Alle auf den Ball: FC-Abwehr im Bambini-Modus
Montag, 22. Februar 2016 | Text: Gastbeitrag | Bild: Ernesto Solis
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Ja, ja, jetzt können die vom Bökelponyhof wieder auf ganz dicke Ponderosa machen. Warum der FC ausgerechnet gegen Gladbach die wahrscheinlich schlechteste Saisonleistung angeboten hat, kann man nicht verstehen. 0 zu 1 verloren. In der ersten Halbzeit fand die Mannschaft nicht statt, und das Bemühen in der zweiten Halbzeit war bei weitem nicht so engagiert wie das der 600 Fans, die das Derby boykottierten und statt dessen vorher gegen die Personalisierung der Tickets und andere DFB-Auflagen demonstriert hatten. Beim Gegentor erinnerte die Kölner Abwehr an das Defensiv-Verhalten einer Bambini-Mannschaft. Alle Mann auf links und auf den Ball, aber keiner kommt in den Zweikampf. In der Mitte steht Dahoud am Sechzehner und schiebt nach einem Querpass vom Sechzehner völlig frei und ziemlich lässig mit dem Außenrist rein. Kann man mal so machen, wenn man schon mal dazu eingeladen ist.
75.000 in Müngersdorf: Mein lieber Kokoschinski!
Gut, in der zweiten Halbzeit kann man dem FC den Versuch attestieren, die erste wiedergutzumachen. Es sprang sogar noch die eine oder andere Chance raus. Das war aber alles wirklich zu wenig, um was mitzunehmen. Mitgenommen hat Manager Jörg Schmadtke den Gladbacher Kollegen Maxi Eberl nach Mainz ins Sportstudio. Ja, man kenne sich schon länger und habe im Auto nicht nur über Fußball gesprochen. Auch über Privates. Aber im Vordergrund des bilateralen Austauschs auf der Autobahn über alle Rivalitäten hinweg stand dann doch die Liga. „Es kann für einen mittelgroßen Verein schon schwierig sein, wenn er plötzlich über ganz viel Geld verfügt“, sagt Eberl und hatte wohl einen wahrscheinlichen Transfer von Granit Xhaka am Saisonende für 50 Millionen Euro nach England im Hinterkopf. „Wir müssten uns mit mindestens zwei neuen Leuten verstärken. Und die abgebenden Vereine würden die 50 Millionen ja bei uns wieder abfordern.“ „Wir“, engegnete Schmadtke und dachte wohl an einen Transfer in ähnlicher Größenordnung, der ihm allerdings ein Torwartproblem bescheren könnte, „könnten das Geld gut gebrauchen. Wir haben Schulden. Und wir möchten irgendwann unser Stadion ausbauen.“ 75.000 in Müngersdorf. Mein lieber Kokoschinski, das hat was.
Superbude aus 40 Metern
Im Südstadion hieß der Kokoschinski Julius Biada. Nach einer Minute nimmt der Junge den Ball 40 Meter vor dem gegnerischen Tor mit der Brust an, läuft noch drei Meter und zieht ab. Rechts in den Winkel, Torwart machtlos. Guckt Euch die Bude an. Die ist klasse. Danach hieß es für die Fortuna: Läuftbeidir. Am Ende stand ein ungefährdetes 4 zu 1 gegen Wehen Wiesbaden. Im Vergleich zur vergangenen Saison haben sich die Südstädter spielerisch deutlich verbessert. Die sind schon länger meistens gut unterwegs. Wenn man von Spielen wie der Heimklatsche gegen Holstein Kiel am Karnevalssamstag absieht. Da stand hinter mir einer auf der Tribüne, der gefühlte hundert Mal während des Spiels sagte: „Rückfall in die Steinzeit.“ Und was soll ich sagen? Der Mann hatte Recht. Bis in die Steinzeit zurückgehen muss man nicht, wenn man nach dem Gründungsdatum der Fortuna sucht. Die feierte am Samstag ihren 68. Geburtstag. Exakt eine Woche nach dem FC, der auch ein Jung-68er ist. Die Fortuna wurde am 21. Februar 1948 als Fusion aus den Vereinen Bayenthaler SV, Sparkassen-Verein 1927 Köln und SV Victoria Köln gegründet. Der Versuch, aus kleineren Stadtteilmannschaften ein über die Stadt hinaus erfolgreiches Fußballteam zu stellen, hat Höhen und Tiefen erlebt. Im Moment führt der Weg wieder nach oben. Warten wir mal auf die nächste Saison. Da geht was. Hofft.
Der Wolf
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