Adrenalin pur – FC gewinnt verdient gegen Hoffenheim
Sonntag, 12. April 2015 | Text: Gastbeitrag | Bild: Ernesto Solis
Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Begonnen hatte der Spieltag mit dem friedlichen Protest vor dem Stadion. Mitglieder der Ultra-Szene hatten zu einer Demonstration gegen die fortschreitende Kommerzialisierung im Profifußball und den Ausschluss der Ultra-Gruppe Boyz aus dem Stadion aufgerufen. Ohne Krawalle oder Pyrotechnik marschierten etwa 1000 Anhängern hinter der Südkurve entlang der Jahnwiesen. FC-Trainer Stöger musste am Tag nach seinem Geburtstag auf Deyverson (muskuläre Probleme im Oberschenkel) und Mavraj (Beisetzung seines Vaters) verzichten. Er setzte im Spiel gegen Hoffenheim auf die Offensive und brachte mit Oskao und Ujah gleich zwei Stürmer – sogar Youngster Lucas Cueto saß auf der Bank. Verzichten mussten die Fans auf die Stehplätze in S3 und S4. Ein riesengroßes Loch klaffte im Herzen der Südkurve.
Der Spannung auf dem Rasen tat das aber keinen Abbruch: es waren gerade mal drei Minuten gespielt und Wirbelwind Osako sprintete in Asterix-Manier durch den 16er. Unsanft wurde er von einem Gegenspieler zu Fall gebracht, jedoch Schiedsrichter Sippel ließ seine Pfeife in der Tasche. Danach ging es weiter im offenen Schlagabtausch. Ähnlich wie im Hinspiel in Hoffenheim machte sich das Fußball-Spektakel einen Namen. Meine Geißböcke machten Druck von Beginn an, waren aber oft zu hektisch im Abschluss. Auf der Gegenseite sorgte immer wieder Geißbock Horn dafür, dass die FC-Hütte sauber blieb. In der 19. Minute war es dann soweit. Osako schlüpfte flink wie eine Maus durch die Hoffenheimer Abwehr und wurde im Strafraum von seinen kurzen Beinen geholt. Es gab folgerichtig Elfmeter für den FC, den Lehmann zum 1:0 verwandelte (20.). Mit Glück, denn der Kapitän traf den Ball nicht richtig. Bei den weiteren, vielen Chancen meiner Geißböcke war das Ergebnis für die Gäste noch geschmeichelt. Später scheiterte Ujah nah am Pfosten (39.) nach toller Vorarbeit von Risse.
Während Sportdirektor Schmadtke den Linienrichter in unendliche Diskussionen über den zuvor nicht gegebenen Elfer verwickelte, freute ich mich über das tolle Spiel meiner Geißböcke. Erstligareif! Qualitativ lagen Welten zwischen diesem Spiel gegen Hoffenheim und dem Spiel gegen Freiburg vor einer Woche. Auch in Halbzeit zwei agierten die Gäste viel zu passiv. Ujah machte das 2:0 nach schöner Vorlage von Osako (54.). Er kann also doch das Tor treffen! Der Enthusiasmus der Kölner Fans war in diesem Moment ungebrochen, bereits ab der 60. Minute gab es La Ola-Wellen im Stadion. Mir war das zu diesem Zeitpunkt noch viel zu früh und leider blendete keiner die Schmadtke-Euphoriebremse über die Monitore ein.
Wie unerfreulich ein Fußballerleben sein kann, sah ich in der 62. Minute am Spielfeldrand. Der Hoffenheimer Kim nahm sich (bei einer kurzen Spielpause) eine Flasche Wasser vom Seitenrand, Geißbock Risse stand daneben und fragte nach, ob er auch etwas trinken kann. Kim schlug jedoch die Flasche weit weg von ihm ins Seitenaus. Ich kann dir nicht das Wasser reichen wollte er wohl dem Geißbock damit sagen. Die Gäste wirkten angezählt, kamen aber noch mal zurück: Olkowski zog den Hoffenheimer Modestes im Strafraum per Notbremse von den Beinen und sah rot. Schiri Sippel zeigte auf den Elfmeterpunkt und Polanski verwandelt zum Anschlusstreffer 2:1 (69.). Die drei Punkte gerieten noch einmal in größte Gefahr. Fast gab es die Wende, wenn Modeste (73.) seinen Fallrückzieher nicht knapp neben das Tor gesetzt hätte. Glück für meinen FC! Stöger musste reagieren, die Defensive stärken, er brachte Brecko für Nagasawa (72.) und später Matuschyk für Ujah.
Zu diesem Zeitpunkt wurde es hektischer für meinen FC, die Gäste waren fast näher am Ausgleich und wir zudem ein Spieler weniger auf Platz. Unverhofft erklang sogar eine Trompete auf der Südkurve. Als Hoffnungsschimmer? Das gibt es nur in Köln. Ebenso wie das Solo-Slalom-Dribbling von Hector an vier Hoffenheimern vorbei – und seinem Treffer zum 3:1 (80.). Wann hatte ich in dieser Saison in einem Spiel 18 Torschüsse meines FCs gesehen?! Ich sah das beste Spiel in dieser Saison! Den darauffolgenden Gegentreffer hätte ich fast verpasst. Meine Bank-Nachbarin verwickelte mich in eine Diskussion, ob Hoffenheim bereits ausgeglichen hätte, da auf der Anzeigetafel ein 3:3 angezeigt wurde. Nachdem ich ihr geduldig erklärte, dies seien nur die Ecken und nicht die Tore, machte just in diesem Moment der Hoffenheimer Modeste das Anschlusstor zum 3:2. Nach einer Ecke! Wie ärgerlich. Übrigens, der Kommentar meiner Nachbarin: Siehst Du, hab ich doch gesagt! Ich lerne dazu und werde einfach keine Anzeigentafeln mehr erläutern.
Zum Spielende und inklusive drei Minuten Nachspielzeit wurde es noch sehr spannend, blieb aber beim 3:2 und drei Punkten für meinen FC. Hätte ich in meiner Tasche Herztropfen gehabt, heute hätte ich sie genommen. Das waren drei hart erkämpfte und sehr wichtige Punkte für meine Geißböcke. Nach dem Spiel hörte ich überall Lobeshymnen, sogar vom neuen magischen Dreieck Ujah, Nagasawa und Osako war die Rede! Was nicht von der Hand zu weisen ist: Mein FC steht nun auf dem 11. Tabellenplatz, immerhin sechs Punkte von einem Relegationsplatz entfernt. Spiegel Sport vermeldete kurz nach dem Abpfiff, das nun auch der FC in das Rennen um die Europa League Plätze eingreift. Was sagt man dazu? Dabei hieß es doch immer, nur wir Kölner wären verrückt! Am kommenden Samstag spielen meine Geißböcke gegen Hertha BSC. Da war doch noch was:Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! schwirrt es freudig in meinem Kopf. Ach was! Eine schöne Woche wünsch ich Euch!
Rotkäppchen
Ergebnisse des 28. Spieltages
Hannover 96 – Hertha BSC 1:1 (0:0)
Bayern München – Eintracht Frankfurt 3:0 (1:0)
FC Schalke 04 – SC Freiburg 0:0 (0:0)
Bor. Mönchengladbach – Borussia Dortmund 3:1 (2:0)
1. FSV Mainz 05 – Bayer 04 Leverkusen 2:3 (0:1)
SC Paderborn 07 – FC Augsburg 2:1 (0:0)
Hamburger SV – VfL Wolfsburg 0:2 (0:1)
1. FC Köln – TSG Hoffenheim 3:2 (1:0)
VfB Stuttgart – Werder Bremen 3:2 (1:0)
Tabelle am 28. Spieltag
1. Bayern München 74:13 Tore 70 Punkte
2. VfL Wolfsburg 62:30 Tore 60 Punkte
3. Bor. Mönchengladbach 44:22 Tore 53 Punkte
4. Bayer 04 Leverkusen 52:31 Tore 51 Punkte
5. FC Schalke 04 37:31 Tore 41 Punkte
6. FC Augsburg 34:36 Tore 39 Punkte
7. TSG Hoffenheim 43:45 Tore 37 Punkte
8. Eintracht Frankfurt 51:57 Tore 35 Punkte
9. Werder Bremen 43:57 Tore 35 Punkte
10. Borussia Dortmund 35:37 Tore 33 Punkte
11. 1. FC Köln 29:35 Tore 33 Punkte
12. Hertha BSC 34:45 Tore 33 Punkte
13. 1. FSV Mainz 05 37:39 Tore 31 Punkte
14. SC Freiburg 27:36 Tore 29 Punkte
15. Hannover 96 32:45 Tore 29 Punkte
16. SC Paderborn 07 25:53 Tore 27 Punkte
17. VfB Stuttgart 31:51 Tore 26 Punkte
18. Hamburger SV 16:43 Tore 25 Punkte
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