächsten zwei Jahre noch viele weitere folgen. Schon bald wird deutlich, dass auch unter den Gegnern der Shopping-Mall nicht unbedingt Einigkeit hinsichtlich alternativer Modelle herrscht. Wo manche das ganze Areal für einen Park und Urban Gardening nutzen wollen, sind andere für die Schaffung von günstigem Wohnraum, gemischt mit Handwerksbetrieben und kulturellen Einrichtungen. Gegen solch idealistische Pläne stehen die Interessen der Investoren, aber auch die Regularien von Politik und Verwaltung, in die sich die Mitglieder der BI erst mühselig einarbeiten müssen.

 

Was versteckt sich etwa hinter dem Wortungetüm eines „moderierten Verfahrens zur vertieften Bürgerbeteiligung“ und wie und wann kommt eigentlich ein Bebauungsplan zustande?  Aller Probleme zum Trotz endet der Film endet mehr oder minder mit einem Happy End, weil sich irgendwann das Schulamt der Stadt ins Spiel brachte, um auf dem Helios-Gelände eine Inklusive Schule in Zusammenarbeit mit der Uni Köln zu errichten. Womit zumindest die Shopping-Mall verhindert wurde. Aber ob diese Lösung jedoch, so sie denn irgendwann Wirklichkeit werden sollte, für das darbende Ehrenfeld die beste aller denkbaren Lösungen wäre, steht dahin.

Auch Autorin und Regisseurin Anna Ditges (Bild Rechts/ Foto: Ela Mergels) hält sich in ihrem Film diesbezüglich wohltuend zurück. Vielmehr lebt ihr Film davon, Beteiligte aller Seiten einzeln oder in Gruppen zu Wort kommen zu lassen, um ihre Sicht der Dinge darzulegen. Das gilt für die verschiedenen Interessen-Gruppen der BI, den jovialen Bezirksbürgermeister, Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes und nicht zuletzt für Paul Bauwens-Adenauer, der hier immer wieder bereitwillig Rede und Antwort steht. So wie der Mann dankenswerterweise keinen Hehl daraus macht, dass er mit dem Gelände in erster Linie Geld verdienen will, inszeniert ihn der Film aber auch nicht -was ein Leichtes gewesen wäre- als skrupellosen Großkapitalisten. Anna Ditges stellt manchmal Fragen aus dem Off, enthält sich aber jeden Kommentars, sondern zeigt sich in erster Linie als neugierige Beobachterin und beweist dabei ein sicheres Gespür für Bilder und Dramaturgie. 

 

Schon der Vorspann wartet mit sinnfälligen Einstellungen auf, denen im Laufe des Films noch unzählige folgen. Zudem wechselt die Montage souverän zwischen eher nüchtern informativen und emotionalen Sequenzen, in denen etwa Handwerker und Einzelhändler um ihre Existenzen fürchten, ganz gleich, was letztlich aus dem Helios-Gelände werden wird. Dass Ditges, verantwortlich für Buch, Kamera, Regie und Schnitt, diesen Film quasi als Ein-Frau-Unternehmen realisiert  und die 90minütige Endfassung aus 180 Stunden Material montiert hat, ist eine Bravourleistung erster Güte. Nicht kann ihr ebenso informativer wie kurzweiliger Dokumentarfilm als eine Art Lehrstück für andere Projekte wie etwa die demnächst anstehenden Nutzungspläne für das Großmarkt-Gelande im Kölner Süden dienen.

„Wem gehört gehört die Stadt?“ läuft am Sonntag (1.3.) um 11 Uhr 30 in Anwesenheit von Anna Ditges im Odeon und ansonsten täglich im Cinenova in Ehrenfeld 

Text: Reinhard Lüke

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