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Südstadt

Total nah dran und nun 5

Mittwoch, 15. April 2015 | Text: Elke Tonscheidt | Bild: ©Ernesto Solis

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

„Wir gehören dazu!“ Tamara Soliz, eine der Gründerinnen dieses Portals, kennt man eher als Vertreterin der leisen Worte. Aber wo sie Recht hat, hat sie Recht. „Meine Südstadt“ feiert in diesen Tagen den 5. Geburtstag – und ist für ganz viele im Viertel zu einer festen Größe geworden. Elke hat einige der Macher gefragt, was sie täglich motiviert und ein paar Fakten zusammen getragen.

Jörg-Christian Schillmöller ist einer aus dem Team. Der auch für den Deutschlandfunk arbeitende Journalist schreibt mittlerweile für „Meine Südstadt“ auch einen der (werk)täglichen Lunchletter. Seine Motivation hat eine klare Wurzel: „Weil mir das Leben hier im Viertel nicht egal ist. Wir brauchen auf der kleinen, lokalen Ebene gute, kritische Medien und eine Plattform, auf der die Menschen alles finden, was sie und ihren Alltag angeht.“ Er sieht das als Verantwortung, die nebenbei viel Freude macht.

Was aber ist das so Besondere? Blogs gibt es wie Sand am Meer. Schon zum 3. Geburtstag schrieb uns eine Leserin: „Mir gefällt die leichte und oft etwas schnodderige Art, mit der über ganz alltägliche Dinge berichtet wird. Und dann ist natürlich der Südstadtbezug hervorragend – wo sonst kann man Dinge aus der unmittelbaren Nachbarschaft erfahren?“

Eine andere Kollegin, Judith Levold, schätzt vor allem die Herangehensweise „mit Blick auf das sehr Lokale, das aber eben auch globale Relevanz hat“. Sie sagt, vermutlich stellvertretend für das ganze Team: „Wir können echt total nah an den Leuten in unserer Umgebung dran sein und sind unabhängig von Geldgebern und/oder politischen und bürokratischen Zwängen.“

Apropos Finanzen. Reich werden kann man hier noch nicht. Also in der Südstadt grundsätzlich sicher schon – aber „Meine Südstadt“ backt auch im 5. Lebensjahr immer noch kleine Brötchen. Deshalb kann Tamara Soliz über Fragen anderer Medien, denen dieser so besondere Kölner Blog regelmäßig positiv auffällt, meist nur schmunzeln. „Die wollen immer wissen, was wir verdienen, dabei geht es uns darum doch gar nicht in erster Linie.“  

Natürlich gibt es ein Geschäftsmodell, das v.a. von Andreas Moll, einem der „Meine Südstadt“-Mitbegründer, entwickelt wurde. Das Portal finanziert sich durch ein „Partnerpaket“, so dass gerade kleinere Unternehmer vor der Haustür für sich werben können. Dauerhafte PR, die besonders Suchmaschinen optimiert ist. „Für faires Geld hoffen wir, der Gentrifizierung entgegen wirken zu können“, sagt Tamara, „nach dem Motto: denke global, handle lokal!“

Ganz wesentlich für die Macher ist: Die Idee des Hyperlokalen Journalismus in Deutschland und speziell in Köln etabliert zu haben. Es ist nicht verwegen, den Blog mittlerweile als feste Institution im Kölner Süden zu bezeichnen, sogar als Vorreiter für andere. Tamara nennt das gern „Identifikationspunkt“. Neues und Wissenswertes aus der Nachbarschaft darstellen – genau darum geht es den Schreibern, Beobachtern und Fotojournalisten. Sie alle gehen meist anderen „festen“ Jobs nach, arbeiten „nur“ nebenbei für „Meine Südstadt“. „Es ist einfach eine andere Form, in einem Blog journalistisch zu arbeiten, ich kann viel mehr experimentieren, die Redaktion ist demokratischer organisiert als die meisten Redaktionen und rennt nicht einer Aktualität hinterher“, fasst Judith zusammen.

Ganz am Anfang, vor 5 Jahren, waren es vor allem auch Dorothea Hohengarten und Dirk Gebhardt, die beide überhaupt erst mal ein Konzept für das Hyperlokale entwickelten. Menschen und Projekte aus der Nachbarschaft vorzustellen, hinter deren Kulissen zu schauen, sie wenn möglich zu vernetzen – das gescheit auf die Beine zu stellen, brauchte mehr als eine Website und ein paar Leute, die schreiben wollten. Mittlerweile geht es darum, noch crossmedialer, also zum Beispiel mit mehr Videomaterial zu arbeiten. Neue Formate wollen ausprobiert werden…

Wo steht „Meine Südstadt“ in drei Jahren? Eigentlich da, wo man schon jetzt ist. „Unser Viertel“, sagt Christian, „braucht ein engagiertes Portal, gemacht von Leuten, die tatsächlich noch so etwas wie Idealismus antreibt, ohne dass das altmodisch gemeint ist.“ Und Judith unterstützt: „Ich sehe uns als stabile Größe im Kölner Journalismus, mitarbeiter- und nutzergetragen, mit Alleinstellungsmerkmalen wie formalen Experimenten im Bereich Multimedia, mit Fragestellungen jenseits des Mainstream und mit noch stärkerem Bezug zu dem, was in der Nachbarschaft ansteht.“

Der inhaltliche Kern wird aber auch in den nächsten Jahren konstant bleiben: Die Welt wird immer digitaler, die Nachbarschaft bleibt. „Auch in unserer unmittelbaren Umgebung können wir durch die elektronische Vernetzung miteinander in Kontakt treten, gemeinsame Projekte entwickeln und etwas Größeres anstoßen“, ist Jasmin Klein überzeugt, die dem Redaktionsteam seit 2012 angehört. Sie ist eine von gut einem Dutzend Kreativen, die immer wieder ein Thema für „Meine Südstadt“ finden.

Die Redaktion, sagt Tamara, habe sich zu „einer Gruppe von Freunden“ entwickelt. Die Themen platziert, die woanders keinen Platz bekommen. Die ohne Angst vor dem Scheitern experimentiert. Und die „wirklich unabhängig ist, weil wir alle einen hohen Anspruch an die Qualität im Journalismus haben“.

5 Jahre „Meine Südstadt“. Ein Blog, der voll ins Viertel gehört.

 

Text: Elke Tonscheidt

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