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Gesellschaft Kultur

Sommerblut und G€LD

Donnerstag, 7. Mai 2015 | Text: Judith Levold | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Am Samstag geht es los – Sommerblut 2015 will uns dazu bringen, uns drei Wochen lang anders mit Geld zu beschäftigen als im Alltag. Oder eher: beschäftigen zu lassen, denn Geld ist das Oberthema für alle Musiker, Performer, Theatermacher und sämtliche Künstler, die auf dem knapp dreiwöchigen Festival ihre Kunst zeigen. Wie immer bei Sommerblut, aus ungewöhnlicher Perspektive, mit um die Ecke gedachten Ansätzen. Zum Nachdenklichwerden und Genießen, zum Staunen und Hingucken, auch dahin, wo es weh tut.
„Meine Südstadt“ besuchte Rolf Emmerich, der das Festival seit 14 Jahren organisiert in seinem Büro in der Metzer Straße.

Ich erinnere mich an Themen wie Demenz, Flucht oder Tabu von Sommerblut-Festivals in den letzten Jahren, immer irgendwie sperrig und schwer zunächst, warum diesmal Geld, so was banal Klingendes?
Das war ein längerer Prozess und es gab da sehr unterschiedliche Meinungen zu, manche fanden das zu kalt als Thema. Aber es macht sich so viel am Geld fest, wie zum Beispiel Dramaturg Klaus Fehling sagte (Die Stadt der Schildkröten, ab 20. Mai in Lutherkirche und Südstadtstraßen, Anm. der Red.): Die Gesetzmäßigkeiten unter Obdachlosen sind auch von Geld geprägt. Oder die Welt von Menschen in Bocklemünd etwa, einem sozialen Brennpunkt: welchen Bezug gibt es da zu Geld?

Jeder hat ja mit Geld oder dessen Abwesenheit zu tun, manche haben viel, manche gar keins, ein Tauschmittel doch eigentlich nur, oder?
Ja, aber Du musst erst arbeiten, um Geld zu haben und mit Geld kannst Du einkaufen – deswegen beschäftigen sich auch viele unserer Projekte und Aufführungen mit Arbeit oder eben keiner Arbeit…

Festival der Multipolarkultur nennt sich Sommerblut…
Ja, es gibt einfach so verschiedene Pole in der Gesellschaft, wir wollen sie miteinander verbinden, den Rand in die Mitte bringen und umgekehrt. Zum Beispiel mit dem Balkon Ballett Bocklemünd – da gehen wir eben mit der Kultur zu den Leuten, wenn die Leute nicht zur Kultur kommen…

???
Die Menschen dort sind Teil der Aufführung, sie erzählen von ihrem Balkon aus wütend, glücklich oder träumend von ihrem Leben in diesem Stadtteil und tauchen ihn einen Abend lang in ein anderes Licht…

Eine sehr mitmachbetonte Sache, das ganze Festival. Oder?
Schon, ja,  auch in Stadt der Schildkröten – da gehen die Schauspieler mit den Experten, also den Obdachlosen, und mit jeweils nur vier Zuschauern pro Aufführung, die Wege von Obdachlosen in der Südstadt nach und erleben deren Leben.

Hört sich extrem spannend an…
Ja, ist es, insgesamt gibt es die Inszenierung drei Tage lang und an jedem Tag acht mal, so dass etwa hundert Leute sie erleben können  – aber wir haben ja immer auch klassische Herangehensweisen und Stoffe, etwa der Geizige von Molière oder L´Argent, die Literatur-Oper nach einem Roman von Emile Zola, der ja schon alt ist, aber immer noch aktuell.

Da ist der Geldbezug ja nicht nur im Titel, sondern auch am Aufführungsort spürbar, der Deutschen Bank AG An den Dominikanern, in Kölns „Bankenviertel“…Geld, Geld, Geld, wohin man sich auch wendet…
Und damit die uralte Frage: Für was steht es, was drückt es aus, wer regiert uns eigentlich…

Und wer regiert Sommerblut? Das kann ja auch nicht ohne Geld existieren, oder?
Natürlich nicht und es ist jedes Jahr auf´s Neue anstrengend – wir bekommen ja keine Strukturförderung, das wäre mein Traum, sondern müssen für jedes Projekt eine Förderung beantragen und aus gewährten Förderprojekten setzt sich dann das Festival zusammen – für das diesjährige etwa dreißig geförderte Projekte mit gut siebzig Aufführungen aus allen Genres.

Und die Förderung kommt von Stiftungen?
Nicht nur, wir suchen auch private Geldgeber und Stadt und Land unterstützen auch einzelne Projekte. Oder wir kooperieren mit anderen, wie etwa dem Wohnzimmertheater, die dann programmatisch Passendes selbst im Rahmen des Festivals veranstalten. Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern sind da insgesamt eher unerheblich…

Schon 2016 in der Pipeline?
Aber klar, da haben wir schon etwa zwanzig Prozent des Programms geplant, Oberthema: Liebe!

Herr Emmerich, vielen Dank für das Gespräch!

Am 10. Mai im Bürgerhaus Stollwerck wird die Kollegin Alida Pisu die Premiere von „Schrei mich an – ein Stück Theater“ besuchen und hier davon berichten –
Alles über das Sommerblutfestival vom 9. Bis 25. Mai und das komplette Programm findet Ihr unter www.2015.sommerblut.de und im Terminkalender.

 

Text: Judith Levold

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