Mach mal was Aufregendes: Lies ein Buch!
Donnerstag, 23. April 2015 | Text: Jasmin Klein | Bild: Frank H. Nowell / Wikimedia
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Nein, der Welttag des Buches wurde nicht von Journalisten erfunden, damit die sich nicht selbst ein Thema einfallen lassen müssen. Der UNESCO-Welttag des Buches und des Urheberrechts wird seit 1996 am 23. April gefeiert, für das Lesen, für Bücher und die Rechte der Autoren. Darum widmen wir heute einen ganzen, langen Artikel dem Buch. Wir haben in unseren Buchläden und in unserer facebook-Gruppe nachgefragt, welche Bücher im eigenen Leben eine größere Rolle gespielt haben.
Rüdiger Schuster vom „Fantastic Store“ wurde durch die Marvel Comics zum Lesen geführt: „Ich habe mit sechs Jahren angefangen, Marvel Comics zu lesen, und ich lese sie heute noch gerne. Am liebsten mochte ich die Fantastic Four. Es waren die ersten Superhelden, die keine Geheimidentität hatten, und das war 1962 revolutionär.
Die aktuelle Buchempfehlung von Rüdiger Schuster: „Der Traum von Olympia von Reinhard Kleist und die Graphic Novel Pjöngjang von Guy Delisle. Noch nie hat jemand so nah aus Nordkorea, der letzten, abgeschotteten Diktatur der Welt, berichtet. Durch die Zeichnungen können wir mehr sehen als durch doch nur zensierte Fotos.“
Kai Maß aus dem „Anderen Buchladen“ wurde von E.M. Remarques Im Westen nichts Neues nachhaltig geprägt. Meine Eltern haben mich dieses Werk schon mit 12 Jahren lesen lassen. Daraus erwuchs ein tiefes Misstrauen gegenüber einem Hurrapatriotismus, der sich heute leider wieder breitmacht. Es gibt nichts, was an einem Krieg zu glorifizieren wäre. Nur Leid, das zumeist von jungen Menschen getragen wird.
Die aktuelle Buchempfehlung von Kai Maß: „TTIP – Die Freihandelslüge von Thilo Bode. Kaum ein Vorhaben der jetzigen Bundesregierung verdient es mehr, exakt hinterfragt und beleuchtet zu werden. Hier tut die Aufklärung des Souveräns (nämlich des Wählers) not. Je transparenter dieses Vertragswerk wird, desto haarsträubender sind die Details.“
Johann Schumandl aus der „Buchhandlung am Chlodwigplatz“ kann gar nicht genau sagen, welches Buch ihn besonders nachhaltig beeindruckt hat. Schon als 4-jähriger hielt er lieber ein Buch als ein Spielzeug in der Hand. Der letzte Roman, der ihn begeistert hat, war Das Moor von Gunther Geltinger. Die Geschichte einer alleinerziehenden Mutter, die mit ihrem Sohn am Moor lebt. Es ist kein leichtes Buch, aber grandios erzählt, nicht linear, sondern eher assoziativ.
Die aktuelle Buchempfehlung von Johann Schumandl: „Das achte Leben (für Brilka) von Nino Haratischwili. Man glaubt, es sei zu dick, und man könne es nie lesen. Aber wenn man angefangen hat, kann man es nicht mehr aus der Hand legen. Eine wunderbare Entdeckung.“
In unserer facebook-Gruppe fanden sich auch einige Leser, die gerne ihre Lebensbücher empfehlen:
Judith Schm: Soloalbum von Benjamin von Stuckrad-Barre hat bei jedem Liebeskummer geholfen. Gerade weil es, anders als im Film, kein Happy End gibt.
Julia Kuhlmann: „Ein stilles, aber sehr schönes Buch: Shotgun Lovesongs von Nickolas Butler.“
Silke Selinger: „Tschick von Wolfgang Herrndorf. Ich habe mich sofort an meine Realschulzeit in Lindlar erinnert, das ist so treffend beschrieben.“
Anna Kilian: „Frauenkörper, Frauenweisheit von Christiane Northrup halte ich für eine überragende Quelle für Informationen. Dabei darf man sich nicht zu sehr vom Untertitel abschrecken lassen. Joey Goebels Freaks hat mich schwer beeindruckt, weil es einen besonderen kleinen Kosmos für Andersartigkeit in einer Gesellschaft bastelt.
Frank Berzbach: Der Ozean am Ende der Straße von Neil Gaiman – wunderbarer fantastischer Realismus, Kindheitserinnerung und Tagtraum.
Hannah Rosenkranz: „Momo von Michael Ende hat mich als Kind in der Wahrnehmung meiner Rechte auf Mitsprache und Selbstbestimmung bestärkt und darin, dass Fantasie und Träumereien wertvolle Tugenden sind, die ich pflegen und auch zeigen darf. Es hat mir Mut gemacht. Als Erwachsene lese ich das Buch mit anderen Augen und es berührt mich jedes Mal. Jetzt lehrt es mich, mir Zeit zu nehmen für die kleinen Dinge, mich zu entschleunigen und den oft ungehörten Tönen der Kinder und der Natur zu lauschen.
In dem Buch macht sich die kleine Momo, eine Querdenkerin und Träumerin, auf die Suche nach der verlorenen Zeit der Menschen und findet dabei viel mehr, als sie gesucht hat.
Ramgad Legnal: Autobiographie eines Yogi von Paramanhansa Yogananda. Immer wieder lese ich dieses Buch, und immer wieder beeindruckt es mich und hilft mir auf meinem Weg.
Yvonne Te: So unglaublich es klingt – Mängelexemplar von Sarah Kuttner. Gelesen auf Empfehlung von weiß-nicht-mehr-wem mit dem Gedanken im Hinterkopf ‚als ob DIE schreiben könnte‘, aber es hat mich damals absolut berührt und umgehauen. Warum genau, kann ich gar nicht sagen, aber es hat gereicht, um es jedem weiterzuempfehlen.
Hiltrud Schoofs: „Buch meines Lebens: Shantaram! von Gregory David Roberts. Irre Lebensgeschichte, irrer Typ. Und dieses unglaubliche Indien! Dazu auch Der Gott der kleinen Dinge von Arundhati Roy. Empfehlenswert und humorvoll zur Griechenlandkrise die Krimis Zahltag und Zurück auf Start von Petros Markaris. Und Jeder stirbt für sich allein von Hans Fallada. Und und und. Bücher sind unersetzlich!“
Ruth Schiefenbusch: Ein Mann von Oriana Fallaci, da geht es um Alexis Panagoulis, einem Widerstandskämpfer der 60iger Jahre, der sich Haft und Folter widersetzt hat. Oriana war seine Frau und ist eine hervorragende Journalistin. Brief an ein nie geborenes Kind hat sie z.B. auch geschrieben. Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel García Marquez, New York von Lily Brett und alle anderen Bücher auch von ihr, Alles von Siri Hustvedt, Jonathan Franzen, Nick Hornby und und und..“
El Vira Scheider: Die Reisen mit meiner Tante von Graham Greene. Wunderbare Charaktere, vor kurzem noch einmal hervorgeholt. Gefällt mir immer noch sehr.“
Martina BePunkt: „Die Asche meiner Mutter von Frank McCourt. Es lässt sich herrlich lachen, und auf der nächsten Seite kullern die Tränchen. Eine eigentlich tragische Familiengeschicht wird auf kindlich naive Weise zauberhaft und doch brutal ehrlich erzählt!“
Julia Kessler: Mich haben die Bücher Im Himmel warten Bäume auf dich von Michael Schophaus (es geht um ein kleines, krebskrankes Kind und ist ein Erlebnisbericht) und Beim Leben meiner Schwester von Jodi Picoult (Thema Organspende, Krebs, künstliche Befruchtung) sehr beeindruckt. Man ist auf einmal so nah dran. Außerdem hat mich das Buch Ich bitte nicht um mein Leben von Marina Nemat (Erlebnisbericht der Christenverfolgung im Iran) in meinem Glaubensleben sehr gestärkt.
Andrea Aschenbach: „Wildauge von Katja Kettu, eine Liebesgeschichte zwischen einer finnischen Hebamme und einem deutschen SS-Offizier im Zweiten Weltkrieg im finnischen Lappland. Alles andere als schnulzig; man erlebt, wie es in der Kriegszeit wirklich war, nämlich heftig. Es ist eine wahre Geschichte.“
Dorothea Hohengarten: „Die Risikogesellschaft von Ulrich Beck.“
Danke für das Mitteilen und die Zeit an alle facebook-Teilnehmer und
Kai Maß von
Der Andere Buchladen
Ubierring 42
0221 329508
Johann Schumandl von
Die Buchhandlung am Chlodwigplatz
Ubierring 6
0221 327267
Rüdiger Schuster vom
Fantastic Store
Bonner Straße 9
0221 44909358
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