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Bildung & Erziehung

Kinderkriegen in Afrika

Mittwoch, 19. August 2015 | Text: Aslı Güleryüz | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Was hat Afrika mit der Südstadt zu tun? Na, sehr viel, wenn eine Südstadt-Hebamme sich auf den Weg macht, um afrikanischen GeburtshelferInnen das Kinderkriegen beizubringen. Und das ehrenamtlich. Doch dazu braucht sie unsere Hilfe.?
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Das Haus, in dem Isabel Damm wohnt, ist historisch und wunderschön. Ein bisschen strahlt es von dem heruntergekommenen Chic von Altbauten aus, und ein bisschen ist es ganz schön gut erhalten. Der Hausflur ist ungewöhnlich großzügig. Auf jeder Etage gibt es vier Wohnparteien. Es gibt ein Vorderhaus und ein damit verbundenes Hinterhaus. Und es gibt auf jeder Etage wunderschöne Holztüren in weiß gestrichen, die sehr gut erhalten sind. Das waren früher, als das Haus noch als Kaserne genutzt wurde, die Toiletten, erzählt Isabel Damm, die schon jede Menge Südstadt-Babys auf die Welt gebracht hat. Heute sind es sehr populärere Räume für die Waschmaschinen der Bewohner des Hauses.
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Wer hier einmal einzieht, zieht nicht mehr aus. Hier wohnen mehrere Generationen einer Familie unter einem Dach: Von den Großeltern über Eltern bis zu den inzwischen erwachsenen Enkelkindern. Auch wenn beschwerlich mit Holzöfen geheizt wird – ausziehen will hier keiner. „Die Hausgemeinschaft ist einfach total super,“ erklärt Isabel Damm. „Alle kennen sich schon seit vielen Jahren. Und der Gemeinschaftsgarten des Hauses ist eine Oase, mein Paradies“. Auch sie will hier nicht ausziehen. Liebevoll hat sie ihre Wohnung renoviert, restauriert und eingerichtet. Aber sie will losziehen, um anderen zu helfen.
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Sie streicht ihre langen, blonden, gewellten Haare aus dem Gesicht, wenn sie mit strahlenden Augen von ihrer Reiselust berichtet: „Ich habe schon die ganze Welt bereist. Ich war in Belize, Nepal, Indien, Australien, Neuseeland, Guatemala, Costa Rica, Ecuador – einfach überall auf der Welt. Immer alleine unterwegs und mit Rucksack.“ Sie scheint etwas hin- und hergerissen zwischen ihrer geordneten Welt in Köln mit dem prall gefüllten Kalender von Vorsorge, Geburt, Nachsorge und Mutter-Kind-Bondingtanz-Kursen und ihrer Sehnsucht nach der Ferne.
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Mir brummte der Kopf
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Ihr geregeltes Leben durchkreuzte im Frühjahr eine Mail von einer befreundeten Hebamme: „Wer hat Interesse an einem Hebammen-Projekt in Afrika?“ schrieb Hedwig im E-Mail-Verteiler von Hebammen. Da durchfuhr es Isabel plötzlich. Sie ist seit 15 Jahren Hebamme und hat 30 Jahre als Kinderkrankenschwester gearbeitet. Erfahrung hat sie genügend. Also, qualifiziert wäre sie mit Sicherheit, um die TBA (Traditional Birth Attendants) in Ghana in Geburtshilfe zu unterrichten.

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„Ich habe Hedwig mein Interesse geschrieben und vorgeschlagen, dass wir uns auf eine Tasse Kaffee in der Südstadt treffen. Sie erzählte mir sehr viel über das Projekt und mir brummte der Kopf. Eine Hebamme namens Erika aus Remscheid hat vor vielen Jahren angefangen, in Ghana Geburtshilfe zu unterrichten. 2005 hat sie den Verein „Tysgi – The Young Shall Grow International“ gegründet und ist mit dem Tysgi-Verein in Ghana patenschaftlich verbunden. Nun ist Erika inzwischen 70 Jahre alt und wollte dieses ehrenamtliche Engagement abgeben. Hedwig war schon ein Mal mit ihr in Ghana. Und nun brauchte sie eine zweite Hebamme, die Erika ersetzen würde. Aufgabe des Vereins ist es, den Menschen in der Volta-Region (Der Volta-Stausee wurde 1966 fertig gestellt und ist der größte Binnensee des Landes und bis heute das oberflächengrößte künstliche Gewässer der Erde – Anm. d. Red.) zu helfen, sich selbst zu helfen. Besonders im Bereich Schwangerschaft und Geburt“, erklärt Isabel mit einem unverkennbar hessischen Akzent.
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Im Schnitt kriegen Frauen in Ghana vier Kinder (zum Vergleich: 2013 lag die Geburtenrate in Deutschland pro Frau bei 1,41 bzw. 8,4 Geburten pro 1.000 Einwohner und war die niedrigste weltweit – Anm. d. Red.) . Doch viele Frauen und auch Babys sterben während oder nach der Geburt. „Die TBAs haben fast keine schulische Ausbildung, geschweige denn eine medizinische Ausbildung. Mit wenig oder schlechtem Werkzeug behelfen sie sich bei den Geburten, die sonst sehr natürlich ablaufen“ sprudelt es weiter aus Isabel.  
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Isabel ist voller Vorfreude. Auf dem Boden in ihrem Hebammenzimmer liegen schon diverse Murmeln und Seifenblasen bereit, die sie für die Kinder in Afrika gekauft hat: „Ich habe hin- und herüberlegt und dann meine Festanstellung in einem Krankenhaus gekündigt und dem Projekt zugesagt. Nächste Woche fliege ich nach Accra, der Hauptstadt Ghanas und werde in einem kleinen Dorf sechs Wochen lang Geburtshilfe unterrichten. Wir haben einen Dolmetscher, der in die Sprache Ewe übersetzen wird. Im ersten Teil des dreiteiligen Kurses geht es um Schwangerschaft, Ernährung während der Schwangerschaft, das Erkennen von Schwangerschaftsbeschwerden, Vorsorge und Kräuterkunde.“
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Es nehmen auch Männer teil
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„Es gibt dort wundervolle Kräuter mit heilsamen Wirkungen, doch die Ghanaer kennen sie nicht. Es dürfen maximal 20 Männer und Frauen an dem Kurs teilnehmen. Es nehmen auch viele Männer an den Kursen teil. Teilweise auch sehr alte Männer, die aber in den Hütten in den Dörfern, Frauen bei der Geburt helfen. Die Geburten sollen nach wie vor so natürlich und basic wie möglich bleiben. Aber die GeburtshelferInnen sollen erkennen, wann eine Frau in die Klinik sollte. Sie sollen lernen, wie man Augenschleimhäute überprüfen kann, was extrem geschwollene Füße in Verbindung mit Kopfschmerzen bedeutet und so weiter.“
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Im zweiten Teil des Kurses bleiben Hedwig und Isabel zuhause: Die TeilnehmerInnen machen ein Praktikum im Krankenhaus bei ghanaischen Hebammen. Für Teil drei allerdings reisen die beiden Kölner Hebammen im Januar wieder nach Ghana. Dabei geht es um Geburtshilfe, Nachsorge und Rückbildung. Die TeilnehmerInnen legen ein Examen ab und werden mit einem rauschenden Dorffest gefeiert.
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Eine Organisation für Entwicklungshilfe in Düsseldorf übernimmt zwar die Kosten für Flüge, Dolmetscher, Essen, Unterkunft und Transporte. Aber die Fixkosten in Köln müssen die Hebammen selber bezahlen. Ihre liebevoll eingerichtete Wohnung in der Südstadt möchte Isabel Damm für die sechs Wochen Aufenthalt in Ghana nicht aufgeben. Aber genügend Geld auf der hohen Kante für alle laufenden Kosten hat sie auch nicht. Daher wurde ein Fundraising ins Leben gerufen.
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Mehr dazu erfahrt Ihr hier. Wer noch schnell ein paar Euro locker machen kann, würde das Hebammen-Projekt enorm unterstützen. „Ich war total überrascht, wie gut das funktioniert. In kurzer Zeit ist schon einiges an Geld eingegangen, aber es reicht noch nicht. Eine Frau hat zehn Euro gespendet. Jeder Euro zählt, und wir freuen uns darüber“, strahlt Isabel Damm und ihre braun-grünen Augen funkeln vor Überwältigung und Vorfreude.

 

Text: Aslı Güleryüz

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