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Gesellschaft

Lebensfreude, Wissensdurst und soziales Engagement

Dienstag, 31. Januar 2017 | Text: Aslı Güleryüz | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

In einem roten Kleid, dem passenden Lippenstift und einer knallgrünen Tasche kommt uns die groß gewachsene Özlem Aslan mit einem Lächeln entgegen. Wir treffen die gebürtige Französin mit türkischen Wurzeln im Foyer der Technischen Hochschule Köln am Ubierring. Vor wenigen Tagen hat die Masterstudentin an der TH Köln den DAAD-Preis 2016  – den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes – der Hochschule erhalten. Özlem Aslan ist noch sichtlich beeindruckt von der Auszeichnung. Sie strahlt bei den Worten: „Ich bin sehr stolz, aber ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich den Preis bekommen würde.“ Wie es dazu kam, erzählt sie uns später.

 

Geboren in Lyon

 

Wir verlassen das Foyer und gehen in ein Gebäude nebenan. Hier forscht und arbeitet Özlem Aslan. Es sprudelt schon aus ihr heraus: „Ich bin in Frankreich geboren, in der Nähe von Lyon. Meine ganze Familie ist noch dort. Meine Eltern sind sehr jung mit 19 Jahren nach Frankreich ausgewandert.“ Wir steigen die Stufen im Treppenhaus hoch. Und wie ist sie jetzt in Köln gelandet? „Wegen der Liebe! Auf einer türkischen Hochzeit habe ich meinen Mann kennengelernt. Er lebte damals in Bochum. Ich bin dann zu ihm gezogen und wir haben 1996 geheiratet. Mein Mann ist Diplom-Sozialarbeiter und hat dann eine Stelle in Bonn bekommen, so sind wir dann nach Bonn umgezogen.“

 

Zweimal Abitur gemacht

 

Hinter einer roten Tür öffnet sich ein helles, einladendes Büro. Im Konferenzraum steht ein Schreibtisch, den Özlem Aslan auch nutzt. Im Nebenbüro arbeitet eine Kollegin, die sie uns vorstellt. Ein langes Wandregal ist gefüllt mit Dokumentationen. Daneben führt eine Wendeltreppe in ein oberes Stockwerk. Hier fühlt sich Özlem Aslan wohl. Sie wollte in Deutschland studieren: „Das war mein Traum! Ich wollte schon immer studieren.“ Es gab nur ein Problem: Ihr französisches Abitur wurde in Deutschland nicht anerkannt. So begann der lange Ausbildungsweg der Özlem Aslan: „Zuerst war ich auf einer Sprachschule. Ich habe sechs Monate einen Intensivkurs besucht, den wir selbst finanziert haben. Anschließend habe ich eine Ausbildung zur Kinderpflegerin gemacht und dann noch direkt eine Erzieherinnen-Ausbildung absolviert. Gleichzeitig habe ich mein Abitur noch mal gemacht. Diesmal das deutsche. Das war alles noch in Bochum.“

 

 

Reisen quer durch die Welt

 

Nach dem Umzug nach Bonn arbeitete sich Özlem Aslan zur Gruppenleiterin im Kindergarten hoch und war auch zwei Jahre in der stationären Jugendhilfe tätig. „Ich hatte viele, schwere gesundheitliche Probleme. Daher, sagten die Ärzte, würde ich keine Kinder kriegen. Mein Mann und ich sind dann viel gereist. Nach Guadeloupe Martinique, nach Dominica und durch ganz Europa. Ende 2005 habe ich mich an der katholischen Fachhochschule für ein Kompaktstudium zur Sozialarbeiterin beworben und den Platz bekommen. Nach 2 Monaten habe ich erfahren, dass ich schwanger war. Trotz der gesundheitlichen Hindernisse. Das war wie ein Wunder. Den Studienplatz musste ich leider abgeben. Ich bin dann Mutter geworden.“ Und das gleich zwei Mal hintereinander: Als ihre erste Tochter noch nicht ein Jahr alt ist, erfährt Özlem Aslan, dass sie erneut schwanger ist – die Freude war groß.

 

Engagement für ein Austauschprojekt

 

Doch der Wissensdurst der Özlem Aslan trieb sie weiter, sie wollte nicht nur Mutter sein. Sie nahm wieder eine Stelle in einem Kindergarten an und arbeitete auch in einem Heim. Aber die Arbeit unterforderte sie: „Mein Mann hat mich immer unterstützt. Auch wenn es finanziell eng war. Wir hatten ein Haus gekauft, die Kinder waren noch klein. Dann habe ich mich 2012 an der TH Köln für einen Studienplatz in Sozialarbeit beworben und den Platz bekommen. In der Regelstudienzeit habe ich meinen Bachelor gemacht. Jetzt mache ich meinen Master und bin im 3. Semester.“ Das klingt nach einem ausgefüllten Alltag. Aber die energische Frau ist nicht aufzuhalten. An der Hochschule engagiert sie sich für ein Austauschprojekt zwischen Köln und Lille. Außerdem leitete sie einen Französisch-Konversationskurs. Ihre Forschungsarbeit beschäftigt sich mit dem politischen Engagement von jungen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund im Vergleich Deutschland-Frankreich. Wer in der Südstadt wohnt, im Alter von 16-25 Jahren ist und Interesse hat, von Özlem Aslan zu diesem Thema interviewt zu werden, kann sich in der Redaktion von „Meine Südstadt“ melden.

 

DAAD-Preis für hervorragende Leistungen

 

In Bonn begleitet Aslan Geflüchtete und Familien mit Migrationshintergrund zu Behörden und gab Fanzösisch-Unterricht an Schulen. Und dann besucht sie auch mindestens einmal in der Woche ihre 92-jährige Nachbarin: „Sie möchte nur, dass ich ihr zuhöre. Sie ist sehr einsam und freut sich so, wenn ich komme. ‚Warum machst du das?’, werde ich oft gefragt. Ich mache das gerne. Wir werden auch alt. Das Leben ist ein Geben und Nehmen. Das gibt mir auch etwas zurück.“ Ein Tag von Özlem Aslan scheint mehr Stunden zu haben als gewöhnlich. Und wo bleibt Zeit für die Familie? Für die Kinder? „Die Zeit ist knapp. Aber es funktioniert. Ich versuche, alle Dinge zu machen, wenn meine Kinder in der Schule sind.“  Und das sind die Gründe, warum die 39-jährige Özlem Aslan den DAAD-Preis der TH Köln bekommen hat. Der wird nämlich für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen vergeben. Seit 1995 vergibt der Deutsche Akademische Auslandsdienst den Preis, der „dazu beitragen soll, den großen Zahlen ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen Gesichter zu geben und sie mit Geschichten zu verbinden“.

 

Insgesamt 40 Vorschläge wurden für den Preis eingereicht, weiß Christian Sander von der Pressestelle der TH Köln. Professoren schlagen Studierende vor und eine Jury entscheidet über das Ergebnis. „Meine Professorin Dr. Dagmar Brosey hat mich im Oktober letzten Jahres informiert, dass sie mich für den Preis vorschlagen wolle. Meine Professoren Brosey, Ottersbach und Farrokhzad haben Empfehlungsschreiben dazu verfasst.“. In ihrer Begründung hat Brosey geschrieben: „Özlem Aslan ist in allen Lebensbereichen ein Vorbild an Forschungsgeist, Engagement, Tugendhaftigkeit, Menschlichkeit und Lebensfreude“. Wenn man sich ihre Lebensgeschichte anhört, dann kann man dem sofort zustimmen.

 

Und was macht Özlem Aslan mit dem mit 1000 Euro dotierten Preis? „Ich möchte promovieren. Das soll der nächste Schritt nach meinem Master sein. Einen Teil des Geldes möchte ich jetzt schon dafür sparen. Und einen Teil des Geldes werden wir für ein Wellness-Wochenende für die ganze Familie ausgeben.“ Das klingt nach einer guten Investition.

Text: Aslı Güleryüz

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