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Kultur

„Jetzt realisieren wir unseren Traum“

Sonntag, 8. März 2015 | Text: Alida Pisu | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Das Kölner Performance Netzwerk Acting Accomplices vereint Schauspieler, Dramaturgen, Kostüm- und Bühnenbildner ebenso wie Musiker und Designer. Erst 2011 unter der künstlerischen Leitung von Thomas Ulrich gegründet, hat das Netzwerk sich bereits einen Namen gemacht. Und etliche Auszeichnungen erhalten. So gewann „Der Freund krank“ den Kölner Theaterpreis 2014 und die Brüder Jean Paul und Jonas Baeck konnten sich auch noch über den Kölner Darstellerpreis 2014 freuen.
Meine Südstadt traf sich mit zwei Akteuren aus „Der Freund krank“, mit Jonas Baeck, Gründungsmitglied der Gruppe und Lisa Bihl.  

Meine Südstadt: Warum sind Sie Schauspieler geworden? Was hat sie an dem Beruf gereizt?
Lisa Bihl: Ich kann nichts anderes so speziell und selbstbewusst tun, wie das, was ich tue.

Also pure Verzweiflung???

Lisa Bihl: Nein, gar nicht. Als Kind habe ich schon gespielt. Oh, jetzt muss ich weit ausholen. Im Kindergarten habe ich mal eine Rolle bekommen, ich hatte die Hauptrolle und war ein Bär in einem Weihnachtsstück. Es gab immer Honig und bei den Proben durfte ich mit den Fingern in ein Honigglas und das dann abschlecken. Ich bin mir todsicher, dass es das richtige Konditionierungsprogramm war, um Schauspielerin zu werden! So fing es an, das war meine erste Spielerfahrung. Und ab da ging es immer weiter.

Jonas Baeck: Ich mache es kurz und zitiere Friedrich Schiller: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Mehr will ich dazu gar nicht sagen. Mich macht das einfach nur glücklich. Ob das mit dem Geld immer so hin haut, egal.

Lisa Bihl: Geht mir auch so. Ich kann mir keinen anderen Beruf vorstellen, der mich so erfüllen, wach halten und in dem ich mit mir so zufrieden sein könnte.

Jonas Baeck: Ja, zufrieden mit sich zu sein, ist das Größte, was es gibt.

Sie sind Mitglieder des Kölner Performance Netzwerkes Acting Accomplices. Was macht die Gruppe so besonders?
Jonas Baeck: Das Interessante an ihr ist, dass sich einige ihrer Mitglieder schon sehr lange kennen und miteinander arbeiten. Mein Bruder Jean Paul und ich haben angefangen, mit Thomas Ulrich Theater zu machen, als wir 18 Jahre alt waren. Wir waren eine freie Jugendgruppe, sind dann auf die Schauspielschule gegangen und als wir uns 2011 in Köln wiedergesehen haben, da hieß es: „Kommt, jetzt realisieren wir unseren Traum.“ Denn das wollten wir von Anfang an, dass wir mal ein eigenes Theater haben. Und dafür haben wir uns auch entschieden. Dann kamen ganz viele Leute dazu. Beispielsweise unser Sounddesigner Julius Richter, oder Studenten von KISD, der Design-Uni, die unser Bühnenbild gebaut haben. So ist 2011 unser erstes Stück entstanden, „Leere Stadt“.

Das Ensemble hat bisher sehr unterschiedliche Stücke gespielt. Nach „Bunberry“, einer Komödie von Oscar Wilde, nun dieses gesellschaftskritische Epos „Der Freund krank“. Wie suchen Sie die Stücke aus?
Lisa Bihl: In der Regel kommt das von unserem künstlerischen Leiter Thomas Ulrich. Obwohl es auch vorkommt, dass jemand auf uns zukommt und fragt, ob wir das gestalten möchten. Es ist beides, was ich auch schön finde. Wenn man jetzt sagt, wir spielen nur die Sachen, die uns selbst interessieren, könnte es sehr einseitig werden. Dadurch, dass von außen auch mal Anfragen kommen, ist man gefordert. Ich glaube, „Bunbury“ ist ein Stück, auf das wir von selbst nicht gekommen wären. Es war eine super Herausforderung. Wir kommen damit in die dritte Saison, haben schon 70 – 80 Vorstellungen gehabt. Da wären wir von alleine nicht drauf gekommen. Aber was wir uns dann ausgesucht haben, hätte uns auch nie jemand angeboten. Und damit haben wir den Theaterpreis gewonnen!

Warum ausgerechnet „Der Freund krank“?
Jonas Baeck: Der Hinweis kam von unserer hervorragenden Dramaturgin Sarah Youssef, die mit Stockmann, dem Autor, auch schon gearbeitet hat. Sie hat uns das mal zum Lesen gegeben.

Lisa Bihl: Und ich dachte: „Was ist das denn?“

Jonas Baeck: Dachte ich auch. Und darauf konnte man gut aufbauen. Ich arbeite ja seit über zehn Jahren mit Thomas zusammen und er hat die enorme Stärke, wahnsinnig tief in die Materie einzusteigen. Er liest ein Stück mindestens 150 Mal sehr genau. Bei „Der Freund krank“ war er so gerüstet für die Schlacht, dass er…, ja wie soll man das sagen, Lisa???

 

Lisa Bihl: Es lag mir vorhin auf der Zunge. (Lacht) Wenn ich bei einem Stoff merke, der ist komisch, den kapiere ich nicht beim ersten Lesen, gibt es mir Sicherheit, wenn ich weiß, der Regisseur hat das schon aufgesogen, der kann einen füttern. Es gibt so Regisseure, die einen als Tanksäule benutzen. Ich finde es furchtbar, wenn ich merke, der weiß gar nicht, was er will und setzt voll auf mein wahnsinniges Kreativsein.

Jonas Baeck: Thomas weiß, was ihn interessiert. Er weiß nicht, wie der Abend aussehen wird, das entsteht in der Zusammenarbeit. Aber er weiß, was ihn interessiert. Das spürt man und dadurch wird man selber so angefixt.

Wie kamen Sie auf den Netzwerk-Gedanken?
Jonas Baeck: Es ist ein künstlerisches Netzwerk. Wir haben auch Designer, Sound-Designer, Kostümbildner, Musiker. Wenn wir einen Newsletter schicken, stehen da nicht nur unsere Theater-Termine, auch Konzerte von unserem Musiker oder eine Lesung von einer Schauspielerin, die im Netzwerk ist.

Lisa Bihl: Wir wollen uns nicht nur auf Theater konzentrieren, wir wollen ein Netzwerk unterschiedlichster Formen von Kunst sein. Natürlich gibt es beispielsweise einen verantwortlichen Kostümbildner, aber der hält dir nicht das Kostüm hin: „Hier ist das Kostüm. Zieh an“. Die Möglichkeit, miteinander zu entwickeln, ist viel größer.

Ein Beispiel?
Jonas Baeck: Bei „Der Freund krank“ brauchten wir eine Puppe. Es war überhaupt nicht klar, wo die her kommen sollte. Dann habe ich zufällig eine Tonskulptur gesehen und dachte: „Oh, geiles Gesicht!“ Lisa und ich haben einen Abdruck vom Gesicht genommen und sind damit zum Bühnenbildner. Der meinte auch: „Oh, geiles Gesicht!“ und hat dann mit der Kostümbildnerin was entwickelt.

Lisa Bihl: Dann hat jemand überlegt: „Die Puppe hat den und den Mund. Was könnte die für eine Atmung haben?“ Dann hat einer der Kollegen es improvisiert, der Sound-Designer hat das dann verfremdet, alle haben da irgendwie mitgemacht. Wie das bei einem Netzwerk eben so ist.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

Acting Accomplices mit „Der Freund krank“
In der Orangerie im Volksgarten

Volksgartenstraße 25, 50677 Köln
Die nächsten Termine: 11., 12., 13., 14 März 2015, jeweils 20.00 Uhr.
 

Text: Alida Pisu

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