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Gesellschaft

Die offene Wunde – siebter Jahrestag des Archiveinsturzes

Donnerstag, 3. März 2016 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Sieben Jahre ist der Einsturz des Stadtarchivs am Waidmarkt nun her. Noch immer klafft dort die Einsturzstelle als offene Wunde: Möglicherweise könne 2017 die Beweissicherung abgeschlossen sein, verkündeten die KVB in der vergangenen Woche und bezogen sich damit auf Angaben des Gutachters.

Die Bürgerbewegung „Köln kann auch anders“ lud nun, wie in den vergangenen Jahren auch, zu einer Informations- und Gedenkveranstaltung an der Einsturzstelle ein. Nach einer Begrüßung kam Stadtdirektor Guido Kahlen zu Wort, der über den Stand der Dinge informierte – was jedoch angesichts des Umstands, dass ja die Beweissicherung noch andauert, nicht viel Neues brachte: Nach wie vor sieht die Stadt die Ursache für den Einsturz ausschließlich im Fehlverhalten der Arbeitsgemeinschaft der beteiligten Baufirmen und konkret in einer Schlitzwand-Fehlstelle. Das Gutachterverfahren, das überprüfen soll, ob noch weitere Ursachen hinzukommen, so verriet Kahlen vorab, gebe darauf bislang aber keinen Hinweis.

 

Doch die juristische Ursachenforschung ist eben nicht der einzige Aspekt, der die Stadtgesellschaft interessiert. Das machte Frank Deja von „Köln kann auch anders“ deutlich, und ließ eine Reihe von baupolitischen Entscheidungen der Stadt Revue passieren, um aufzuzeigen, dass die Schwere des Unglücks am Waidmarkt zwar eine gravierende ist, aber auch nicht ganz allein da steht. Vielmehr werde daran besonders sichtbar, so Deja, dass die Kommunikationsstrukturen  in der Stadt und das fehlende Handeln auf klare Warnungen verheerende Folgen haben.

Deja zitierte Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die in Bezug auf die Silvester-Vorfälle, sagte, dass in Köln nicht jeder machen könne, was er wolle, und insistierte, Frau Reker beim Wort nehmend, dass dies ja nicht nur für Kleinkriminelle, sondern auch für Baufirmen gelten müsse.

 

Nach den Schweigeminuten um 13.58 Uhr enthüllte die Initiative ArchivKomplex ein eigens für den Ort entwickeltes Kunstwerk, das Mischa Kuball, Künstler und Professor an der Kunsthochschule für Medien in Köln, gestaltet hatte. Noch immer fehle am Ort des Geschehens ein offizieller Hinweis auf das, was hier passiert ist, hatte die Gruppe vorab in ihrer Einladung erklärt. Um wenigstens diese sichtbare Lücke zu schließen, machte sie der Stadt Köln eine große Hinweistafel mit stilisiertem Bild der Grube und dem großen Schriftzug „Einsturzstelle“ zum Geschenk.
Die nüchterne Aufmachung des Schildes ist bewusst angelehnt an die Informationstafeln an deutschen Autobahnen und auch entsprechend der Straßenverkehrsordnung gestaltet.

Elfie Scho-Antwerpes nahm die symbolische Miniatur-Tafel entgegen und bekräftigte, dass sie sich dafür einsetzen werde, dass das Original an prominenter Stelle fest installiert werde.

Zusätzlich hatte der Fotograf und Künstler Reinhard Matz seine Informations-Installation überarbeitet und erneut aufgehängt:  „24 Sätze zu 8 Minuten“ , die er 2012 am Bauzaun, der den Krater umgibt, als Installation aus kleinen Infotafeln angebracht hatte, die an die Katastrophe erinnern und darüber informieren sollte. Die Tafeln lösten wiederholt Kontroversen aus, da zuerst die Baufirmen und dann die Stadt selbst in den Ein-Satz-Tafeln“ am Bauzaun entlang des Bürgersteigs ein Risiko für eine Verkehrsgefährdung sahen. Letztlich wurden sie dann an der anderen, weniger belebten Straße wieder aufgehängt. Zum siebten Jahrestag aktualisierte der Künstler seine Intervention und brachte sie unter dem Titel „Beklagung in acht Tafeln“ wieder an der Stirnseite des Bauzaunes an.

 

 

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Weitere Artikel zum Thema finden Sie im Dossier „Waidmarkt und Ex-Stadtarchiv“

Text: Nora Koldehoff

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