Große Pläne für das Veedel
Freitag, 29. Januar 2016 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Tamara Soliz
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Das Veedel wird sich verändern, wenn diese Pläne Wirklichkeit werden. Und im Moment ist beim besten Willen weit und breit nichts zu sehen, was einer Umsetzung entgegen stünde. Die Eigentümer der Häuser entlang der Severinstraße und deren unmittelbarer Umgebung wollen eine sogenannte Immobilien-Standort-Gemeinschaft gründen. Dazu haben sie sich bei einer Informationsveranstaltung im Vringstreff nahezu einstimmig bekannt. Die Interessengemeinschaft (IG) Severinstraße hatte eingeladen, und rund 50 Hausbesitzer waren der Einladung gefolgt. Kurz gesagt geht es darum, dass alle Eigentümer in den nächsten drei Jahren eine bestimmte Summe zahlen und von dem Geld dann das Image des Veedels verbessert werden soll. Im Raum standen Summen von bis zu 200.000 Euro. Das alles folgt der Erkenntnis, dass eine attraktive Einkaufslage im Interesse von Kunden, Hauseigentümern und Geschäftsleuten ist. Manche vereinen alles das sogar in einer Person auf sich. Dr. Wolfgang Haensch von der „CIMA Beratung + Management GmbH“ war in den Vringstreff gekommen, um über das „Instrument“ ISG zu informieren. Die IG Severinstraße hat die CIMA engagiert, um ein Marketing-Konzept für die Straße zu entwickeln. Ganz billig ist das nicht: „Ich fakturiere einen Tagessatz von 650 Euro“, erklärte Haensch auf drängende Nachfragen. Die Gage wird bezahlt mit dem städtischem Geld, das der IG als Ausgleich für die erlittenen Einbußen der Geschäftsleute während des U-Bahn-Baus zur Verfügung gestellt wurde.
Größeres Feuerwerk fiel aus
„Wir hätten damit natürlich ein noch größeres Feuerwerk zum ,Längsten Desch‘ in den Himmel schicken können“, sagte Jörg Aue, Veedelsmanager der IG. Hat man aber nicht. Statt dessen habe man gespart: „Wir müssen jetzt handeln und die Severinstraße attraktiver machen. Dabei wird es nicht nur um kleinere Verschönerungsmaßnahmen gehen. Denn dauerhafte Verbesserungen sind nur möglich, wenn wir auch die mittelfristige Entwicklung der Severinstraße im Blick haben. Professionelles Marketing für das Quartier, die Beratung der Hauseigentümer durch neutrale Fachleute, die Förderungen von neuen Handels- und Dienstleistungsangeboten und die Pflege des Stadtbildes müssen eine Einheit bilden“, lautete der flammende Appell in der Einladung zu dem Informationsabend.
32 Prozent aller Südstädter sind zwischen 18 und 35
Haensch wurde konkret: „Wir sind dabei, ein Marketing-Konzept für die Severinstraße mit ihrer Umgebung zu erarbeiten.“ Umgebung sind Hirschgässchen, An der Eiche, Severinskirchplatz und Klösterchen. Der Chlodwigplatz etwa bleibt außen vor. Haensch zitierte eine Umfrage, nach der 32 Prozent aller Kölner das Vringsveedel als das kölscheste aller Veedel ausgesucht hätten. Es gebe einen hohen Wohnwert in der Südstadt, in der 32 Prozent aller Anwohner zwischen 18 und 35 Jahren alt sei. Mehr als die Hälfte aller Südstädter würden seit weniger als fünf Jahren dort wohnen. Denen müsse man, ebenso wie den Auswärtigen, die Geschichte des Vringsveedels mit Personen wie Trude Herr und Wolfgang Niedecken, Bauwerken wir der romanischen Kirche St. Severin und der Torburg sowie den Veranstaltungen wie dem „Längsten Desch vun Kölle“ näher bringen. „Ich habe allerdings auch das Gefühl, dass sich die Südstadt auf ihrer Tradition ausruht und sich aktuell gerade auf der Severinstraße nicht mehr viel bewegt“, resümierte Haensch. Es gelte, auf 900 Metern in der Südstadt städtisches Leben mit qualitativ hochwertigem Einkaufen und Heimat“jeföhl“ zu vereinen.
Als erstes möchte Haensch einen Veedelshausmeister engagieren. Der soll sich, wie der gute Geist in einer Wohnanlage, um die Severinstraße kümmern. Die Abfallwirtschaftsbetriebe informieren, wenn Müll herumliegt. Denn Müll erzeuge immer weiteren Müll. Der Hausmeister soll für die Menschen vor Ort in allen Fragen ansprechbar sein. Haensch möchte die Severinstorburg als Eingang zur Severinstraße beleuchten und am anderen Ende der Straße eine Leuchtschrift. Auch die schönen alten Häuser sollen besser illuminiert werden. Die Begrünung soll deutlich verbessert werden. Es könnten hin und wieder Mittagskonzerte auf dem Severinskirchplatz gegeben werden. Die örtlichen Gastronomen würden für das Catering sorgen. Oder Modenschauen. Die Digitalisierung auf der Severinstraße müsse beschleunigt vorangetrieben werden.
Wer soll das bezahlen?
Ideen gibt es viele. Aber für die meisten Hausbesitzer steht ja immer die Frage „Wer soll das bezahlen?“ im Vordergrund. Haenschs Antwort auf entsprechende Fragen wirkte besorgnismindernd: Wer Besitzer einer Eigentumswohnung an der Severinstraße ist, zahlt um die 50 Euro im Jahr, bei einem Ladenlokal mit drei Wohnungen werden wohl 450 Euro fällig, bei zwei Läden mit zehn Wohnungen ist man mit 1100 dabei. Die Stadt hat 313 Immobilien-Eigentümer in dem in Frage kommenden Gebiet ermittelt. Wenn weniger als ein Drittel der Immobilien-Standort-Gemeinschaft widersprechen, kann sie gegründet werden. Wann gefragt wird, steht noch nicht fest. Ein Anfang ist gemacht.
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